Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll9. Sitzung / Seite 83

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11.30.32

Abgeordnete Dr. Angelika Winzig (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Regierungsmitglieder! Sehr geehrter Kolleginnen und Kollegen hier im Hohen Haus! Die duale Ausbildung ist ein Erfolgsmodell für unsere Jugendlichen, denn diesem Aus­bildungsmodell verdanken wir unsere niedrige Arbeitslosigkeit – wir haben das heute schon gehört –, im Vergleich zu den Horrorzahlen von anderen Regionen und Staaten.

Ich kann hier von unserem Bundesland Oberösterreich sprechen, wir sind das Lehr­lingsbundesland Nummer eins, mit 26 000 Lehrlingen, und unsere Jugendarbeitslosig­keit liegt bei 6 Prozent. Die duale Ausbildung ist aber auch ein Erfolgsmodell für unsere Wirtschaft und somit für uns alle, denn mit einer qualifizierten Ausbildung, sowohl im Betrieb als auch in der Berufsschule, schaffen wir es, dass wir für die Weiterentwick­lung unserer Unternehmen und für unser Wirtschaftswachstum das so wichtige Fach­personal für die Zukunft zu Verfügung haben. Daher findet auch unser Modell großen Anklang in Europa und in der Welt. Und wir von der Interessenvertretung verbreiten das auch in Europa. Die Vizepräsidentin der WKÖ ist auch Vizepräsidentin von Euro­chambres, und sie präsentiert das allen 44 Eurochambres-Mitgliedern, die großes In­teresse zeigen.

Einige, glaube ich, haben das Regierungsprogramm noch immer nicht ganz gelesen, denn der Bedeutung dieses Themas entsprechend finden wir die Weiterentwicklung des dualen Ausbildungssystems auch im Regierungsübereinkommen. Den ersten Mei­lenstein sehe ich in der Ausbildungspflicht bis zum 18. Lebensjahr. Wir haben im Jahr 10 000 Jugendliche, die keine weiterführende Ausbildung, keine Lehre, keine Schule besuchen. Ich bin da nicht der Meinung von Herrn Dr. Rosenkranz, ich bin der Mei­nung, das sind lebenslange Sozialfälle, und die wollen und können wir uns in Zukunft nicht leisten. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir haben derzeit in Oberösterreich – Herr Dr. Walser, ich weiß nicht, mit welchen Zah­len Sie da hantieren – 2 000 offene Lehrstellen, die wir nicht besetzen können. Also dass die Betriebe nicht ausbilden wollen, davon ist keine Rede.

In diesem Zusammenhang ist die Vorbereitung der Jugendlichen für die duale Ausbil­dung sehr wichtig, und darum wurde auch im Regierungsprogramm ein Schwerpunkt auf die Berufsorientierung, auch unter Einbeziehung externer Experten aus der Wirt­schaft, beschlossen, sowie eine persönliche Stärkenanalyse. Gerade diese Potenzial­analyse halte ich für sehr wichtig für die Berufswahl, denn erstens werden wir uns Kos­ten für künftige Umschulungen ersparen und zweitens bringt sie Motivation für schwa­che SchülerInnen, die in ihrem schulischen Alltag aufgrund der schlechten Noten per­manent Probleme mit Eltern und Lehrern haben. Da werden diese SchülerInnen wahr­scheinlich zum ersten Mal in ihrer Schulkarriere erfahren, dass auch sie Stärken ha­ben, die man weiterentwickeln kann.

Aber auch die im Regierungsprogramm beschlossene Polytechnische Schule PLUS ist für mich ein sehr wichtiger Einstieg ins duale System. Es werden künftig Module zum Nachlernen der Grundkompetenzen Rechnen, Lesen, Schreiben geschaffen, genauso wie Module für die soziale Kompetenz – das geht von Konfliktlösung bis zu Benimm­regeln –, notwendig ist vor allem eine aktive Unterstützung bei der Lehrstellensuche, denn in der neunten Schulstufe ist es bereits fünf vor zwölf.

Obwohl das duale Ausbildungssystem im Ausland sehr große Anerkennung genießt, haben wir in Österreich Imageprobleme. Man muss aber auch dazusagen, wir haben in Österreich hervorragende berufsbildende Schulen wie die HTL, die Tourismusschulen und so weiter. Ein Schritt in die richtige Richtung wurde bereits in der Vergangenheit mit der Lehre mit Matura gesetzt, ein weiterer wird folgen, und zwar mit der Matura mit einer verkürzten Lehrzeit. Das ist natürlich auch für die dreijährigen Fachschulen sinn­voll.

 


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