mich entschlossen habe, Medizin zu studieren, als Pflegehilfe/Stationsgehilfin gearbeitet, habe dann famuliert, habe dann als Ärztin gearbeitet.
Was ich aus der Zeit als Pflegehilfe mitgenommen habe – für diejenigen, die es nicht wissen: man ist hauptsächlich damit beschäftigt, Nachtkasterln zu putzen, und somit hat man sehr viel Zeit, mit den Patientinnen und Patienten zu reden –, ist, dass das, was sehr viel fehlt, Zeit ist, Zeit für Zuwendung, Zeit, zuzuhören. Das fehlt nicht nur den Patientinnen und Patienten, sondern das hat auch dem Personal gefehlt. Je länger ich im System gearbeitet habe, umso mehr bin ich draufgekommen, dass ein Viel an Bürokratie und ein Viel an anderen Tätigkeiten die Menschen – und es sind immerhin über 110 000 Menschen in ganz Österreich, die im Gesundheitswesen arbeiten – vom Patienten/von der Patientin weggeholt haben. Und das macht unzufrieden, das schafft Unzufriedenheit mit dem Beruf einerseits und Unzufriedenheit aufseiten der Patientinnen und Patienten andererseits. Das heißt, wenn ich etwas gelernt habe, dann dass man versuchen muss, die Menschen wieder näher zum Patienten/zur Patientin zu bringen, dass man versuchen muss, in der Bürokratie, in der Routine, die in vielen Bereichen gegeben ist, Abhilfe zu schaffen und Vereinfachungen zu finden.
Ein Zweites habe ich kennengelernt, als ich mich entschlossen habe, Kinderärztin zu werden, und auch das Glück hatte, eine Ausbildungsstelle zu finden. Ich war auf der Neonatologie tätig, in einem Kinderzimmer, und dort hat man mit Früh- und Neugeborenen zu tun. Auch wenn man denkt, neugeborene Kinder sind alle irgendwie gleich, wenn man sie den Eltern mitgibt, ist man versucht, ein bisschen nachzuvollziehen oder vorauszublicken, wie denn der Weg, den diese Kinder gehen, sein wird. Das richtet sich nicht allein nach dem Verhalten der Eltern, sondern es sind auch die Verhältnisse, in die man diese Kinder entlässt. Es spielt Bildung eine wichtige Rolle, die Bildung der Eltern spielt eine wichtige Rolle, die Wohnsituation spielt eine wichtige Rolle. Die Zeiten, in denen man am Zahnstatus der Kinder ablesen konnte, wo sie wohnen, in welchem System, in welchem Bezirk sie wohnen, diese Zeiten sollten wirklich vorbei sein. Minister Stöger hat mit der Gratis-Zahnspange einen wichtigen Schritt gesetzt, zumindest für einen Großteil derer, die medizinisch-induziert eine Zahnspange brauchen. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich war aber auch Patientin in diesem System, wie wahrscheinlich schon die meisten von uns. Und wenn ich etwas weiß, dann das, dass in Österreich nicht die Brieftasche entscheidet, ob jemand eine Chemotherapie, ein neues Herz, eine neue Hüfte oder eine Therapie bekommt. Ein solidarisches Krankensystem, ein solidarisches Versicherungssystem, in dem die Gesunden für jene zahlen, die krank sind, ist enorm viel wert. Ein System wie in Amerika, wo wirklich die Kreditkarte am Eingang zählt, das heißt, dass sich Türen und Tore von Krankenhäusern oft erst dann öffnen, wenn man die Kreditkarte durchgezogen hat, möchte ich in Österreich nicht haben, und daher werde ich einen Großteil meiner Kraft auch dafür einsetzen, dass wir keine weiteren Privatisierungen im Gesundheitssystem haben und dass dieses System so erhalten bleibt, wie es ist, nämlich ein solidarisch finanziertes. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP und Grünen.)
Bundesminister Stöger hat mir in seinem Ressort sowohl fachlich und inhaltlich gute Vorarbeiten hinterlassen, und er hat mir auch ein Haus voll motivierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinterlassen. Darauf kann man bauen, damit kann man weiterarbeiten.
Ich freue mich sehr, dass ich das Vertrauen zuerst des Bundeskanzlers und dann des Bundespräsidenten bekommen habe, jetzt das Gesundheitswesen aus einer noch anderen Perspektive zu sehen. Ich gebe zu, das Hier-Sitzen ist noch etwas gewöhnungsbedürftig, was sich aber ganz sicher nicht geändert hat, ist meine Bereitschaft, die ich, glaube ich, auch schon als Kollegin hier im Nationalrat gezeigt habe, nämlich: zu re-
HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite