Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll37. Sitzung / Seite 116

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Wir stimmen dieser Reparatur zu, weil sie verhindert, dass Herr Spindelegger diese für die Schulen vorgesehenen 50 Millionen € für die Hypo Alpe-Adria kassiert. Darum stim­men wir zu, das ist für uns der wesentliche Punkt. (Beifall bei den Grünen.)

Nicht zustimmen werden wir aber dann, wenn wir erneut Regelungen schaffen, und diesbezüglich, Frau Ministerin, war Ihre Erklärung im Ausschuss für mich nicht befriedi­gend. Wie können Sie garantieren, dass das Geld künftig auch wirklich abgeholt wird?

Ich anerkenne, dass Schritte nach vorne gemacht worden sind, dass Sie versuchen, die Gemeinden in Zugzwang zu bringen. Das ist der richtige Schritt, da bin ich durch­aus bei Ihnen, aber das ist noch viel zu wenig. Wenn ich etwa von diesem Leitfaden höre, der den Bürgermeistern noch nicht einmal bekannt ist, dann habe ich auch große Bedenken, ob wir diesen Schritt auch tatsächlich setzen können.

Lassen Sie mich vielleicht noch ein paar Worte darüber verlieren, warum wir die Ganz­tagsschulen unbedingt ausbauen müssen. Für viele Schülerinnen und Schüler, gerade jetzt in den Ferien, für viele Lehrkräfte dürfte das nicht unbedingt eine Frohbotschaft sein, weil sie vom bestehenden Schulsystem ausgehen und sagen: Nein, nicht am Nachmittag auch noch diesen Stress! – Durchaus verständlich, das kann ich nachvoll­ziehen. Was wir daher tun müssen, ist, ein Gesamtkonzept zu entwickeln, ein Gesamt­konzept, das eine Entlastung aller Beteiligten beinhaltet, denn Schule ist derzeit Stress, am stärksten leider für die Kinder. Daher müssen wir ein System entwickeln, das eben ganztägige Formen – Unterrichts-, Betreuungs-, Erholungsformen – in der Schule vor­sieht.

Ich erinnere an dieser Stelle daran, dass das gar so neu nicht ist. Die meisten älteren Semester hier in diesem Hohen Haus haben noch erlebt, dass die Volksschule am Vor­mittag und am Nachmittag stattgefunden hat, außer Mittwoch und Samstag. Früher war das eigentlich selbstverständlich. Was wir natürlich nicht mehr wollen, ist diese Pause zu Mittag. Was wir wollen, ist eine Schule, in der sich Lehrerinnen und Lehrer mit den Kindern ganztags beschäftigen, eine Schule, in der man sich gemeinsam austauschen kann, in der man gemeinsam mittagessen kann, in der Lernen nicht darauf reduziert wird, wo es angeblich stattfindet, nämlich in diesen 50-Minuten-Einheiten, weil wir eben aus der Hirnforschung wissen, dass Lernen ein Prozess ist, der sich über längere Pha­sen abspielt.

Wir reden immer wieder von Schulen mit verschränktem Unterricht, also von Schulen, in denen sich Unterrichtsphasen mit Erholungsphasen und individuellen Lernphasen abwechseln. Was wir aber in Wirklichkeit bräuchten, wären Schulen, die von diesem starren Stundensystem wegkommen, Schulen, in denen man projektorientiert unter­richtet, Schulen, in denen Kinder forschend lernen und sich entwickeln können und nicht in der einen Stunde Physik- und in der anderen Geographie-Unterricht haben, weil das alles nichts miteinander zu tun hat. (Beifall bei den Grünen.)

Davon müssen wir wegkommen, denn Kinder haben ein Recht darauf, dass wir ihre Talente fördern. Wir dürfen nicht immer nur an jene Kinder denken, die zusätzlichen Unterstützungsbedarf haben, an Kinder mit Lernschwächen, denn ich kann Ihnen als Lehrer berichten, dass hochbegabte Kinder mindestens das gleich große Problem be­deuten, weil sie in diesem System zu wenig gefordert und zu wenig gefördert werden, das aber wollen.

Langer Rede kurzer Sinn, und ich glaube, auch den Beitrag des Kollegen Hauser könnte man auf diesen Punkt bringen: Wir brauchen mehr Verantwortung dort, wo sie hingehört, vor Ort, wir brauchen mehr Schulautonomie, wir müssen die Schulpartner an den Standorten in die Situation bringen, dass sie selbst entscheiden können.

Ich darf abschließend an eine Umfrage der Volkshilfe erinnern: In Österreich sind in­zwischen 55 Prozent für die verschränkte Ganztagsschule, 72 Prozent sind für flächen­deckende Sozialarbeit, allen ist klar, wir brauchen mehr Geld in den sogenannten


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