Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll41. Sitzung / Seite 208

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steller in den Gemeinden oder sonst wo sind, um eben auch dort pädagogische Mittel für die Kinderbetreuung und für die Kinder zu erreichen.

Daher sind wir der Meinung, dass eine pädagogische Ausbildung sehr wohl angebracht und eine universitäre Ausbildung nicht zwingend notwendig ist. Wie soll es denn dann weitergehen bei den Tageseltern, Tagesmüttern, Tagesvätern? Müssen die in Zukunft auch ein universitäres Studium abschließen, um Tageseltern zu werden? – Das wird dann also sicherlich noch eine interessante Diskussion, und darauf freuen uns. (Beifall bei der FPÖ.)

18.59


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Walser. – Bitte. (Abg. Jarolim: Die Kollegin Meinl-Reisinger hat eine tatsächliche Berichtigung vorzubringen! – Weitere Zwischenrufe.)

 


18.59.34

Abgeordneter Dr. Harald Walser (Grüne): Herr Präsident! Frau Ministerin! Ich sehe, Sie sind gut zurückgekehrt aus Dänemark. Ich hoffe, es war ein interessanter Besuch in Kopenhagen, und ich hoffe, Sie haben auch vieles von dem, was Sie in Kopenhagen gesehen haben, als vorbildhaft für Österreich mitgenommen, nämlich akademisch aus­gebildete KindergartenpädagogInnen, einen Betreuungsschlüssel von mindestens zwei bis drei PädagogInnen pro 20 Kindern im Kindergarten, ganz zu schweigen von den Kindern bis zu drei Jahren.

All das haben Sie in Kopenhagen gesehen, wir harren hier der Umsetzung dessen. Was tun wir aber inzwischen in Österreich? – Wir jammern! Wir jammern, dass in Ös­terreich zu wenig Kinder geboren werden, und fragen nicht nach, warum das so ist. Denn in Ländern wie Dänemark, Schweden, anderen skandinavischen Ländern oder Frankreich sind es genau die ausgebauten Kinderbetreuungseinrichtungen und Kinder­gärten, die dazu führen, dass Frauen problemlos Kinder bekommen können, weil eben ein entsprechendes Angebot für die Betreuung der Kinder zur Verfügung steht. (Präsi­dentin Bures übernimmt wieder den Vorsitz.)

Bei uns ist das nicht der Fall. Wir sprechen darüber, wir versprechen, wo wir überall aktiv werden, aber wir werden nicht aktiv. Wir haben nach wie vor bei den unter Drei­jährigen eine Quote von nur 20 Prozent. Wir erreichen nicht einmal das Barcelona-Ziel von 33 Prozent, das nun wirklich endlich angegangen werden sollte. Wir jammern darüber, dass Kinder eingeschult werden und Sprachdefizite haben, und weigern uns, die KindergartenpädagogInnen entsprechend auszubilden. Und dann, Kollege Stras­ser, ich schätze Ihr Engagement, aber hier von Akademisierungswahn zu sprechen, das ist bitte völlig daneben.

Niemand will eine vollkommen durchtheoretisierte Ausbildung von Kindergartenpäda­gogInnen. Natürlich muss in dieser Ausbildung die Praxis eine wesentliche Rolle spie­len. (Beifall bei Grünen und NEOS.)

Wir brauchen natürlich KindergartenpädagogInnen, die mit Empathie, mit Freude auf die Kinder zugehen und das einzelne Kind sehen.

Wir brauchen hier nicht drum herumzureden, das, was Sie ansprechen, hat finanzielle Gründe. Die Bürgermeister – und hier (in Richtung des Abg. Rädler) ist schon einer – weigern sich. Sie wollen nicht besser ausgebildete PädagogInnen, weil die dann natür­lich auch etwas teurer kommen.

Ich höre, Sie haben 450 000 € für eine Kampagne, um Männer in den Kindergarten zu bringen. Ich fürchte, Sie müssen beim Gehaltsschema anfangen, wenn Sie diesen Be­ruf attraktiv machen wollen. Heute entnehme ich der „Kleinen Zeitung“: zusätzlich 50 000 in die Werbung. – Mit Zeitungsanzeigen kommen wir beim besten Willen nicht weiter. (Beifall bei Grünen und NEOS.)

 


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