Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll59. Sitzung / Seite 78

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Herr Klubobmann Lopatka, für den Zwischenruf „Sie sind ein großer Heuchler!“ erteile ich Ihnen einen Ordnungsruf. (Beifall bei der FPÖ.)

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Abgeordneter Herbert Kickl (fortsetzend): Sehen Sie nicht, dass Sie für dieses an­gebliche Recht, das Sie irgendwoher konstruieren im Sinne einer Ausschaltung jeder Form von möglicher Diskriminierung, die tatsächlichen Rechte des Kindes mit Füßen treten? – Das ist doch der Punkt: Artikel 24 der Charta der Grundrechte der EU.

Sie sind vor wenigen Tagen hier herinnen gestanden und haben die Taferln mit der Auf­schrift „Je suis Charlie“ hochgehalten in Ihrem angeblichen Kampf um die Werte dieses Europa. Sie haben sich zu diesen Werten bekannt, die unter anderem da drinnen fest­geschrieben sind, und unter anderem geht es, weil Werte nichts Abstraktes sind, um die Werte der Kinder. Da steht drin, dass es ein Recht der Kinder auf beide Eltern gibt.

Jetzt gibt es, Herr Lopatka, einen feinen Unterschied zwischen dem Wort „beide“ und dem Wort „zwei“. Sie sollten das wissen! Das Wort „beide“ intendiert die Vollständigkeit in der Zwei; das Wort „zwei“ ist nur eine numerische Aufzählung. Ich verstehe in der Zwischenzeit schon gar nicht mehr, warum Sie an diesem „zwei“ überhaupt festhalten und nicht „drei“, „vier“, „fünf“, „sechs“ oder „sieben“ im Sinne einer allgemeinen Belie­bigkeit einsetzen. Das wäre durchaus konsequent, wenn Sie es so weit treiben. Aber wenn wir von „beide“ reden, dann reden wir von zweien im Sinne einer Vollständigkeit! Und diese Vollständigkeit ergibt sich aus einer Mutter, die biologisch gesehen eine Frau ist, und aus einem Vater, das ist biologisch gesehen ein Mann; daraus kommt dann ein Kind oder kommen Kinder hervor. Ob Ihnen das passt oder nicht: So will es die Natur, so will es die Schöpfung! (Beifall bei der FPÖ.)

Ich kann mich nur wundern über diese Volkspartei – zum Thema Heuchelei. Diesen Satz würde ich von Ihnen gern einmal hören, Herr Lopatka, zum Beispiel bei Ihrer Klubklausur: „Zu einer Familie gehört eine weibliche Mutter, ein männlicher Vater und ein Kind oder Kinder!“ Das hören wir von Ihnen schon lange nicht mehr. Von Ihnen hö­ren wir: „Der Islam gehört zu Europa.“ Das ist das, was man aus Ihrer Klubklausur hört. Dann hört man noch dazu: „Es gibt keinen Wettbewerb der Neigungen.“ Manchmal habe ich den Eindruck, Sie sind mit den Linken in diesem Land und mit den besonders Fortschrittlichen in einen Wettbewerb darum eingetreten: Wer kann noch mehr Blödhei­ten unter dem Namen „Fortschritt“ verzapfen? – Und Sie sind da ganz vorne mit dabei, das darf ich Ihnen sagen. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Kommen Sie mir nicht mit Studien daher! Kommen Sie mir nicht mit Studien daher, es gibt für alles eine Studie! Sie werden das Kindeswohl mit Sicherheit auch so begrün­den können, das ist nicht die Frage. Ich glaube – in Richtung der Grünen –, auch der Herr Cohn-Bendit kann sich auf Studien berufen, dass sein Umgang mit frühkindlicher Sexualität wahrscheinlich eine unglaubliche Befreiung für seine Opfer gewesen ist.

Reden Sie nicht von geänderten Zeiten, denn geänderte Zeiten können sich nur da­durch unterscheiden, dass die Inhalte sich unterscheiden! Die Zeiten sind es nicht, die die Inhalte ändern. Das sind solche Leute wie Sie, die glauben, beim Fortschritt mit da­bei sein zu müssen, sich bei den Linken geistig einklinken und sich dann noch hierher­stellen und sagen: „Ich bin eine gute Katholikin.“ Ich weiß nicht, ob das der Kardinal gutheißt, den wir manchmal vermissen, wenn es um die Deutlichkeit seiner Worte geht. (Abg. Schmuckenschlager: Das haben Sie nicht zu bewerten!) Das interessiert mich, wie Sie das dann sehen.

Sie machen einen großen Fehler: Sie verwechseln Freiheit mit Willkür. Freiheit, meine Damen und Herren von der ÖVP, das ist Selbstbestimmung! Etwas weniger schick for­muliert, ist es Selbstbegrenzung – da werden Sie wahrscheinlich gleich wieder aufjau-


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