Das Alter zählt nicht unbedingt zu den größten Hürden bei der Jobsuche, sondern es ist vielmehr die formelle Bildung und der formelle Bildungsgrad. Im vergangenen Jahr waren etwa im Jahresschnitt 80 000 Menschen über 50 arbeitslos, und etwa die Hälfte davon hatte nur einen Pflichtschulabschluss. Was heißt das? – Jeder Zweite hat keine Berufsausbildung, und genau da sollten wir ansetzen. In Österreich gibt es das Modell der Erwachsenenlehre, ein gutes Modell, das finanziell gefördert wird, aber kaum jemand weiß darüber Bescheid. Wir wünschen uns eine Informationskampagne zur Erwachsenenlehre; dann kann man einen Abschluss nachholen, das lohnt sich auch noch über 50, das lohnt sich für die Betriebe und die Betroffenen.
Ja, wir wollen das längere Arbeiten ermöglichen, aber da kommt immer wieder die Frage: Wird es auch genug Jobs geben? Nehmen die Älteren dann diesen Jungen die Arbeitsplätze weg? – Dazu gibt es ganz klare Studien, internationale Erfahrungen; und AMS-Chef Kopf hat vor Kurzem im „Mittagsjournal“ deutlich gesagt: Länger arbeiten führt in erster Linie zu mehr Jobs. Zum Beispiel verkauft ein zusätzlicher Autoverkäufer auch mehr Autos, oder ein Tischler, der nicht in Pension geht, der zieht auch mehr Aufträge an Land.
Das heißt, es macht Sinn, mehr Geld für ältere Menschen in den Arbeitsmarkt zu investieren, das macht Sinn für uns alle, für die Systeme. Und bitte bedenken wir auch: Das gibt vielen, vielen Menschen neue Hoffnung und nimmt ihnen die Sorgen! – Danke. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Yilmaz.)
11.45
Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Wurm zu Wort. – Bitte.
11.45
Abgeordneter Peter Wurm (FPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Werte Zuseher hier im Haus und zu Hause vor den Fernsehgeräten! Herr Minister Hundstorfer, ich muss Sie leider korrigieren, ich habe da einen Bescheid von der MA 40 aus Wien, wo die Mindestsicherung auf zwei Jahre zugesichert wurde, zusätzlich sogar mit 13. und 14. (Bundesminister Hundstorfer: Für Kinder!) Den habe ich da, Herr R., kann ich Ihnen danach vielleicht zeigen. Ich wollte nur klarstellen: Auch in Wien ist die Welt nicht immer in Ordnung! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Belakowitsch-Jenewein: Eh! Da ist gar nichts in Ordnung!) – Ja, oder nichts ist in Ordnung.
Die ersten drei Stunden im Plenum waren heute für mich hochinteressant. Da dürfte irgendwie die Front der Realitätsverweigerer langsam zu bröckeln anfangen, vor allem bei der ÖVP, die jetzt endlich einmal Realitäten zur Kenntnis nimmt. Es gibt auch noch ein paar bei Ihnen in den Reihen, die das noch nicht ganz verstanden haben. Die SPÖ denkt ein bissel darüber nach, und bei den Grünen und bei den NEOS habe ich leider Gottes jede Hoffnung verloren.
Wenn man sich jetzt einmal anschaut, was vor allem von ÖVP-Seite kommt: Ich darf den Integrationsminister Kurz noch einmal zitieren, der plötzlich unsere Forderungen, die wir vor eineinhalb Jahren hier auch im Plenum schon diskutiert haben, eins zu eins unter dem Titel „Herkunftslandprinzip bei Sozialleistungen“ übernimmt und auch das Familienleistungsthema im Ausland plötzlich anspricht, wofür wir – oder auch ich persönlich – damals hier mehr oder weniger als Hetzer gebrandmarkt wurden. Und plötzlich nimmt der Shootingstar der ÖVP, Integrationsminister Kurz, diese Zahlen einfach zur Kenntnis und sagt auch, gemeinsam mit den Engländern: Da muss man etwas tun! – Bitte, seit eineinhalb Jahren erzählen wir diese Tatsachen, und alle tun so, als würde es diese Tatsachen nicht geben.
Und dass natürlich die Ausländer durch die Zuwanderung unser Sozialsystem ausnützen, kann man anhand der Zahlen ganz einfach verifizieren. Das hat mittlerweile die ÖVP zumindest teilweise schon erkannt. Da Minister Kurz ohnehin immer mehr Posi-
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