Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll49. Sitzung / Seite 99

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Eine Preisschleuderei im Lebensmittelhandel mit diesen Aktionen (im Verlauf der fol­genden Ausführungen hält der Redner nacheinander mehrere Schilder in die Höhe, auf denen Lebensmittelpreise angegeben sind): Ich frage mich: Welche Wertschätzung, welche Akzeptanz und Einstellung bringt man einer hart arbeitenden Bevölkerungs­gruppe entgegen, die an jedem Sonn- und Feiertag das Tier zu betreuen hat? Hier se­he ich eine Schweinefleischaktion: Schnitzel minus 50 Prozent, € 4,99. € 4,99, meine Damen und Herren, und gleichzeitig Katzenfutter um € 5,33! Da frage ich mich schön langsam: Welche Wertschätzung bringt man der wirklich professionell, nachhaltig, in sorgsamem Umgang mit Tieren wirtschaftenden Berufsgruppe der Bauern entgegen? (Beifall bei ÖVP, SPÖ, FPÖ und Team Stronach.)

Frischmilchaktion: € 0,49 oder € 0,54, verschiedene Marken, auch beworben bis zum Gehtnichtmehr. Der Liter Wasser kostet bereits € 0,79 und – das ist wirklich eine Zu­mutung – der Liter Katzenmilch € 4,75! Der Liter Katzenmilch € 4,75, da frage ich die Verantwortlichen in diesen Kaufhausketten, in den Handelsketten, welche Verantwor­tung sie übernehmen und welche Wertschätzung sie den Bäuerinnen und Bauern ent­gegenbringen! (Beifall bei der ÖVP.)

Ich gönne jedem Haustier das beste Futter, selbstverständlich. Aber hier sollte mit Nachdruck ein Umdenken stattfinden und damit diese Negativspirale beendet werden, denn auch 2014 wird aufgrund des marktpolitischen Umfeldes ein Minus herausschau­en. Gerade in Zeiten eingetrübter Konjunktur ist jeder Wirtschaftsimpuls notwendig. Hinter den Bauernhöfen verbergen sich nämlich Zigtausende mutiger Investitionsent­scheidungen von Bäuerinnen und Bauern, von bäuerlichen Familien. Dahinter verbirgt sich aber auch der Fleiß, nämlich auch dann, wenn manche in unserer Gesellschaft an Sonn- und Feiertagen lange schlafen oder die Natur genießen, während die Bäuerin­nen und Bauern im Stall stehen. Die Leistungsfähigkeit einer Berufsgruppe wird dann sehr oft nicht gesehen.

Dabei ist gerade die Landwirtschaft eine der wichtigsten Berufsgruppen: Lebensmittel, nachwachsende Energie, 80 Prozent der Gestaltung unseres Landes durch die Land­schaftsgestaltung, 530 000 Beschäftigte in den vor- und nachgelagerten Bereichen – und dann manches Mal beschimpft zu werden als Massentierhalter, Agrarfabriken, or­ganisierte Tierquäler, Billig-Massenware, das hat sich diese Berufsgruppe nicht ver­dient! (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Steinbichler.)

Meine Damen und Herren, da sollten sich manche auch in unserem Land ein wenig umschauen, was Agrarfabriken sind! In Österreich: 19 Hektar durchschnittliche Acker­fläche; eine Viehbestandsgrenze, wo andere Berufsgruppen in Europa nur lächeln kön­nen.

Meine Damen und Herren! Ich möchte die Gelegenheit wahrnehmen, aufgrund dieses schwierigen Marktumfeldes dem Bundesminister Rupprechter ein Dankeschön für die Exportinitiative zu sagen – sie trägt sicher zur Marktentlastung bei; ich gratuliere zur Genehmigung, als eines der ersten Programme von 118 in Europa das LE durchbe­kommen zu haben – und den Bauern und Bäuerinnen Respekt entgegenzubringen.

Ich möchte auch nicht vergessen, dem Bundesminister Hundstorfer für die Fairness betreffend Arbeitslosenentschädigung der Nebenerwerbsbauern zu danken, vor allem aber den Handel ersuchen – dringend ersuchen; wenn sie dem Ersuchen nicht stattge­ben, werden wir zu anderen Maßnahmen greifen –, Nachhaltigkeit und schöne Bilder auch in entsprechende Preise umzusetzen!

Meine Damen und Herren! Ein Land ohne Bauern ist wie ein Wald ohne Bäume, und das kann es wohl nicht sein. Ein Land ohne Bauern ist wie ein Wald ohne Bäume – un­sere Bäume wachsen nicht in den Himmel, das ist uns bewusst. Aber die Bäuerinnen


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