Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll12. Sitzung / Seite 137

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Besonderes Augenmerk verdienen die Produktionskosten für Inszenierungen von Hart­mann selbst, und dabei insbesondere auch die Kosten für das „Leading Team“.

Am Burgtheater inszenierte er bisher zwölf Produktionen.

Darüber hinaus gab es fünf Übernahmen aus Zürich und Bochum, ebenfalls unter der Regie von Hartmann:

Aus vorliegenden Aufstellungen ergeben sich Gesamtproduktionskosten von rd. 2,6 Mio. Euro für die von Hartmann inszenierten Stücke in den Saisonen 2008/09 sowie 2009/10 (samt Vorbereitungskosten). Davon entfiel rund die Hälfte der Kosten (rd. 1,3 Mio) auf das Leitungsteam.

Somit inszenierte Hartmann selbst rd. drei Stücke pro Saison zusätzlich zu den Über­nahmen von von ihm inszenierten Stücken aus Bochum und Zürich. Fraglich ist, wie­viele Stücke vertraglich bereits abgegolten sind und für wieviele Stücke er zusätzliche Honorare erhalten hat. Jedenfalls steht die Häufigkeit der Inszenierungen Hartmanns in einem Spannungsverhältnis zu seinen Aufgaben als Geschäftsführer des Burgtheaters.

Zusätzliche Produktionskosten erwuchsen der Burg seit der Direktion Hartmann durch die „Junge Burg“. Das Vorzeigeprojekt in puncto Kinder- und Jugendprogramm geriet nun im Zuge der Diskussionen um die Finanznöte des Theaters in die Kritik (siehe Wie­ner Zeitung:

http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/buehne/604160_Die-Burg-als-Spielwiese.html).

Eine vorliegende Aufstellung der Produktionskosten für die Junge Burg in der Sai­son 2009/10 zeigt, dass die Gesamtproduktionskosten bei rund 810.000 Euro lagen. Davon gingen rd. 260.000 Euro an das Leading Team. Besonders hoch waren die Kos­ten beim „Zauberer von Oz“ mit rd. 700.000 Euro, rd. 187.000 Euro entfielen auf das Leading Team. Dass sämtliche Produktionen der Jungen Burg unter der Leitung und Regie von Annette und Peter Raffalt, der Schwester und dem Schwager von Matthias Hartmann, stehen, hat eine schiefe Optik. Eine schiefe Optik allein ist noch kein Skan­dal. In vielen Gesellschaften findet sich allerdings in Geschäftsordnungen die Rege­lung, dass die Einstellung von Verwandten der Zustimmung des Aufsichtsrats bedarf. Im Burgtheater fehlt jedoch eine solche Regelung.

Ein Ensemble, das aufbegehrt

Am 14. Februar 2014 sprach das Ensemble mit einer Mehrheit von ¾ der Mitglieder ein Misstrauensvotum gegenüber Direktor Hartmann und Direktor Springer aus:

Wir, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Burgtheaters, sehen uns nach Bekannt­werden des finanziellen desaströsen Zustandes unseres Betriebes und mit der Frage nach den Verantwortlichen dafür in der alleinigen Schuldzuweisung an die ehemalige kaufmännische Geschäftsführerin, nicht in der Lage, dieser Darstellung glauben zu schenken.

Das Ensemble fordere die Geschäftsführer auf, „ihre Verantwortung im Sinne der Rechtsvorschrift des Bundestheaterorganisationsgesetzes zu übernehmen“.

Einerseits ist es ein unhaltbarer Zustand für einen künstlerischen Geschäftsführer ei­nes Theaters, wenn er eine große Mehrheit des Ensembles gegen sich hat. Anderer­seits kann man davon ausgehen, dass die Mitglieder des Ensembles gut Bescheid wis­sen, wie es um die Verantwortlichkeiten innerhalb der Organisationen bestellt ist. Dies ist ein weiterer Hinweis dafür, dass sowohl der Direktor des Burgtheaters als auch der Geschäftsführer der Holding die Mitverantwortung für die finanzielle Misere der Burg zu tragen haben.

Nie behobene strukturellen Schwächen der Bundestheater-Holding

 


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