Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 64

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Österreich sind, die Schulpflicht gilt, weil es ja ein Gesetz ist – Kollege Rosenkranz hat es deutlich ausgeführt –, aber genau bei Ihren Ausführungen erkennt man, warum es offensichtlich notwendig ist, auch immer wieder auf Gesetze, die in diesem Land gel­ten, hinzuweisen. Und es ergibt keinen Sinn, Kinder, die hier sind – auch wenn ihre El­tern noch keinen gültigen Asylbescheid oder Ähnliches haben –, von Bildung fernzuhal­ten, weil genau so eine Vorgangsweise dann dazu führt, dass Kinder die Sprache nicht ordentlich können, unsere Werte und unsere Kultur nicht kennen, nicht in die Gesell­schaft eingebettet sind, und das hat viele, viele Probleme wie Bildungsabbruch, Lese­schwächen oder Schwierigkeiten mit Mathematik zur Folge, auf die die Kolleginnen und Kollegen vorher schon hingewiesen haben. (Beifall bei der ÖVP. Abg. Lugar: Sie müssen ein bisschen zuhören, bevor Sie replizieren! Zuhören!)

Darum wünsche ich mir, dass alle in diesem Hohen Haus diese Gesetze, die bei uns gelten – und zu Recht gelten –, hochhalten.

Vielleicht nur ein Beispiel, um Ihnen auch aus meinen Erfahrungen zu berichten, die ich – nachdem ich auf die Welt gekommen bin – im österreichischen Schulsystem ge­macht habe. Als ich damals in der Volksschule war, waren sehr viele Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien bei uns in der Schule. Was hat man da gemacht? – Man hat die Kinder nicht in eigene einzelne Ghettoklassen separiert, man hat sie nicht nicht gefördert, sondern man hat sie in die Klassen integriert, die Kinder haben ganz normal Freundschaften mit Kindern aus Österreich schließen können, haben dort in den Pau­sen auch die Sprache sprechen müssen, sich mit den anderen Kolleginnen und Kolle­gen auseinandersetzen müssen. Und was haben sie danach gehabt? – Zusätzlichen För­derunterricht in Deutsch!

Genau das ist der Ansatz, den wir von der ÖVP auch immer wieder verfolgen: Wir brau­chen Deutsch vor dem Schuleintritt, und wir brauchen Deutsch-Schulstart- und Sprach­startkurse – während des Unterrichts als zusätzliche Unterstützung. (Beifall bei Abge­ordneten der ÖVP. Abg. Krainer: Die eigene Fraktion applaudiert nicht! Abg. Lu­gar: Ah, Spracherwerb vor dem Schuleintritt? Habe ich das nicht gesagt, Deutsch vor dem Schuleintritt?! Das ist ja etwas „ganz anderes“ als das, was ich gesagt habe!) Deutsch vor dem Schuleintritt und Deutsch während der Schule – das ist das, was wir für die jungen Menschen brauchen, die nach Österreich gekommen sind, weil sie mit ihren Eltern vor dem Krieg geflüchtet sind, und ich glaube, niemand von uns möchte mit den Kindern tauschen und das erleben, was diese erleben mussten.

Eine Sache ist meiner Meinung nach heute aber zu kurz gekommen: Wenn man sich mit Lehrerinnen und Lehrern auseinandersetzt, dann hört man, dass es immer schwie­riger wird, Disziplin in der Schule, in der Klasse zu haben, dass es Lehrerinnen oft schwer haben, von jungen Migrantinnen und Migranten anerkannt zu werden, weil diese offen­sichtlich ein Problem damit haben, von einer Frau unterrichtet zu werden. Wir müssen eines ganz klar sagen: Wenn wir den sozialen Frieden und die Sicherheit in Österreich gewährleisten wollen, dann werden wir nicht darum herumkommen, uns zusätzlich zum Spracherwerb auch ganz, ganz klar damit auseinanderzusetzen, welche Werte in Ös­terreich hochgehalten werden. (Beifall bei der ÖVP. Abg. Krainer: ... der Grünen!)

Ich glaube, das sollte ein ganz wesentlicher Teil unserer Bestrebungen sein, dass wir allen sagen: Wer in Österreich Schutz sucht, der bekommt Schutz. Aber: Die Regeln des Zusammenlebens, die in Österreich gelten, müssen akzeptiert werden. Ob das die Rechtstaatlichkeit ist, ob das die Gleichberechtigung von Mann und Frau ist, ob das die Meinungsfreiheit ist und ob das auch Disziplin und Respekt vor Lehrpersonen, Pädago­ginnen und Pädagogen ist, die einen großen Beitrag dazu leisten, dass Integration über­haupt funktionieren kann.

Ich möchte schließen und vielleicht noch ein paar Dinge wiederholen: Es werden er­freulicherweise Angebote gemacht – Ausbau der ganztägigen Schulformen, Sprachcrash-


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