Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll21. Sitzung / Seite 139

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Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Wind­büchler-Souschill. – Bitte.

 


16.55.06

Abgeordnete Tanja Windbüchler-Souschill (Grüne): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Entwicklungspolitik ist eine große Herausforderung. Es geht darum, dass Regierungen, Parlamente gemeinsam, auf Augenhöhe mit Partnerländern, mit Partner­organisationen entwicklungspolitische Strategien nicht nur beschreiben, sondern auch tatsächlich umsetzen – nicht top-down, sondern tatsächlich auf Augenhöhe. Und das macht Entwicklungspolitik aus.

Entwicklungspolitik ist eigentlich der Politikbereich, der ganz rasch mit wenig finanziel­len Mitteln tatsächlich Leben rettet, tatsächlich Menschen unterstützt. Kaum ein ande­rer Politikbereich ist so nachhaltig, so sozial, so fair wie die Entwicklungspolitik. Des­halb ist es enorm wichtig, dass Österreich die Entwicklungspolitik tatsächlich stärkt, nachhaltig stärkt, und vor allem mit finanziellen Mitteln ausstattet. (Beifall bei den Grü­nen sowie des Abg. Pock.)

Wenn man meinen Vorrednerinnen und Vorrednern wirklich zugehört hat, glaubt man ja, dass wir in einer wunderbaren rosa Wolke leben, mit allen finanziellen Mitteln für die Entwicklungszusammenarbeit. Dem ist aber nicht so, meine sehr verehrten Damen und Herren. Das heute vorgelegte Budget zeigt ganz klar, dass es anders aussieht, und zeigt ganz klar, dass die Budgetmittel für die Entwicklungszusammenarbeit tatsächlich gekürzt werden.

Nirgendwo anders ist die Diskrepanz zwischen dem gesellschaftlichen Bekenntnis zur Entwicklungszusammenarbeit und den dafür ausgegebenen Geldern so groß wie in Österreich. 0,28 Prozent des Bruttonationaleinkommens werden für die gesamte Ent­wicklungszusammenarbeit ausgegeben. Wir sind Schlusslicht im europäischen Ver­gleich. 0,7 Prozent waren immer oder sollten eigentlich immer das erklärte Ziel für die Entwicklungszusammenarbeit sein, und das schon seit Jahren.

Die Spatzen zwitscherten es ja schon vor längerer Zeit von den Dächern: Die Entwick­lungszusammenarbeit wird 2015 nicht gehalten! 2014 gibt es noch 82 Millionen, 2015 wird sie auf 65 Millionen € gekürzt. Die Mittel für die direkte Unterstützung werden ge­kürzt. Das ist nicht das, was Sie, Herr Außenminister, und die Bundesregierung vorge­geben haben, in den nächsten Jahren zu tun  ganz im Gegenteil.

Empört reagieren nicht nur wir, sondern auch die entwicklungspolitischen Organisatio­nen. „Wieder einmal bei den Ärmsten der Armen zu sparen ist eine absolute Bankrott­erklärung der Regierung“, so die AG Globale Verantwortung. Die Koordinierungsstelle der Bischofskonferenz zeigt sich „erschüttert“. Der Linzer Diözesanbischof und Vorsit­zende der Koordinierungsstelle der Bischofskonferenz Ludwig Schwarz kritisiert, dass nun ein „historischer Tiefststand“ bestehe, da nur 52,9 Millionen € tatsächlich für kon­krete Hilfe, für direkte Projekte übrigbleiben werden.

Österreich „versucht nicht einmal, seine internationale Verpflichtung zu erfüllen“, so World Vision Österreich. „Die radikalen Kürzungen schädigen Österreichs internationa­les Ansehen“, sagt Licht für die Welt.

Inklusive Entwicklungszusammenarbeit muss ein Schwerpunkt sein, aber dafür braucht es auch Gelder. Und Licht für die Welt ist der Garant dafür, dass inklusive Bildung tatsächlich stattfindet, aber vonseiten des Außenministeriums ist das anscheinend tat­sächlich nur eine leere Worthülse.

Deshalb bringe ich den Entschließungsantrag

der Abgeordneten Tanja Windbüchler-Souschill, Kolleginnen und Kollegen

 


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