Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll12. Sitzung / Seite 163

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das Burgtheater hätte zu wenig Geld bekommen und wäre deshalb in diese unange­nehme Situation gekommen.

Ja, das stimmt schon. Es ist sicher so, dass das Budget des Burgtheaters der Inflation nicht angepasst worden ist, gar keine Frage, und das ist eine große Schwierigkeit, aber meine Damen und Herren, diese Schwierigkeit haben wir bei praktisch allen Kulturinsti­tutionen. Ich weise ja, seitdem ich im Parlament bin, darauf hin, dass das ein Wahnsinn ist und dass wir ein zu geringes Kulturbudget haben. (Beifall bei den Grünen.)

Diese ganzen kleinen Initiativen – auch die mittleren, eigentlich alle außer den großen Tankern Bundesmuseen, Salzburger Festspiele und so weiter – müssen schauen, wo sie bleiben. Und die können keine 50 000 € Minus machen, denn dann gehen sie in Konkurs. Aber bei den Bundeseigenen wird immer nachgeschoben, offensichtlich auch im Bewusstsein derer, die dort agieren. Die sagen sich, der Staat muss ja das Defizit begleichen, es bleibt ihm gar nichts anderes übrig. – Too big to fail, wie die Banken in den Vereinigten Staaten.

Und jetzt überlegen wir uns einmal: Wie war das bei den Ausgliederungen damals wirk­lich? Die Begründung dafür, warum ausgegliedert und das Ganze in eine Bundes­holding eingebaut wurde, war auch die, dass man überlegt hat, dass die Bundestheater nicht jährlich auf der Dacke des Bundesministers stehen und immer noch mehr Geld fordern sollten, weil die Preise erhöht sind und weil sie jedes Jahr noch mehr brau­chen.

Da haben sowohl der Bund als auch die Theaterdirektoren gesagt, lasst sie doch selbst wirtschaften, dann können sie Sponsoren an Land ziehen, dann können sie die Preise regulieren, dann können sie mit kaufmännischen Überlegungen navigieren, ohne jedes Jahr eine Förderung, Subventionserhöhung zu fordern. Das war die Begründung.

Jetzt geht das aber in die andere Richtung. Jetzt kommt diese Sehnsucht nach Erhö­hung trotzdem jedes Jahr, die andere Theater, andere Bühnen, andere Kultureinrich­tungen, die genauso fantasievoll arbeiten, die genauso Kunst machen, die genauso Vi­sionen haben, nicht bekommen.

Das Haushalten ist für mich schon sehr wichtig als Angelpunkt dieser ganzen Ge­schichte, weil auch der jetzige Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann bei seinem Amts­antritt gesagt hat, er kommt mit dem Budget, das er hat, aus.

Wir sehen, dass er nicht damit auskommt. Und ich bringe Ihnen jetzt ein Beispiel, wa­rum das der Fall ist, und das ist nur eines von vielen Beispielen, die uns bekannt sind. Da die Regisseurin Katie Mitchell bei dem Stück „Wunschloses Unglück“, das vor un­gefähr einer Woche oder vor zehn Tagen Premiere hatte, nicht nach Wien kommen wollte, um die Proben zu machen, aus welchen Gründen auch immer, ist das Produk­tionsteam mit den Schauspielern, Schauspielerinnen und so weiter komplett nach Lon­don gereist, um dort die Proben zu machen, hat dort Räume angemietet und hat die Proben auf Kosten sozusagen des Burgtheaters dorthin transferiert.

Und jetzt könnte man sagen, aha, da kommt das Defizit her, das war wahrscheinlich vor zwei Jahren. Nein, das war jetzt vor Kurzem, mitten in der Krise. Mitten in dieser Krise fährt das Burgtheater mit – wie sagt man da? – Tross und Reiter und so weiter dorthin. Das ist schon fahrlässig und deutet darauf hin, dass es immer die Vorstellung gibt, der Staat wird schon einspringen, was soll er sonst tun.

Und der Burgtheaterdirektor hat uns ja vor Kurzem auch ganz deutlich gesagt, was er davon hält. Er hat nämlich gesagt, ich bin nicht dazu da, Sparkommissär für den Staat zu sein. Meine Damen und Herren, da hat er einen Fehler gemacht, einen schweren Fehler. Er ist nämlich dafür verantwortlich, dass gespart wird, das hat er in seinem Ver­trag drinnen. Und das sagt auch das Bundestheaterorganisationsgesetz im § 7.

 


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