Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll55. Sitzung / Seite 171

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Wachstum, das man eigentlich gar nicht mehr als solches bezeichnen kann, von 0,4 Pro­zent.

Für ein Unternehmen wie die Hypo Alpe-Adria, das sich auf einen exzessiven Wachs­tumskurs begeben hatte, war diese Entwicklung im Jahr 2000 – ich glaube, so fair muss man sein – so sicherlich nicht vorhersehbar. Aber man hätte die damaligen wirt­schaftlichen Rahmenbedingungen und Begebenheiten berücksichtigen müssen. Da­mals war eine derartige Expansion im Bankgeschäft im südosteuropäischen Raum be­reits mit einem sehr hohen Risiko, mit einer hohen Sensibilität für die Wachstumsmög­lichkeiten zu beurteilen, denn man war damit ja schon spät dran.

Der osteuropäische Raum war ja schon längst von den österreichischen und europäi­schen Banken erobert, die dort bereits seit Beginn der Neunzigerjahre sehr erfolgreich ihre Geschäfte begonnen haben und dort sehr erfolgreich tätig waren. Also was blieb? – Man hat sich auf Südosteuropa konzentriert, insbesondere auf Kroatien, auf Oberitalien, auf das Balkangebiet. Und man musste versuchen – und das ist in Wirk­lichkeit wahrscheinlich eine der größten Fehleinschätzungen, die hier begangen wur­den –, dort mit aggressiven Geschäftsmodellen ein Geschäft aufzubauen. Diese ag­gressiven Geschäftsmodelle haben natürlich dazu geführt, dass man Geschäfte ange­nommen hat, die andere längst abgelehnt hatten. Und das war in der Fachwelt auch so bekannt. (Zwischenruf bei der FPÖ.)

Rückblickend muss man auch sagen, dass viele Fehler gemacht wurden, auf der Ebe­ne der Bank, auf der Managementebene der Bank, aber auch auf der Ebene der Auf­sicht, der Prüforgane. Und man wird ja wohl der Regierung in ihrer Vertretung der Re­publik zugestehen, dass sie sich auf Entscheidungen der FMA, eines Staatskommis­särs, der OeNB nicht nur verlassen wird dürfen, sondern diese auch zur Grundlage Ih­res Handelns macht. Was denn sonst?

Eine Landeshaftung konnte nie und zu keiner Zeit ein Risikomanagement ersetzen. Der Startrückstand bei den Geschäften in Kroatien mit einer falschen Geschäftsidee konnte von Anfang an nicht aufgeholt werden. Da hätten wir ein Wachstum gebraucht, das wir alle gerne gehabt hätten, das aber weit von jeder Realität entfernt gewesen ist.

Die Preise, die man hier eingegangen ist, die Finanzierungen, die man getätigt hat, konnten nur durch die Hoffnung und aus der Hoffnung heraus gerechtfertigt werden, dass es eine derartige Entwicklung in der nächsten Zeit geben wird, damit man das al­les verdienen kann, was man hier bereit war einzugehen. Das ist ein klassischer Ma­nagementfehler, und die Statistik zeigt uns auch, dass 60 Prozent des Scheiterns von Unternehmen auf Managementfehler zurückzuführen sind. Und wenn zu solchen Fehlern dann auch noch Wünsche und die Großmannssucht eines Landeshauptman­nes dazukommen, dann passiert genau das, was heute auf dem Tisch liegt.

Der Griss-Bericht zeigt aber auch auf, dass es besonders verantwortungslos war, dass Kärnten diese unbeschränkten Haftungen aufrechterhielt, als die Mehrheit der Bank an die HBInt ging und Kärnten damit zusätzlich auch noch jedweden Einfluss auf die Bank verloren hat – aber eigentlich ist er ohnehin nicht wahrgenommen worden, nämlich im Sinne einer positiven Kontrolle.

Hätte Landeshauptmann Haider das Wohl des Landes Kärnten und der Republik Ös­terreich über jenes des Klagenfurter Stadions gestellt, hätten wir das Problem Hypo heute nicht. (Präsident Kopf übernimmt den Vorsitz.)

Sehr geehrte Damen und Herren, wir stehen vor einer Aufgabe, die es zu lösen gilt, einer Aufgabe, die aber auch in die Zukunft führen muss. Daher finde ich es sehr be­merkenswert und auch sehr unterstützend, dass gerade im Griss-Bericht dieser Blick in die Zukunft gemacht wird und gesagt wird, man muss daraus lernen, man muss sehen,


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