nicht, die verschwiegen werden. Wer letzthin die Doku gesehen hat, weiß: Wenn ein manövrierunfähiges Schiff innerhalb von Tagen dreimal starten darf und immer wieder hinausgeschickt wird, denn irgendwo wird die Nussschale schon landen, dann ist das einfach tragisch und bezeichnend. Da schaut es fast so aus, als ob es Regierungen oder Kontinente gäbe, die Interesse daran hätten, Probleme zu exportieren. Ich sage das in aller Traurigkeit, weil wir hier von Menschenleben sprechen.
Es wurde alles angesprochen, von der humanitären Hilfe bis zu den Quotenregelungen, aber ich denke, das sind nur die Notmaßnahmen einer fehlgeleiteten Politik. Man sollte stattdessen bei den Grundproblemen ansetzen.
Ich darf mit Kollegin Dietrich und Frau Kollegin Korun fortfahren, die auch unsere Lebensweise als Teil dieses Problems dargestellt haben. Leider ist ja Herr Minister Rupprechter schon gegangen – wahrscheinlich bucht er die nächste China-Reise. Ich denke, das sind die Probleme: was auf diesem Markt neben den industriellen Gütern hin und her exportiert, importiert und gehandelt wird – „getradet“, sagt man natürlich heute –, dass Lebensmittel, Getreide zum Teil 55-mal an den Warenterminbörsen gehandelt werden, dass spekuliert wird. Das bringt jede produzierende Landwirtschaft, egal ob in Österreich, in Ägypten oder in China, um. (Beifall beim Team Stronach.) Das müssen wir mit aller Deutlichkeit sagen.
Frau Kollegin Korun, ich habe das Buch „So wird Hunger gemacht“ der Autorin Petra Ramsauer gelesen – ein ganz bezeichnendes Buch.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sprechen in Ägypten von „Cash-Drops“. Das bedeutet nichts anderes, als dass dort die Fair-Trade-Rosen für Holland angebaut werden. Man gibt den armen Leuten dort kein Saatgut – denn dann könnten sie etwas essen oder etwas abzweigen –, sondern man gibt ihnen stechende Rosen, damit sie brav abgeliefert werden, und wir Europäer unterstützen dieses System.
Frau Kollegin Korun hat von der Fischwirtschaft gesprochen. Ich war am Wochenende bei zwei Eröffnungen dabei. Das waren wunderschöne Eröffnungen, aber was dort an Meeresfrüchten geboten wurde, an Muscheln, an den diversesten Meeresfrüchten aus brutalster Aquakultur, das hat halt mit Handel zu tun, aber schon gar nichts mit Gesundheit. Wir reden schon gar nicht darüber, was beim Gemüse los ist. Wir haben zurzeit ägyptische Biokartoffel auf dem Markt und haben die beste österreichische Qualität in den Kellern. Wir müssen wissen, was unser aktuelles Konsumverhalten für diese armen Leute, für die Betroffenen mit sich bringt, und es ist beschämend, dass sich chinesische Bauern über die Billigimporte aus Europa beschweren und sagen, ihre Existenzen sind gefährdet.
Also bitte: Neben den humanitären Maßnahmen sollten wir unser Denken und Handeln täglich überdenken – ich habe mir gedacht, auch am 1. Mai. Es ist ja schön, wenn man Gedenkmärsche zum Tag der Arbeit veranstaltet, aber auch in Österreich passiert dasselbe, und deshalb ist es so schade, dass Minister Rupprechter nicht mehr hier ist. Wenn wir jährlich 15 000 Bauernhöfe schließen, dann sind das 50 000 Arbeitslose, die wir auch in Österreich produzieren, und dann jammern wir über die Situation, dass der ländliche Raum ausgedünnt wird, dass die Wirtschaftskraft weg ist, und so wie heute früh: Es gibt eine Stunde Wartezeit in Linz, weil alle Vöcklabrucker pendeln und nach Linz in die Arbeit fahren müssen.
Diese traurigen Tragödien werden durch unser Handeln mitverursacht. Täglich sind wir Mittäter. Halten wir hier nicht schöne Gedenkminuten ab, sondern stehen wir drüber und bekennen wir auch die eigene Schuld. Ich denke, das wäre ganz wesentlich. (Beifall beim Team Stronach.)
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