Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll16. Sitzung / Seite 114

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Erinnern wir uns: Wie kam es zu diesen Wegmarkierungen? – Dazu kam es auf Basis von bildungspolitischen Debatten, die über internationale Bildungsvergleiche, über Bil­dungsmonitoring angestoßen wurden. Es gibt ja in Österreich keine bildungspolitische Debatte, außer dem 30-jährigen Krieg: Gesamtschule: ja oder nein?, außer diese wird beklemmenderweise angestoßen durch mittelmäßige oder schlechte Ergebnisse bei in­ternationalen Bildungsvergleichen. Das heißt, wir brauchen diese Krücke so notwendig wie der Hungernde einen Bissen Brot, denn sonst kommen wir nicht in die Gänge. Ich würde sagen: Jene positiven Wegmarkierungen, die Sie im Regierungsprogramm ha­ben, haben wir auf Basis von Diskussionen, die durch PISA-Ergebnisse angestoßen wurden.

Und deswegen glaube ich, dass wir das eben nicht so leichtfertig wegputzen und sa­gen können: Ja, wir haben ein Problem, und deswegen stoppen wir alles!, sondern es müsste heißen: Ja, wir haben ein Problem, und was machen wir jetzt? Das wäre die richtige Frage! Nämlich: Welche Alternativen habe ich?

Und da werben wir natürlich für Evidenzbasierung. Wir brauchen diese Daten, diese sind nicht absolut zu setzen. Ich stimme mit Ihnen überein, Frau Ministerin, ja, man muss im geeigneten Rahmen auch eine Diskussion über den Wert und die Sinnhaftig­keit von Bildungsvergleichen führen, die sind nicht sakrosankt und der absolute Maß­stab, aber sie sind natürlich ganz wichtige Hinweisgeber, wo wir liegen, wo wir stehen, wohin wir uns bewegen.

Und natürlich ging ein Schock durch Österreich, als wir bei der vorletzten PISA-Mes­sung erfahren haben, dass ein Viertel mit 15 Jahren nicht gerade lesen kann (Ruf bei der SPÖ: Das ist ja das Problem!), denn das durchfährt natürlich jeden Menschen, egal, ob ich ein Patenkind habe oder ein eigenes Kind habe. Wenn ich an dieses Kind denke und mir vorstelle, das kann mit 15 Jahren nicht gerade lesen, nicht gescheit rechnen, dann bleibt nur Beklemmung. Wir brechen diesen Kindern natürlich die Flü­gel. Wir heben sie nicht. Und das letzte Mal sind wir bei einem Fünftel gelandet, da hat sich ein bisserl bewegt beim Lesen, beim Rechnen. Sie wissen, wir brauchen diese Daten.

Jetzt haben wir natürlich auch die problematischen Befundungen vom Rechnungshof in Richtung Neue Mittelschule. Wir sind keinen evidenzbasierten Weg gegangen, wir ha­ben ein neues Schulmodell in das Regelschulwesen ausgerollt, ohne dass wir empi­rische Daten abgewartet haben. In diesem Fall ist es natürlich doppelt unverständlich, dass wir jetzt sagen: Jetzt machen wir eine ganze Legislaturperiode, Frau Ministerin, ohne PISA-Test! Für Sie ist es natürlich angenehm, weil Sie sich eine Diskussion er­sparen, aber wir tragen das auf dem Rücken unserer Kinder aus. Und das halte ich für nicht richtig!

Sie wissen, wo wir NEOS hinwollen. Ich glaube, wir sind in vielen Bereichen gar nicht so weit auseinander. Ich freue mich auch, dass wir jetzt einmal, wie ich meine, ganz gute Anläufe haben, vor allem im Diskurs im Unterrichtsausschuss, aber wir sind noch nicht sehr weit. Wir möchten die freie gemeinsame Mittelschule der Vielfalt. Da treffen wir uns mit einigen Fraktionen, glaube ich, hier im Haus, wenn wir die Vielfalt stärken wollen, wenn wir natürlich die Differenzierung stärken wollen, wenn wir damit auch die Autonomie stärken wollen. Frau Ministerin, das ist mein Appell!

Sie machen einiges im Bereich Autonomie, aber alles nur im Bereich strukturelle, orga­nisatorische Autonomie. Sie müssen hier breiter denken. Das ist mein großer Appell, nämlich dass wir sagen: Autonomie heißt auch personelle Autonomie, dass man eben Lehrer/Lehrerinnen an der Schule anstellt, das heißt auch didaktisch-pädagogische Au­tonomie, dass wir eine Vielfalt und damit auch einen Wettbewerb haben! Da stimme ich mit Kollegin Jank überein, wenn sie sagt: einen Wettbewerb auch der pädagogischen Konzepte, auch der Schulstandorte! Ja, Wettbewerb und Kooperation sind keine Ge-


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