Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll12. Sitzung / Seite 158

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Dass externe Prüfer sich um die Faktenlage kümmern, halte ich in dieser Causa für un­umgänglich. Wenn die Fakten auf dem Tisch liegen, dann kann die Verantwortung zu­geschrieben werden.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es ist dies nicht ein Verlust, wie er in Unter­nehmen häufig vorkommt, sondern hier geht es um eine österreichische Institution. Der Homepage entnehme ich, wie das Burgtheater sich selbst sieht – ich zitiere –:

„Das Burgtheater ist als österreichisches Nationaltheater die wichtigste Schauspiel­bühne des Landes und das größte Sprechtheater Europas, das Tradition, Vielfalt und Fortgang verbindet.“

Der Erfolg, meine sehr verehrten Damen und Herren, mit dem hohen künstlerischen Anspruch ist unbestritten, gehört hier auch erwähnt. Der Publikumsandrang beweist dies. Über 877 Vorstellungen in einer Spielzeit, 483 800 Zuseher. Das ist etwas, das unseren Gästen aus dem Ausland und auch der österreichischen Bevölkerung ans Herz gewachsen ist. Daher müssen wir hier rasch, aber behutsam und besonnen vor­gehen. Der Spielbetrieb soll durch die Debatte, durch die Krisenbewältigung nicht ge­stört werden. Wenn ich das hier so sage, so ist mir natürlich bewusst, dass angesichts der Irritationen und Verunsicherungen im Ensemble dies fast ein unmögliches Unter­fangen ist.

Wenn bekannt wird, dass Millionen fehlen, wenn bereits Sparmaßnahmen eingeleitet sind, dann ist es nur natürlich – das kann ich mir gut vorstellen –, dass Ensemblemit­glieder Existenzängste haben, dass sie nicht nur Angst haben, den Job zu verlieren, sondern auch Angst haben, unter Umständen weniger oder gar kein Engagement mehr zu haben. Daher geht es hier um eine Kommunikation, die der Minister bereits eingelei­tet hat, aber auch um lückenlose Aufklärung der Vorgänge.

Das Zahlenwerk wird noch diese Woche vorgestellt werden, und dann werden wir wis­sen, wie kreativ diese Buchhaltung tatsächlich war – es gilt die Unschuldsvermutung –, welche Malversationen es tatsächlich gab. (Abg. Dr. Zinggl: Das wissen Sie aus Ihrer Zeit als Finanzminister!) – Herr Zinggl, die Problematik besteht darin, dass, wenn et­was verschleiert, vertuscht oder womöglich sogar in den Belegen gefälscht ist, das dann auch aus den Abschlüssen nicht so einfach schlüssig ist! Es hat ja auch die KPMG den Abschluss 2011 nicht beanstandet. Daraus, durch Kontrolle und interne Re­vision ist man aber auf Unregelmäßigkeiten aufmerksam geworden. Sie sind nicht von außen bemerkt worden, das hat sehr wohl das System für sich selbst erkannt, wiewohl ich natürlich nicht abstreite, dass es strukturell noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt, speziell im Planungswesen, speziell im Hinblick auf die Zusammenarbeit Holding und Spielstätten.

All das können wir im Ausschuss am 13. März beraten. All das macht dann Sinn, wenn die Fakten auf dem Tisch liegen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die „Burg“ wurde „überhitzt“, das ist richtig. Es hat zu viele Premieren und Veranstaltungen gegeben. Wenn der Direktor einer GesmbH, der gleichzeitig Geschäftsführer ist, seine gesamte Zeit den eigenen Produk­tionen widmet, für die er ein Extrahonorar bekommt, dann ist unter Umständen eine Schieflage gegeben, dann kann es sein, dass er sich der Geschäftsführung nicht mehr widmen konnte. So etwas Ähnliches haben wir im Gesundheitswesen bei den Prima­rien und deren privaten Ordinationen gehabt, bis man dann die Aufteilung klar geregelt hat, geregelt hat, wie viel ein Primar im Krankenhaus und wie viel er privat in seiner Ordination arbeitet. Eine ähnliche Konstellation in der Compliance klar festzulegen, das halte ich auch in diesem Fall für notwendig. Der Burgtheater-Geschäftsführer – er ist Geschäftsführer einer GesmbH – muss sich dieser Aufgabe auch widmen können. Wenn er künstlerisch tätig sein will, dann kann das nur in einem Rahmen sein, dass die Geschäftsführertätigkeit nicht darunter leidet.

 


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