Wohl aufgrund der eng verwobenen Beziehungen – s. a. KPMG-Leaks – zwischen der Holding-Geschäftsführung und relevanten Stakeholdern sowie aufgrund der stabilen Einbettung in die politischen Interessen der aktuellen Regierungsparteien, scheint in den Medien noch nie der Hinweis auf die Möglichkeit, wenn nicht sogar Notwendigkeit, einer Abberufung des Geschäftsführers der Bundestheater durch das BMUKK erwogen worden zu sein. Dabei liegt das Versagen im konzernweiten Controlling, in der internen Revision und bei der finanziellen Absicherung der Bühnengesellschaften, also bei allen Kernaufgaben der Holding im Einflussbereich des strategischen Leiters.
Die Verantwortung liegt nicht allein bei der kaufmännischen Direktorin
Dass Frau Mag. Stantejsky für die heikle Lage des Burgtheaters allein verantwortlich sein soll, erscheint nicht glaubhaft. Allein die durchaus als gezielt zu beschreibenden selektiven „Leaks“ des forensischen Zwischenberichts der KPMG erwecken den Anschein, dass man hier die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gezielt auf vermutete dolose Handlungen von Frau Mag. Stantejsky richten will. Es kann kein Zufall sein, dass von sämtlichen RedakteurenInnen, die sich dem Thema widmen, immer just die Stellen des Berichts zitiert werden, die sich um die Frage der Manipulationen bei der Kassa des Burgtheaters drehen und prinzipielle Betrachtungen über die Art und Weise treffen, wie Frau Mag. Stantejsky die Geschäfte geführt habe.
Der Bericht hat dem Augenschein nach einen Umfang von über 50 Seiten. Dass hier gezielt manipulative Kommunikation betrieben wird, ist offensichtlich.
Im Zentrum dieser gezielten Häppchen-Informationspolitik stehen die Ein- und Auszahlungen einer Excel-Datei, die mit „Kassa“ betitelt ist. Diese zeigt, dass am 31.August 2012 zahlreiche Einzahlungen in Höhe von rd. 176.000 Euro in die Kasse getätigt wurden. Dadurch seien Liquiditätsengpässe verschleiert worden.
Die Liquidität war – neben den drohenden Bilanzverlusten – offenbar ein großes Problem. Der Aufsichtsrat des Burgtheaters hatte im Jahr 2011 beschlossen, dass der Bank-Kreditrahmen jährlich um 750.000 Euro zu reduzieren sei.
Das Liquiditätsmanagement dürfte in der Burg – so die verfügbaren Informationen aus dem forensischen Zwischenbericht mit dem klingenden Namen „Sopran“ – nach dem „Loch auf, Loch zu-System” erfolgt sein.
Die Verschleppung von budgetären Nöten mit schiefer Optik
In Wahrheit hat das Haus seit Jahren ein Problem mit wachsender Verschuldung. Darüber hinaus bereitete man sich mit dem Wechsel der Direktion von Bachler zu Hartmann auf deutlich erhöhte Produktionskosten vor (Der Lagebericht 2008/2009 spricht von einem geplanten „Eröffnungs-Premieren-Marathon“). Aus diesem Grund griff man ab 2009 auch zu von den damaligen Abschlussprüfern von PwC akzeptierten Bilanztricks und schrieb Produktionen statt bis zu 3 nun bis zu 5 Jahre ab. In Wahrheit hat sich das Burgtheater seit damals reicher gerechnet als es ist und so verschleiert, dass wohl zu teuer produziert wurde.
Zur Erreichung eines ausgeglichenen Budgets notwendige Einsparungen erfolgten wohl hauptsächlich über Kürzungen beim künstlerischen Personal, also durch Kündigungen. Daneben sind die Einnahmen gesteigert worden – durch höhere Sitzplatzauslastung und eine Erhöhung der Ticketpreise.
Günstigere Produktionen zu fahren war offenbar keine Option.
Über Jahre hinweg erfolgte weder im Burgtheater selbst noch über die Holding oder über das BMUKK eine funktionale den verfügbaren Mitteln entsprechende Budgetplanung. Damit geht einerseits eine Verfehlung der handelnden Personen einher, anderseits ist das auch eine Bankrotterklärung für die Kontrolle des Einsatzes von Steuermitteln.
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