Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll34. Sitzung / Seite 131

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In Österreich gab es nach der Abschaffung der Vermögensteuer (1994) bzw. der Erb­schafts- und Schenkungssteuer (2008) praktisch keine Daten bzw. Datenerhebungen über die Höhe von Vermögen bzw. deren Verteilung. Erst auf Initiative der Europäi­schen Zentralbank (EZB) wurde der sogenannte Household Finance and Consumption Survey (HFCS) im Jahr 2010 in allen Ländern des Euroraums eingeführt. Die entspre­chende Datenerhebung in Österreich wurde von der Österreichischen Nationalbank (OeNB) durchgeführt und von der EZB sowie von Top-VermögensforscherInnen aus den USA methodisch begleitet und überwacht.

Auf Basis dieser Daten über Sach- und Finanzvermögen wurde in einer Studie der Uni­versität Linz mit gängigen wissenschaftlichen Methoden errechnet, dass das reichste 1% der Haushalte über 37% des gesamten Nettovermögens und die obersten 5% der Haushalte über 58% des gesamten Nettovermögens verfügen. Demgegenüber stehen die ärmsten 50% der gesamten Haushalte, die lediglich 2,2% des gesamten Vermö­gens haben. Diese Berechnungen wurden kürzlich von der EZB bestätigt – die reichs­ten 5 % der Haushalte verfügen über 52 bis 59% des Gesamtvermögens.

Die Vermögenserhebung der OeNB entspricht in methodischer Hinsicht dem „state of the art“. Allerdings lassen sich dennoch bedeutsame Argumente anführen, die auf eine Unterschätzung der Vermögenskonzentration hinweisen.

Im Einzelnen:

Die VermögensforscherInnen der OeNB geben selbst zu, dass die Survey-Daten den oberen Rand der Verteilung nicht erfassen können. Die Valluga AG, eine internationale Investmentgesellschaft, die das Vermögen von Millionären und Milliardären aus Deutschland, Österreich und der Schweiz aus verschiedenen Datenquellen erfasst, weist in ihrem Report allein für die reichsten 10 österreichischen Familien ein Vermö­gen von 81,9 Mrd Euro aus. Erbschaften sind ein entscheidender Faktor für den Reich­tum.

Die Studie der OeNB erwähnt, dass es nicht möglich war, jene wenigen Haushalte, die besonders häufig erben, zu imputieren. Dies führt zu einer weiteren Unterschätzung der Konzentration.

Natürlich geben Haushalte in Befragungen (besonders in Österreich) eher zu niedrige als zu hohe Werte an.

Völlig unberücksichtigt bleiben jene Immobilienerbschaften, die über die Weitergabe von Privatstiftungen und anderen Wertdepots (Vorsorgewohnungen über Vermögens­verwalter etc.) zustande kommen.

Fazit: Die Studie der OeNB verharmlost geradezu die extreme Ungleichheit von Ver­mögen - insbesondere beim Erben - und stößt in die Welt der Reichen daher gar nicht vor. Eine rationale Debatte auf der Grundlage weiterer Daten zur ungleichen Verteilung von Vermögen ist daher notwendig.

In einem Interview im Trend (Juli 2014) bezweifelt Finanzminister Spindelegger die ho­he Konzentration der Vermögen in Österreich und führt dazu aus:

„Als Finanzminister handle ich gern auf Basis solider Daten. Ich zweifle an Schät­zungen Pi mal Daumen, die auf Umfragen basieren. Meine Empfindung ist, dass der Reichtum breiter aufgestellt ist. Es gibt keine soliden Daten, wie das Vermögen in Ös­terreich verteilt ist. []“

Wenn Finanzminister Spindelegger Zweifel an der Solidität der Vermögenserhebung der OeNB hat, kann die Antwort darauf nur sein, ergänzende fundierte Datengrundla­gen bereitzustellen.

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgenden

 


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