Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll16. Sitzung / Seite 112

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problem bei den 78 000 Schülern, die von der Schule abgehen, ist, dass sie keine Zu­kunftsperspektive haben. Die sollten sich an und für sich an Sie wenden, Frau Minis­terin. Letztlich berauben Sie diese ihrer Lebenschancen, weil Sie es nicht zustande bringen, denen lesen und schreiben beizubringen. Und das ist das Problem.

Frau Ministerin! Wenn Sie dann dagegen sind, dass man intern differenziert und jene dort abholt, wo sie stehen, dann haben Sie das Schulsystem nicht verstanden. Und deshalb sage ich: Politik raus aus der Schule! (Beifall beim Team Stronach.)

Wir brauchen keine Frau Ministerin, die sich besonders geriert und zu wissen glaubt, was in jeder Schule notwendig ist. Sie wissen es nämlich nicht! Genauso wenig, wie das Zentralkomitee in Russland wusste, wer welche Schuhe braucht und vor allem wel­che Größen (Beifall beim Team Stronach), genauso wenig wissen Sie, was in der Schule in Perchtoldsdorf, in der Südsteiermark, in Tirol oder in Wien vonnöten ist. Das wissen Sie nicht!

Das wissen aber die Lehrer, die wissen das, und der Direktor sollte es auch wissen. Und deshalb brauchen wir eine Autonomie, aber nicht jene Autonomie, die Sie in der „Pressestunde“ angekündigt haben. Sie haben gesagt, für Sie ist ganz wichtig, dass die Schulen autonom sind und selbst über so wichtige Dinge entscheiden, ob die Glo­cke läutet oder nicht. – Das ist nicht die Autonomie, die wir brauchen! Die Schulen sol­len darüber entscheiden können, welche Lehrer sie anstellen, welche finanziellen Mittel sie brauchen, um alle auf das Niveau zu heben, das notwendig ist, um zu verhindern, dass 78 000 jedes Jahr keine Perspektive haben. Genau dort stehen wir im Moment. Wir stehen an einem Punkt, wo wir viel Geld dafür ausgeben, dass jedes Jahr 78 000 Menschen zusätzlich produziert werden, die keine Perspektive haben. Das ist das Pro­blem! (Bundesministerin Heinisch-Hosek: Wie kommen Sie auf 78 000?)

Wie ich auf die 78 000 komme? – Das sind jene, die nicht ordentlich lesen, schreiben und rechnen können, von der Pflichtschule abgehen und letztlich ein Problem in unse­rer Gesellschaft haben. Und das sehen Sie nicht und das wollen Sie nicht sehen, weil Sie die ideologischen Klappen aufhaben und weil Sie vor allem etwas nicht wollen: Sie wollen der Politik ihre Spielwiese nicht entziehen.

Das Schulsystem ist ja mittlerweile als Versorgungsinstrument verkommen, um irgend­welche Landespolitiker mit Positionen, mit Posten und vor allem mit Einfluss zu versor­gen. Das muss man ja sehen. Und darauf wollen Sie nicht verzichten. Sie wollen nicht auf den Einfluss verzichten, den Sie haben. Nur, den brauchen wir nicht. Was wir brau­chen, sind ordentliche Bildungsziele und autonome Schulen, die das umsetzen.

Ein Punkt noch am Schluss, das müssen wir auch noch einmal ansprechen. Ich weiß, ich bin dafür stark geprügelt worden, aber ich sage es heute noch einmal. Es gibt in Österreich 5 000 sogenannte Problemlehrer. Das sind Lehrer, die von einer Schule zur nächsten wie ein Wanderpokal weitergereicht werden. Da gibt es Lehrer, die alko­holisiert in den Unterricht kommen. (Zwischenrufe der Abg. Oberhauser.) – Das gibt es, ja, und gar nicht so wenige! Wissen Sie, wie viele von den Hunderten Lehrern, die alkoholisiert in den Unterricht kommen, in den letzten zehn Jahren hinausgeschmissen wurden? – Null! Oder jene Lehrer, die regelmäßig um eine Viertelstunde zu spät in den Unterricht kommen, die gibt es auch, das glaubt man gar nicht. (Abg. Heinzl: Das ist eine Unterstellung!)

Wir haben leider das Problem, dass sich die Schulen die Lehrer nicht aussuchen kön­nen. Und deshalb müssen sie nehmen, was sie bekommen. Und dann bekommen sie eben solche „Wanderpokale“, wo keiner bereit ist, im Interesse unserer Kinder die Not­bremse zu ziehen. Das ist leider eine Tatsache.

Und dann heißt es immer vonseiten der Gewerkschaft: Was der Lugar da sagt, ist ja menschenverachtend. Man kann doch nicht diese 5 000 Lehrer umschulen und ihnen


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