Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll12. Sitzung / Seite 148

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arbeiten, 2009/2010 waren die Aufführungen. Das ist nichts Ungewöhnliches. Natürlich muss ein neuer Direktor dem Haus einen neuen Anstrich geben und muss eigene Pro­duktionen haben, die er zum Teil auch aus anderen Häusern mitnimmt. Es sind in der Direktion Hartmann insgesamt zwölf neue Eigenregiearbeiten gewesen und fünf Über­nahmen aus Bochum und Zürich. Was allerdings auffällig ist, ist die Summe für diese Produktionen. Wenn man die Zahlen von 2008/2009, 2009/2010 für die Stücke, in de­nen Hartmann selbst Regie geführt hat, zusammenzählt, kommt man auf 2,6 Millio­nen €. Der Anteil, der an das Leitungsteam, also unter anderem an die Regie, dafür ge­gangen ist, beträgt 1,3 Millionen €.

Jetzt muss man wissen – so wurde mir das erzählt –, dass Direktor Peymann in sei­nem Vertrag abgegolten hatte, dass er pro Jahr zwei Stücke selbst inszeniert. Die Frage ist: Wie viele Stücke hat Direktor Hartmann in seinem Vertrag abgegolten? Und ist es nicht ein wenig sonderbar, dass man, wenn die budgetäre Situation ohnehin schon so dramatisch ist, bei den Produktionen, bei denen man selbst Regie führt, nicht einspart? Wartet man da eigentlich auf einen Bankomaten? Schauen da alle anderen zu, wie das ein Selbstbedienungsladen des Herrn Hartmann wird?

Ich gehe weiter. Es ist auch die Junge Burg in die Kritik geraten. Ich möchte jetzt hier nicht über die kulturpolitische Bedeutung der Jungen Burg referieren, die sich zwei-felsohne großer Beliebtheit erfreut, aber ich habe auch hinsichtlich der Produktionen der Jungen Burg aus dem Jahr 2009/2010 Zahlen – in Summe über 800 000 €, davon für ein Stück, nämlich „Der Zauberer von Oz“, 700 000 €. Der Anteil, der bei diesem Stück „Der Zauberer von Oz“ an das Leitungsteam gegangen ist, beträgt etwas mehr als 185 000 €. Das besonders Pikante an der Geschichte ist, dass die Junge Burg von der Schwester von Matthias Hartmann, Annette Raffalt, und deren Mann, Peter Raffalt, geführt wird.

Jetzt ist das nicht unbedingt ein Skandal, aber es schaut auch nicht gut aus. Und ich muss ehrlich sagen, es gibt im Aktienrecht und auch in den Geschäftsordnungen von verschiedenen Gesellschaften eine Regelung, die da bei Beteiligungen des Bundes sehr angebracht wäre, nämlich dass Geschäfte mit oder die Einstellung von nahen Verwandten jedenfalls der Zustimmung des Aufsichtsrats bedürfen. Ich würde daher dringend an das Ministerium appellieren, für die Fälle der Beteiligung des Bundes eine solche Regelung auch einzuführen.

Ich habe es schon gesagt, das Ensemble hat mittlerweile aufbegehrt. Mit einer Mehr­heit von drei Vierteln hat das Ensemble Direktor Hartmann und auch Direktor Springer das Misstrauen ausgesprochen. Das ist schon bemerkenswert. Es ist unendlich schwierig und eigentlich eine untragbare Situation, wenn ein Theaterdirektor die Mehr­heit des Ensembles gegen sich hat. Da stellt sich schon die Frage, ob er mittelfristig als Theaterdirektor weiteragieren kann. Es ist aber auch bemerkenswert, weil man gerade in einem Theaterbetrieb, der bisweilen Kantinencharakter hat, davon ausgehen kann, dass das Ensemble sehr gut darüber Bescheid weiß, wie es um die tatsächlichen Ver­antwortlichkeiten innerhalb der Organisation bestellt ist.

Das sind jetzt die Fragen personeller Natur. Uns interessiert aber auch die Frage: Gibt es da ein strukturelles Problem? Ist hier etwas, was eigentlich ein ordentliches Control­ling, eine ordentliche Revision schon früher hätte aufzeigen können? War, anders ge­fragt, dieses Defizit, diese ganze Misere vorhersehbar? – Ich sage: Ja.

Es gibt aus dem Jahr 2010 einen Bericht zur Effizienzanalyse der Bundestheater, er­stellt von Ernst & Young; das Ministerium hat ihn unter Verschluss gehalten. Darin fin­den sich unter anderem folgende Aussagen:

Die Darstellung der Plan-Ist-Abweichung des Umsatzes inklusive Basisabgeltung sowie sonstiger betrieblicher Erträge zeigt, dass die Planung regelmäßig um bis zu 10 Pro­zent unter dem tatsächlichen Ist-Wert liegt.

 


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