Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll12. Sitzung / Seite 147

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trolling muss der Sorgfaltsmaßstab eines ordentlichen und gewissenhaften Geschäfts­mannes angelegt werden. Ob das erfolgt ist, weiß ich nicht. Ich möchte später noch auf diese Abschreibungsmethodik zu sprechen kommen, die, ehrlich gesagt, Zweifel daran aufkommen lässt.

Ich habe schon gesagt, Planung und Kontrolle, Revision, sind eine Hauptaufgabe der Holding, und damit ist es eine Frage der Geschäftsführung der Holding, ob da dieser Aufgabe ordentlich nachgekommen wurde. Es ist die Frage – und das verwundert mich als geneigte Leserin –, warum eigentlich noch nie zur Sprache gekommen ist, wie es um die Verantwortung des Holding-Geschäftsführers, Georg Springer, bestellt ist.

Ich habe eine Theorie dazu. Wenn man in den Kulturredaktionen nachfragt bezie­hungsweise wenn man so sieht, was da in den letzten Wochen geschrieben wurde, muss man sagen, es ist eine gezielte KPMG-Leaks-Politik verfolgt worden. Es gibt ei­nen forensischen Bericht, einen Zwischenbericht, mit dem schönen Titel „Sopran“ der KPMG, der auch hinsichtlich der Gebarungen oder der Malversationen von Frau Stan­tejsky Aufschluss gibt. In den Redaktionen des In- und Auslandes sind gerade einmal sechs bis sieben Seiten dieses augenscheinlich mehr als 50 Seiten umfassenden Be­richts gelandet. Es ist meiner Meinung nach als gezielte Manipulation der Öffentlichkeit zu sehen, dass ausgerechnet die Seiten in den Kulturredaktionen auftauchen, die wie­derum die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit nur auf diese eine Person lenken. Dass nur eine Person dafür verantwortlich ist, dass es jetzt zu diesem Defizit kommt, das glaube ich nicht, das glauben viele Journalisten nicht und das glaubt ja mittlerweile das Ensemble des Burgtheaters auch nicht mehr.

Die „Burg“ hat ein veritables Liquiditätsproblem, das hat sich gezeigt. Es wird ja in die­sem forensischen Bericht von einem Loch-auf-Loch-zu-System gesprochen. Die Frage ist: Warum ist das nicht früher bemerkt worden? Es kann doch nicht sein, dass dieses veritable Liquiditätsproblem nicht bemerkt worden ist, noch dazu, wo der Aufsichtsrat ja beschlossen hat, die Kredite jährlich um 750 000 € zu reduzieren!

Daneben – und das ist jetzt der zweite entscheidende Handlungsstrang – hat die „Burg“ ein Problem mit der Verschuldung, und zwar seit Jahren. In Wirklichkeit ist diese Verschuldensthematik jahrelang nach vorne weitergeschoben worden. Was meine ich damit? – Wenn man sich die Jahresabschlüsse des Burgtheaters ansieht, so sieht man, dass im Jahr 2008 noch Produktionen über ein bis drei Jahre abgeschrieben wur­den. Jahresabschluss 2009, also in der Saison 2008/2009, wo man sich vorbereitet hat auf den, wie es auch im Lagebericht des Burgtheaters heißt, Eröffnungspremieren-Ma­rathon von Direktor Hartmann, hat man auf einmal begonnen, Produktionen zum Teil über fünf Jahre hinweg abzuschreiben. Das hat man dann 2009, 2010, 2011 gemacht, bis 2012 eine neue Abschlussprüfungsgesellschaft gekommen ist, die KPMG – alle sechs Jahre müssen die Abschlussprüfer wechseln –, und die hat die Reißleine gezo­gen. Die haben gesagt: Das geht nicht, da spielen wir nicht mehr mit!

Wenn man mit Wirtschaftsprüfern redet, hört man, dass es nicht alltäglich ist, dass da Wirtschaftsprüfer kommen und sagen: In der Art und Weise, wie ihr das über Jahre abgeschrieben habt, können wir das nicht mehr akzeptieren! Das heißt, das lässt schon den Schluss zu, dass hier exzessiv davon Gebrauch gemacht wurde, Produk­tionen über einen längeren Zeitraum abzuschreiben.

Was ist das Problem? – In Wirklichkeit rechnet man sich über Jahre reicher, als man tatsächlich ist, und verschleiert damit die tatsächliche budgetäre Situation. Es ist nicht einzusehen, dass das niemandem aufgefallen ist, im Burgtheater nicht, im Aufsichtsrat nicht, in der Holding nicht, im Aufsichtsrat der Holding nicht und schon gar nicht im BMUKK und auch nicht im BMF, wo es auch ein Beteiligungscontrolling geben muss.

Ich habe hier eine Aufstellung der Produktionskosten der Stücke, für die Matthias Hart­mann selbst die Regie übernommen hat. Im Jahr 2008/2009 waren das Vorbereitungs-


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