Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 66

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reich der Zehnjährigen große Probleme haben, dass die Probleme vor allem in der Volksschule – und da gibt es ja den gemeinsamen Unterricht – bestehen, die sich in weiterer Folge bei den Vierzehnjährigen oftmals schon verbessert haben oder sogar ausgemerzt sind.

Und noch etwas, weil Sie ja immer glauben, das Allheilmittel sei die Gesamtschule: Das ist ein ideologischer Weg, der in Wirklichkeit ein Irrweg ist. Das haben auch die DDR und alle anderen Systeme gezeigt, wo es eben gescheitert ist. Aber wenn Sie das als das große Allheilmittel sehen, meine Damen und Herren, vor allem in der linken Reichshälfte, dann muss ich Ihnen schon sagen: Wo sind denn die wirtschaftlich stärksten Regionen? – In Süddeutschland, in Österreich, in der Schweiz; genau überall dort, wo es ein differenziertes Schulsystem gibt. (Abg. Mayer: … Herkulesbestimmun­gen!)

Es ist doch nicht das Allheilmittel – ganz im Gegenteil, denn wenn ich alle auf das glei­che Niveau bringe, dann heißt das: entweder überfordere ich einen Teil der Kinder oder ich unterfordere einen Teil. Es sind nun einmal nicht alle Kinder gleich und nicht alle Kinder gleich leistungsfähig, und das weiß jeder, der selbst Kinder hat.

Daher ist das ein ganz, ganz gefährlicher Weg, den Sie hier beschreiten möchten mit Ihrer ideologischen Brille – wo Sie genau wissen, das bringt überhaupt nichts, denn je­ne Kinder, die dann unterfordert sind, werden irgendwann abschalten, weil ihnen lang­weilig wird, und die werden wir nie wieder zu Leistung motivieren können. Wenn ich die anderen aber überfordere, werden sie auch irgendwann abschalten, weil sie nicht mehr mitkönnen.

Daher ist dieses differenzierte Schulsystem ein gutes System, ein wichtiges System, das über Jahrzehnte gewachsen ist und in den letzten Jahren durch verschiedenste Schulversuche und verschiedenstes Herumdoktern in Wirklichkeit in Gefahr ist, kaputt gemacht zu werden. – Das ist die Gefahr für dieses Schulsystem, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)

Schauen Sie sich beispielsweise an, wie das in England ist! Da gibt es die sogenann­ten Gesamtschulen. Was machen Eltern dann? – Eltern ziehen oftmals weg in teurere Wohngegenden, oder sie schicken die Kinder auf teure Privatschulen. Das ist in Wirk­lichkeit nur ein Benefit für Privatschulen beziehungsweise ein Anschlag auf den Mittel­stand. Das können Sie doch nicht wollen, vor allem Sie von der ÖVP! Sie können doch nicht wollen, dass alle Kinder über einen Kamm geschoren werden!

Wenn man sich anschaut, dass in Österreich von all jenen Kindern – oder dann bereits Jugendlichen –, die die Matura machen, die Hälfte ursprünglich eine Hauptschule be­sucht hat, dann zeigt das ja, dass es trotz allem eine Chancengleichheit gibt, denn ge­rade im ländlichen Raum gibt es die Gesamtschule. Da geht ja der ganz große Anteil der Kinder ohnehin in die Hauptschulen und dann jene weiter, die es möchten, die es können oder die eben das Gefühl haben, dass sie das möchten. Daher brauchen wir hier nicht alles kaputtzureden.

Aber wissen Sie, gerade in Wien, in den Ballungsräumen gibt es schon Probleme. Da gibt es nämlich sogenannte Ghettoschulen. Das ist dann der Bereich, wo jene Kinder mit nicht deutscher Muttersprache, mit Migrationshintergrund, mit sozialen Problemen daheim sind. Das sind die Schulen, wo es wirkliche Probleme gibt. Dazu gibt es einen Artikel im „Falter“, der gerade das Wiener Schulsystem ganz gut beschreibt und auf den Punkt bringt, dass es nämlich in Wien beispielsweise die Volksschule Herbststraße in Ottakring gibt, wo es drei Klassen gibt: die C-Klassen im Dachgeschoß, das sind die Kinder, die schon Englisch sprechen, die eine englische Nanny hatten, Englisch als Mut­tersprache haben oder zur Englisch-Nachhilfe gebracht worden sind. (Präsidentin Bu­res gibt das Glockenzeichen.)

 


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