Schauen wir uns das zentrale Projekt der letzten Regierung an, ebenfalls Rot-Schwarz, nämlich die Neue Mittelschule! Ich kann mich noch sehr gut an den damaligen Unterrichtsausschuss erinnern, als Sie das gegen unseren erbitterten Widerstand mit Ihrer Mehrheit beschlossen haben. Frau Ministerin Schmied hat damals von einem Jahrhundertgesetz gesprochen.
Wie schaut es heute aus mit diesem Jahrhundertgesetz, wie sind die Fakten heute? – Heute berichtet der „Kurier“, dass die SchülerInnen aus der Neuen Mittelschule im Gegensatz zu den früheren Hauptschülern nicht einmal mehr an die AHS-Langformen aufgenommen werden, dass sie nicht einmal mehr in die AHS-Langform wechseln können. Sie werden sehen – und wir haben Sie bei der Beschlussfassung darauf hingewiesen –, das wird noch dramatischer werden. Die Hintergründe? – Die AHS-Direktorinnen und -Direktoren zweifeln an der Kompetenz der SchülerInnen, und sie zweifeln aufgrund der letzten Standardüberprüfungen durchaus zu Recht daran, muss man leider dazusagen. Wir hätten gerne eine Evaluierung für das, was Sie damals angerichtet haben.
Man stelle sich einmal vor, heute haben SchülerInnen der dritten, vierten Klassen Neue Mittelschule sieben Noten! Es reichen nicht mehr die Noten 1 bis 5, jetzt braucht es für die Neue Mittelschule 1 bis 7. Das wissen noch die wenigsten Lehrherren, die künftig diese Zeugnisse in die Hand bekommen und sich nicht mehr auskennen werden. Wie klar ist da einen Dreier? Ein Dreier im einen Fall ist schlechter als ein Vierer im anderen Fall? Das erklären Sie einmal den Lehrherren, die anderes zu tun haben, als sich mit den Irrungen und Wirrungen der österreichischen Bildungspolitik auseinanderzusetzen! Wie sich das auswirkt, hätte ich sehr wohl und sehr gerne evaluiert gehabt, das wird aber nicht mehr möglich sein.
Ich möchte auch den zeitlichen Ablauf evaluieren lassen, wie sich das wirklich entwickelt mit den Kompetenzen der SchülerInnen, die in der Neuen Mittelschule sind, ob das stimmt, was man aus den Schulen hört: dass das System mit den Zweitlehrern aufgrund mangelnder Vorbereitung überhaupt nicht funktioniert, dass der Zweitlehrer/die Zweitlehrerin sehr häufig in der letzten Reihe sitzt, bestenfalls auf die sogenannten lästigen Schüler aufpasst, aber nicht das tut, was wirkliches, modernes Teamteaching erfordern würde.
Wir brauchen evidenzbasierte Bildungspolitik – das Lieblingswort der früheren Bildungsministerin Schmied –, wir brauchen Fakten über unser Bildungssystem. Wir brauchen Längsschnitte, damit wir politisch auch entsprechend eingreifen können. Darauf hat erst gestern auch der Statistiker an der Universität Wien, Herr Erich Neuwirth, hingewiesen.
Der Parteisekretär der SPÖ hat mich kritisiert, weil ich einen Vergleich mit der Hypo Alpe-Adria angestellt habe. Lassen Sie mich kurz erklären, wie es zu diesem Vergleich gekommen ist! Ähnlich wie bei der Hypo Alpe-Adria verweigern Sie sich nämlich auch in diesem Fall den Fakten, ähnlich wie bei der Hypo Alpe-Adria ist seit Jahren klar, was zu tun wäre. Und ähnlich wie bei der Hypo Alpe-Adria wird uns das Milliarden kosten.
Ein Beispiel nur dazu: Bildungsökonomen – in Österreich gibt es leider keinen einzigen Lehrstuhl für Bildungsökonomie – haben errechnet, dass die sogenannten Early-School-Leavers, also jene, die nach absolvierter Schulpflicht keine weitere Ausbildung mehr haben, den Staat in Folge zwischen 350 000 und 400 000 € kosten, und zwar über Sozialhilfebeiträge, über Arbeitslosengeld, falls sie zwischendurch einmal Arbeit finden, über die höhere Kriminalitätsrate, die miteingerechnet werden muss, über Gefängnisaufenthalte und so weiter. Bildungsökonomen sagen 350 000 €. Derzeit produzieren wir in Österreich 8 000 bis 10 000 Early-School-Leavers pro Jahr. 8 000 bis 10 000! Multiplizieren Sie einmal diese Zahl, dann werden Sie staunen, weil daneben die Hypo Alpe-Adria verblasst!
HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite