Meine Damen und Herren, das heißt nicht, die Ängste und die Sorgen der Österreicher geringzuschätzen. Nein, die gibt es, die sind da. Sie fürchten um ihren Arbeitsplatz, teilweise auch um ihre Sicherheit.
Meine Damen und Herren, wozu ist Politik da? Sind wir dazu da, die Angst zu verschärfen, oder sind wir dazu da, die Angst zu bewältigen und die Probleme zu lösen? – Ich glaube, die Antwort auf diese Frage liegt auf der Hand. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, Grünen und NEOS.)
Meine Damen und Herren, wenn Sie die Berichte der letzten Tage verfolgt haben, werden Sie eines bemerkt haben – das ist so wie bei anderen Themenstellungen auch –: Es gibt ein Sperrfeuer von Besserwissern, ein Sperrfeuer von Schuldzuweisungen, die Suche nach dem einzigen Grund. Aber glauben Sie mir – nein: Sie wissen es! –: Leider ist die Problematik komplexer!
Die Zuweisung an die Vereinigten Staaten von Amerika, diese wären mit ihrer Politik schuld an all den Konflikten, ist zu einfach. Glauben Sie wirklich, die USA entfachen als einzelner Staat 50 geopolitische Konflikte, so zum Beispiel die Stammesauseinandersetzungen in Libyen, mit 50 Millionen Flüchtlingen? Da ist es doch ein wenig zu einfach, zu sagen, setzen wir alle Flüchtlinge in ein Flugzeug und schicken wir sie nach Amerika. Aber sagen Sie nicht, dass das als Forderung nicht gekommen ist.
Ein zweiter, ähnlicher Punkt, wenn es heißt: Die EU ist schuld, die EU tut zu wenig; Griechenland wurde in diesem Zusammenhang mehr Aufmerksamkeit zuteil! – Meine Damen und Herren, „die EU“ sind wir, gemeinsam mit Deutschland, mit Schweden, mit Frankreich et cetera. Andere haben aber eine andere Auffassung, was die Geschwindigkeit von Problemlösungen anlangt.
Kommenden Freitag bin ich bei Herrn Kommissionspräsidenten Juncker, und ich werde ihn – der Herr Bundeskanzler tut dasselbe – darauf aufmerksam machen, dass in dieser Frage etwas mehr Dynamik notwendig sein wird. Es wird nicht genügen, wenn der dafür zuständige EU-Kommissar am 7. September nach Traiskirchen kommt. Auch ein Besuch in Calais wird nicht genügen, sondern da muss es mehr Dynamik in Richtung Problemlösung geben, keine Frage! (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)
Die werden uns schon irgendwie das Problem vom Hals schaffen!, das ist auch nur ein Teil der Ansicht, denn wir sind genauso gefordert.
Und dann kommt auch die gravierende Frage: Hätte man nicht vorsorgen sollen, haben die das Problem nicht gesehen?! – Meine Damen und Herren, bei jeder Herausforderung, bei jeder Katastrophe, egal, ob bei Wasser- oder Sturmkatastrophen, gibt es vorher Warnungen, aber haben Sie irgendwo schon erlebt, dass dank aller Warnungen und Vorbereitungen das Problem dann ausgeblieben wäre? – Ich glaube, nein.
Die Frau Innenministerin weist seit einem Jahr auf diese Thematik hin, ja, seit einem Jahr, aber niemand hat ausreichend reagiert. Warum? – Der eine hat das als „Panikmache“ bezeichnet, andere haben den Leidensdruck und die Probleme nicht gesehen. Und, ehrlich gesagt, es war auch so: In den letzten Monaten gab es eine Vervierfachung der Geschwindigkeit der Ereignisse in diesem Zusammenhang. (Zwischenruf des Abg. Peter Wurm.) – Es wäre dem Thema angemessen, wenn Sie jetzt einmal zuhören würden. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)
Und daher, um es einfacher auszudrücken: Glauben Sie wirklich, dass es hilft, dem Innenministerium oder gar der Ministerin als Einzelperson die Schuld zu geben und so sozusagen ein Drittabschlagen zu entfachen? Ganz im Gegenteil: Ich danke allen Einsatzkräften – von den NGOs, ganz besonders auch denen von der Polizei, aber auch bei den Gerichten – für ihre bis an die Grenzen der Belastbarkeit gehende Arbeit. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)
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