Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll12. Sitzung / Seite 165

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Und all das verursacht die Verdrossenheit beim Bürger. Der Bürger ist der Zahler; er muss all diese Missstände letztendlich begleichen. (Zwischenruf des Abg. Rädler.) Wir sagen immer, der Staat muss das bezahlen. Meine Damen und Herren, jeder, der hier sitzt, und jede, die hier sitzt, weiß: Der Staat, das sind wir alle, das sind die Bürger. Und wir alle, die wir hier sitzen, werden von diesen Bürgern bezahlt. Und da, glaube ich, haben wir eine ganz große Verantwortung, die von der Politik zum Teil nicht wahr­genommen wird. Und genau das schafft den Verdruss bei den Zahlern, bei den Bür­gern. (Beifall beim Team Stronach.)

Und da möchte ich wieder das Parlament aufrufen. Das Parlament muss da viel kräfti­ger, ordentlicher und standfester sein in seinen Forderungen und in seinen Kontrollins­tanzen, denn sonst haben wir genau diese Theatergeschichten im wahrsten Sinne des Wortes immer wieder und immer wieder – und irgendwann geht keiner mehr wählen. Das wollen wir, glaube ich, in einer Demokratie nicht haben.

Unsere Pflicht und unser Auftrag lauten daher: Wir müssen uns diesen Sachen wid­men. Und ich glaube, das hat auch mit Anstand zu tun, mit anständigem Politikertum, mit anständigen Regierungsmitgliedern et cetera.

Weniger Anstand ortet man, wenn man sich die Gehälter anschaut, die im Kulturma­nagement herrschen, nämlich vor allem wenn man sich anschaut, wie diese angeho­ben werden. Wir hatten in den Jahren 2011, 2012 eine 10-prozentige Steigerung der Geschäftsführergehälter im Theaterumfeld und Theaterkomplex, aber nur eine 3,5-pro­zentige Steigerung bei den Gehältern der Mitarbeiter. Allein daran kann ich schon able­sen, da stimmt von Grund auf etwas nicht in diesem ganzen System. Das gehört ab­gestellt.

Mein Vorredner hat das schon angesprochen: Wenn mir als Chef eines Hauses von drei Vierteln der Belegschaft das Misstrauen ausgesprochen wird, dann nehme ich dankend meinen Hut – und bin sehr schnell weg. Da vermisse ich jede Art von An­stand; die gibt es offenbar in unserem Land nicht mehr. (Beifall beim Team Stronach.)

Was ich daraus mitnehme und was wir, glaube ich, alle mitnehmen können aus diesem ganzen Burgtheater-Komplex, aus dem Hypo-Alpe-Adria-Komplex, speziell jetzt auf das Burgtheater bezogen, ist: Wir brauchen neue Strukturen, wir brauchen mehr Tren­nung von Geschäftsführung, sozusagen von Exekutive und Legislative. Die Geschäfts­führung kann im Burgtheater nicht identisch sein mit der künstlerischen Leitung. Das führt immer zu einem Umbruch und letztendlich zu einem Zusammenbruch des Gan­zen. Das geht nicht!

Man braucht einen gescheiten Geschäftsführer, der sich um das Betriebswirtschaftliche kümmert, und man braucht einen künstlerischen Leiter, der sich um die Stücke et cete­ra kümmert. Ansonsten wird das nie ordentlich funktionieren.

Ich glaube daher, wir sind jetzt wieder zurück im Jahre 1998, als das erste Bundes­theaterorganisationsgesetz verabschiedet wurde, ein Gesetz, das damals aus ähnli­chen Gründen gemacht wurde, soweit das jetzt noch nachvollziehbar ist. Wir sind jetzt bei diesem Zustand von 1998: Es gibt kaum Transparenz, es wurde jahrelang einfach zugeschaut – und wir wissen nicht genau, was da alles zu tun ist.

Es gibt einige Leute, die vielleicht schuld sind, etwas verbrochen zu haben; wir wissen es nicht genau. Wir werden jedenfalls lange, lange brauchen, um das wieder aufarbei­ten zu können.

Daher fordere ich: Wir müssen jetzt etwas tun, damit das in Zukunft nicht mehr pas­sieren kann. – Danke. (Beifall beim Team Stronach.)

17.57


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Alm. – Bitte.

 


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