so einfach weltweit zu erreichen ist. Denn: Wenn da heute jemand umfällt, mit Schlaganfall oder epileptischem Anfall, dann ist ihm wurscht, wem gehört die Krankenkasse XY, wo ist er versichert, was hat er wirklich eingezahlt, sondern er will eine hochqualitative Versorgung. Da liegen wir in Österreich weltweit nicht schlecht.
Darum sage ich immer, die eine Seite der Medaille sind natürlich Geld, Macht, diverse Interessenstrukturen und so weiter, aber die andere Seite müssen Ziele sein, und Ziele sind bitte in der Gesundheitspolitik nicht vorrangig nur Finanzziele. Ich akzeptiere das, 10,8 Prozent vom BIP ist eine enorme Summe, und weltweit geht halt jeder zehnte Euro in die Gesundheitsversorgung – muss ja so sein, wir werden älter, Gott sei Dank. Und es ist nicht nur eine Diskussion von Pfründen oder wie etwas aufgestellt ist.
Es ist meiner Meinung nach auch nicht richtig, Herr Abgeordneter Franz, dass die Österreicher so krank sind. Man muss die OECD-Studien schon richtig lesen. Wenn Sie in meiner Ordination einen Österreicher fragen: Wie geht es dir?, sagt er: Schlecht! Wenn Sie einen Schweden fragen: Wie geht es dir?, obwohl die da oben weniger Sonne haben und überhaupt nicht gesünder sind, sagt er: Ja, es geht schon irgendwie. – Das heißt, man muss immer wissen, was man abgefragt hat. Wenn Sie harte Daten abfragen, dann kommen Sie drauf, Österreich weist eine bessere Lebenserwartung als Deutschland auf, eine bessere Lebenserwartung als die Schweiz, eine niedrigere Säuglingssterblichkeit, eine höhere OP-Rate bei Herzkrankheiten, bei Schlaganfällen. Wir liegen in der Krebsbehandlung an der Weltspitze. Also so schlecht ist es nicht.
Der frühere deutsche Gesundheitsminister Seehofer hat gesagt, nach der Reform ist vor der Reform. Also, Herr Minister, ich kann Sie beruhigen, wenn Sie jetzt immer sagen: die Gesundheitsreform, und diese wie den Heiligen Gral vor sich her tragen: Es ist nicht „die Gesundheitsreform“, sondern es ist ein permanenter Prozess. Und ein permanenter Prozess heißt, wir wollen etwas Gutes, dazu stehe ich, besser machen. Das ist natürlich immer schwierig, weil jeder andere Meinungen dazu hat, aber in Summe müssen wir wissen: Wo sind die Schwächen?, denn die Stärken kennen wir ohnehin.
Schwächen gibt es meiner Meinung nach in Österreich vier, die ich kurz benennen will. Das Erste ist: Die Spitzenmedizin läuft in eine Krise hinein. Wenn ich mir anschaue, dass wir im AKH Schwierigkeiten haben, Top-Ordinarii zu kriegen, dass man im AKH nicht imstande ist, das praktische Jahr zu organisieren, und morgen der erste Termin mit der Stadt Wien stattfindet, dann muss ich sagen, es ist ein Wahnsinn, was sich da in der Ausbildung abspielt. Im AKH ist die Bürokratie derart arg, dass sehr viele innerlich kündigen beziehungsweise ins Ausland weggehen. Und ELGA wird da überhaupt nichts lösen, weil das AKH nicht einmal jetzt sein EDV-System auf die Reihe kriegt.
Zweiter Punkt: Natürlich brauchen wir eine wohnortnahe Versorgung. Wir haben 2 400 Gemeinden in Österreich, ich bin selber Hausarzt. Was nützt mir das beste Modell mit Zentren et cetera, wenn der Hausarzt überhaupt nicht mehr da ist oder sich nicht niederlassen will? Das wird ein Riesenthema sein. Wir brauchen gut ausgebildete Hausärzte. Wir brauchen nicht Hausärzte, die sich fürchten, nicht Hausärzte, die nur weiterschieben, wir brauchen gut ausgebildete Ärzte.
Ich bin mit Ihnen einer Meinung, Herr Minister. Wir haben gemeinsam im Regierungsprogramm verschiedene Punkte identifiziert, wo wir mehr tun wollen, weil das Wichtigste ist, eine Krankheit gar nicht so weit kommen zu lassen, bis sie schwer behandelbar ist. Das ist der Schlaganfall, das ist der Herzinfarkt, das ist die Demenz, der Selbstmord, das Alkoholproblem.
Viertens: Wir müssen schauen, dass wir die Bürokratie abbauen. Ich habe einen lungentransplantierten Patienten in der Ordination. Der kommt zu mir, braucht ein Medikament, das chefarztpflichtig ist, ich diskutiere mit dem Chefarzt per E-Mail und kriege
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