Aus politischer Perspektive ist die Frage, ob die derzeitige Eskalation und die nachhaltigen Schäden, die dadurch der Reputation des Burgtheaters im In- und Ausland entstehen, vermeidbar und absehbar waren, klar mit „Ja“ zu beantworten.
So sind mangelnde Effektivität und Effizienz der Planung und Kontrolle der Budgetierung des Burgtheaters bereits im vom Ministerium unter Verschluss gehaltenen „Bericht zur Effizienzanalyse des österreichischen Bundestheaterkonzerns“ von Ernst & Young im Auftrag des BMUKK im Jänner 2010 detailliert aufgeführt worden.
Dort heißt es unter anderem:
Die Darstellung der Plan-Ist-Abweichung des Umsatzes inkl. Basisabgeltung sowie sonstiger betrieblicher Erträge zeigt am Beispiel der Staatsoper, dass die Planung zumindest in den beobachteten Zeiträumen regelmäßig um bis zu 10% unter dem tatsächlichen Ist-Wert liegt. Eine stichprobenartige Untersuchung zeigte zudem, dass Planwerte mehrmals unter den Vorjahreswerten kalkuliert wurden. Angesichts der Regelmäßigkeit respektive der Gleichmäßigkeit der Abweichung zeigt sich, dass die Planung der Bühnengesellschaften offensichtlich nicht ausreichend auf Erfahrungswerten basieren. Diese Vorgehensweise muss kritisch angemerkt werden [...]
Die Analyse der Plan-Ist Abweichung des EBIT zeigt weiters, dass auch bei den übrigen geplanten Ertrags- sowie Aufwandspositionen erhebliche Abweichungen bestehen. Derart hohe Abweichungen deuten, insbesondere bei regelmäßigem Auftraten, auf Ineffizienzen im Planungsprozess hin
Es gibt keine integrierte Planung, welche aus einer Gewinn- und Verlustrechung, einer Bilanz sowie einer Cashflowrechnung besteht
Wir empfehlen, dass die Holding stärker in den Budgetierungsprozess der Tochtergesellschaften eingreift
Die Planung der Bühnengesellschaften sowie ThSG erfolgt mit Hilfe eine Excelunterlage. [...] Planungsunterlagen, welche auf Excel basieren, sind – wenn nicht zentral verwaltet und mit entsprechenden Rechten und Kontrollen versehen – fehleranfällig
Es wurde bewusst auf eine Zentralisierung der Rechnungslegungsfunktion verzichtet [...]
Es gibt derzeit kein umfassendes Bilanzierungshandbuch, in welchem sowohl die Bilanzierungsvorschriften als auch Konsolidierungsgrundsätze enthalten sind [...]
Es existiert kein formeller Kalender für das Konzernrechnungswesen respektive die Durchführung der Konsolidierung
Für einen Konzern der Größenordnung der Bundestheater mit 2.472 Mitarbeitern (GJ2007/2008) erscheint eine Konzernrevision, welche aus einer einzigen Person besteht, unterdimensioniert.
Sowohl die wirtschaftlich zunehmend angespannte Lage des Burgtheaters als auch das hohe Risiko eines versteckten Missmanagements waren bekannt.
Die Entdeckung unerklärlicher Excel Tabellen in Stantejskys Ablage im Rahmen der forensischen Untersuchung der Vorkommnisse war nahezu vorhersehbar. Diese Praxis der Buchhaltung wurde durch Ernst & Young bereits 2010 kritisiert und Verbesserungsvorschläge wurden von den Wirtschaftsprüfern unterbreitet.
Auch der gewählte rechtliche Rahmen für die Ausgliederung der Bundestheater ist hier zu thematisieren. Interessant ist ein Vergleich der gewählten rechtlichen Form der Ausgliederung mit den Bundesmuseen, die als (wissenschaftliche) Anstalten öffentlichen Rechts eingerichtet sind und lediglich über die Kultursektion des BMUKK strategisch gesteuert und wirtschaftlich kontrolliert werden.
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