Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll25. Sitzung / Seite 24

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niemals um den Patienten. Daraus lässt sich ableiten: Man will weiter ein schwaches und kompetenzarmes Gesundheitsministerium behalten, denn nur dann kann man die­se Situation aufrechterhalten.

Man kann jetzt natürlich sagen: Okay, das ist Österreich, so ist die Realverfassung. Lassen wir halt alles so, wie es ist! Doktern wir weiter ein bisschen herum – im Wissen, dass spätestens in zehn Jahren die demographische Katastrophe da ist!

Eines, meine Damen und Herren, ist aber jetzt schon da: Das System ist, so wie es jetzt ist, gefährlich für die Patienten, für manche Patienten sogar lebensgefährlich. Wa­rum das so ist, werde ich Ihnen gleich erklären. Durch die schlechte Versorgungspolitik sterben nämlich kranke Menschen früher, als sie müssten.

Ein Beispiel: Sie alle kennen die Diagnose der Herzschwäche, der Herzinsuffizienz. Das ist eine der häufigsten Entlassungsdiagnosen aus den österreichischen Spitälern, zirka 250 000 österreichische Bürger leiden darunter. Im Vorjahr, 2013, hat es eine Studie vom Hauptverband gegeben, bei der herausgekommen ist – da waren 37 000 Pa­tienten inkludiert, statistisch signifikant –, dass nur die Hälfe der Patienten versorgt wird – nicht weil die Ärzte so schlecht sind, sondern weil die Versorgungsstrukturen so diffus und wenig einheitlich sind, weil die Patienten nicht in Registern zusammen­gefasst sind, weil es keine entsprechenden Programme gibt. Der Hauptverband weiß das, er hat 2013 eine Kampagne angekündigt, die allerdings versandet und einge­schlafen ist. Wenn Sie heute auf die Homepage des Hauptverbandes gehen und dort „Herzinsuffizienz“ eingeben, erscheint: Error – Page not found.

Meine Damen und Herren, das heißt, anders betrachtet, dass Tausende Lebensjahre verloren gehen, weil Patienten unbehandelt sterben. Bei der Herzinsuffizienz – noch einmal: 250 000 Bürger sind betroffen – geht es darum, dass man die Lebenserwar­tung mit optimaler Behandlung um eineinhalb bis zwei Jahre heben kann. Wir verlieren Tausende Patientenjahre aufgrund schlechter Versorgungsstrukturen. Und das halte ich für einen dramatischen Befund.

Überhaupt ist die Chroniker-Versorgung in Österreich im internationalen Vergleich schlecht. Warum? – Es ist politisch nicht sexy, chronisch Kranke zu versorgen. Wir bauen lieber ein neues Spital auf der grünen Wiese – siehe Baden, Mödling – oder überhaupt eine neue Medizinuni – siehe Linz –, die nichts bringt, die an der schlechten Versorgungssituation nichts ändert, die aber von allen hochgelobt wird. (Präsidentin Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Resultat dieser Politik: Wir haben im Schnitt deutlich weniger gesunde Jahre als im EU-Schnitt (Zwischenruf der Abg. Oberhauser): 59,4 Jahre bei uns versus 60,7 Jahre in der EU; sogar den viel geschmähten Engländern geht es besser. (Präsidentin Pram­mer gibt neuerlich das Glockenzeichen.)

Abschließend darf ich noch die Bürger zitieren, wie sie sich selber sehen: 30 Prozent der österreichischen Bürger halten sich für krank; in Schweden sind es nur 17 Prozent (Ruf bei der SPÖ: Es hat schon geläutet!) und in England nur 20 Prozent – bei einem System, das 25 Prozent billiger ist. (Abg. Katzian: Es hat geläutet!) Ich glaube, das sollte uns allen zu denken geben. – Danke schön. (Beifall beim Team Stronach.)

9.18


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu einer einleitenden Stellungnahme hat sich Herr Bundesminister für Gesundheit Stöger zu Wort gemeldet. Die Redezeit soll 10 Mi­nuten nicht übersteigen. – Bitte. (Abg. Jarolim: Das war eine erschreckend unsachli­che Rede, Herr Minister!)

 


9.18.18

Bundesminister für Gesundheit Alois Stöger, diplômé: Frau Präsidentin! Hohes Haus! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich bedanke mich bei der Opposition,


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