Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll12. Sitzung / Seite 138

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Aus politischer Perspektive ist die Frage, ob die derzeitige Eskalation und die nach­haltigen Schäden, die dadurch der Reputation des Burgtheaters im In- und Ausland entstehen, vermeidbar und absehbar waren, klar mit „Ja“ zu beantworten.

So sind mangelnde Effektivität und Effizienz der Planung und Kontrolle der Budgetie­rung des Burgtheaters bereits im vom Ministerium unter Verschluss gehaltenen „Be­richt zur Effizienzanalyse des österreichischen Bundestheaterkonzerns“ von Ernst & Young im Auftrag des BMUKK im Jänner 2010 detailliert aufgeführt worden.

Dort heißt es unter anderem:

Die Darstellung der Plan-Ist-Abweichung des Umsatzes inkl. Basisabgeltung sowie sonstiger betrieblicher Erträge zeigt am Beispiel der Staatsoper, dass die Planung zu­mindest in den beobachteten Zeiträumen regelmäßig um bis zu 10% unter dem tat­sächlichen Ist-Wert liegt. Eine stichprobenartige Untersuchung zeigte zudem, dass Planwerte mehrmals unter den Vorjahreswerten kalkuliert wurden. Angesichts der Re­gelmäßigkeit respektive der Gleichmäßigkeit der Abweichung zeigt sich, dass die Pla­nung der Bühnengesellschaften offensichtlich nicht ausreichend auf Erfahrungswerten basieren. Diese Vorgehensweise muss kritisch angemerkt werden [...]

Die Analyse der Plan-Ist Abweichung des EBIT zeigt weiters, dass auch bei den üb­rigen geplanten Ertrags- sowie Aufwandspositionen erhebliche Abweichungen beste­hen. Derart hohe Abweichungen deuten, insbesondere bei regelmäßigem Auftraten, auf Ineffizienzen im Planungsprozess hin

Es gibt keine integrierte Planung, welche aus einer Gewinn- und Verlustrechung, einer Bilanz sowie einer Cashflowrechnung besteht

Wir empfehlen, dass die Holding stärker in den Budgetierungsprozess der Tochterge­sellschaften eingreift

Die Planung der Bühnengesellschaften sowie ThSG erfolgt mit Hilfe eine Excelunter­lage. [...] Planungsunterlagen, welche auf Excel basieren, sind – wenn nicht zentral verwaltet und mit entsprechenden Rechten und Kontrollen versehen – fehleranfällig

Es wurde bewusst auf eine Zentralisierung der Rechnungslegungsfunktion verzichtet [...]

Es gibt derzeit kein umfassendes Bilanzierungshandbuch, in welchem sowohl die Bi­lanzierungsvorschriften als auch Konsolidierungsgrundsätze enthalten sind [...]

Es existiert kein formeller Kalender für das Konzernrechnungswesen respektive die Durchführung der Konsolidierung

Für einen Konzern der Größenordnung der Bundestheater mit 2.472 Mitarbeitern (GJ2007/2008) erscheint eine Konzernrevision, welche aus einer einzigen Person be­steht, unterdimensioniert.

Sowohl die wirtschaftlich zunehmend angespannte Lage des Burgtheaters als auch das hohe Risiko eines versteckten Missmanagements waren bekannt.

Die Entdeckung unerklärlicher Excel Tabellen in Stantejskys Ablage im Rahmen der fo­rensischen Untersuchung der Vorkommnisse war nahezu vorhersehbar. Diese Praxis der Buchhaltung wurde durch Ernst & Young bereits 2010 kritisiert und Verbesserungs­vorschläge wurden von den Wirtschaftsprüfern unterbreitet.

Auch der gewählte rechtliche Rahmen für die Ausgliederung der Bundestheater ist hier zu thematisieren. Interessant ist ein Vergleich der gewählten rechtlichen Form der Aus­gliederung mit den Bundesmuseen, die als (wissenschaftliche) Anstalten öffentlichen Rechts eingerichtet sind und lediglich über die Kultursektion des BMUKK strategisch gesteuert und wirtschaftlich kontrolliert werden.

 


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite