Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll17. Sitzung / Seite 33

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Es ist richtig, dass unsere Standards höher sind als jene in anderen Ländern. Man kann das auch nicht „wegdodeln“ und nur sagen: Wir wollen keine Chlorhühner und wir wollen kein Hormonfleisch!, sondern diese Positionen müssen Sie irgendwo verdeut­lichen. Sie müssen das als Conditio sine qua non zumindest der Volksvertretung, Konsumentenschützern und den Umweltorganisationen zusagen. – Das können Sie nicht.

Zwischen Amerika und Europa gibt es einen ganz wesentlichen Unterschied in der Produktionsphilosophie: In Amerika ist es so, dass der Einsatz von chemischen Stoffen so lange erlaubt wird, solange nicht bewiesen ist, dass diese chemischen Stoffe schädlich sind. In Europa haben wir zum Glück den umgekehrten Weg, nämlich dass Dinge so lange verboten sind, solange nicht nachgewiesen ist, dass sie gesundheitlich nicht schädlich sind. Und da in eine Verhandlungsposition zu gehen, wo man versucht, zwei unterschiedliche Systeme zu harmonisieren – aber im Sinne einer Nivellierung zu harmonisieren –, das ist der Wahnsinn, und das wird in weiterer Konsequenz dazu führen, dass unsere Lebensstandards und Lebensmittelstandards massiv gesenkt werden. (Beifall bei der FPÖ.)

Meine Damen und Herren, sehen Sie sich einmal an, wie in Amerika Lebensmittel­produktion funktioniert! Die Abgeordnete von den Sozialdemokraten hat hier die Chlorhühnerschnitzel angesprochen – das wird ein bisschen als polemische Argumen­tation abgetan, aber das ist keine Argumentation, die mit Polemik versehen ist, sondern das ist gängiger Produktionsstandard in den USA. (Zwischenruf des Abg. Steinbichler.) Dort gibt es gigantische Geflügelfarmen, die noch immer größer und größer werden, und auf der anderen Seite gibt es eine Erhöhung der Schlacht­intervalle. Die Schlachtzahl pro Minute wird bis auf das Dreifache erhöht, und so wird die Schlachtzahl nach oben geschraubt. (Abg. Kogler: Das stimmt alles! Wer braucht das?) Und um die Keime, die durch diese Massentierhaltung entstehen, möglichst zu neutralisieren, kommen diese geschlachteten Hühner in ein Chlorbad. Das Ganze ist unwürdig, ist unappetitlich, aber es steigert den Profit. Es ermöglicht es, Fleisch noch billiger auf den Teller zu bekommen.

Die Frage ist, wie man dazu steht. In Amerika laufen unzählige Verfahren von Mitarbeitern in diesen Schlachtbetrieben, wo die toten Hühner mit Chlor behandelt und besprüht werden, weil die Mitarbeiter krank geworden sind.

So, jetzt habe ich als gewählter österreichischer Volksvertreter Interesse daran, zu erfahren, inwieweit Behördenvertreter in Amerika auf der einen Seite und Kommis­sions­vertreter auf der anderen Seite hier Regelungen in Gang bringen, um ein Frei­handelsabkommen zu implementieren, das in weiterer Folge genau diese Produktions­methoden ermöglichen wird, das Hormonzusätze ermöglichen wird und das durch Gentechnik veränderte Lebensmittel auch auf unsere Teller bringen wird.

Wenn ich mich zurückerinnere, Herr Bundeskanzler: Uns ist einmal versprochen worden: Österreich ist der Feinkostladen Europas. – Das ist schon längst dahin, Herr Bundeskanzler. (Abg. Steinbichler: Gewesen!) – Gewesen, vollkommen richtig! (Abg. Berlakovich: Österreich ist der Feinkostladen, nachgewiesenermaßen!)

Heute entwickeln wir uns jedoch zu einem System, wo es nur noch darum geht, Konzerninteressen maximal umzusetzen (Präsidentin Prammer gibt das Glocken­zeichen), all das, was lästig ist – Volksvertretungen, Bevölkerung, Umweltschutzorgani­sationen, Konsumentenschutzorganisationen –, da draußen zu halten, um auf Kosten unserer hohen Qualität (Präsidentin Prammer gibt neuerlich das Glockenzeichen) – letzter Satz, Frau Präsident! – hier Profite für Konzerne zu ermöglichen, die Exporte nach oben zu schrauben und die Qualität dessen, was auf unseren Tellern landet, zu minimieren.

 


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