de und Gerechtigkeit sowie Offenheit und Toleranz gegenüber den Menschen sind Grundwerte der Schule, auf deren Grundlage sie der gesamten Bevölkerung, unabhängig von Herkunft, sozialer Lage und finanziellem Hintergrund, unter steter Sicherung und Weiterentwicklung bestmöglicher Qualität ein höchstmögliches Bildungsniveau sichert.“
Diesem Anspruch wird das österreichische Bildungssystem jedoch nicht gerecht. Internationale Vergleichsstudien bescheinigen Österreichs Bildungssystem seit Jahren bestenfalls durchschnittliche, meist sogar unterdurchschnittliche Leistungen. Die Industriellenvereinigung hält dazu fest: „Österreich leistet sich eines der teuersten Bildungssysteme dieser Welt. Doch die hohen Ausgaben bringen keine bessere Bildungsqualität. Und an wichtigen Kompetenzen fehlt es. Obwohl Österreich mit jährlichen Ausgaben von 13.116 US-Dollar pro Kopf von der Volksschule bis zur Hochschule wesentlich mehr ausgibt als der OECD-Durchschnitt, sind wir in punkto Bildungsqualität weit vom internationalen Spitzenfeld entfernt. Das Geld kommt zu wenig bei den Schülerinnen und Schülern in den Klassenzimmern an.“
Das intransparente System der Bildungsverwaltung, die zwischen Bund und Ländern aufgeteilt ist, ist ein unzählige Millionen verschlingendes Bürokratiemonster. Hinzu kommen zwischen diversen Ministerien aufgeteilte Kompetenzen, die durchgängige Regelungen und den dringend notwendigen Informationsfluss, wie ein sinnvolles Übergangsmanagement zwischen den bestehenden Bildungsschnittstellen – etwa vom Kindergarten zur Volksschule – fast undurchführbar machen.
Daniel Schraad-Tischler, Projektleiter einer im letzten Jahr präsentierten Bertelsmann-Studie, kritisiert „die frühe Selektion der Kinder im mehrgliedrigen Schulsystem“. Außerdem brauche Österreich mehr UniversitätsabsolventInnen als derzeit. Die Performance des Bildungssystems sei angesichts des Mitteleinsatzes bescheiden, denn Österreich komme nur auf Platz 29 aller 41 untersuchten Länder. Nach wie vor, so der Bertelsmann-Experte, spiele in Österreich die soziale Herkunft bei den Bildungschancen eine zu große Rolle. Mängel gebe es auch bei der frühkindlichen Bildung. („Die Presse“ vom 8. April 2014)
Die Bundesregierung ist vor zwei Jahren angetreten, um
diese Situation zu verbessern. Im September letzten Jahres wurde die
Einrichtung einer „Bildungsreformkommission“ beschlossen, die
„rasch ihre Arbeit aufnehmen und laufend beratend tätig sein“
sollte. (http://wirtschaftsblatt.at/home/nachrichten/oesterreich/3876188/Regierungsklausur_6PunkteProgramm-zur-Bildung-beschlossen)
Tatsächlich trat die Reformkommission erst vier Monate später zum
ersten Mal zusammen und verkündete als wichtigstes Ergebnis das
harmonische Miteinander: „,Man hat niemanden schreien gehört und der
Boden hat nicht gebebt’, sagte der
Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP)“. (http://diepresse.com/
home/bildung/schule/4644819/Bildungsreform_Staendiges-Herumdoktern-soll-ein-Ende-haben)
Eine für die Bildungsreformkommission eingesetzte „Expert/innengruppe
Schulverwaltung“ stellt den Reformbedarf fest: „Die völlig
geänderten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen machen
eine umfassende Neugestaltung unseres Bildungssystems dringend
erforderlich. (...) Mit punktuellen Einzelmaßnahmen alleine wird man
in Zukunft keine besseren Ergebnisse erzielen.“ (Freiraum
für Österreichs Schulen, März 2015)
Das von der ExpertInnenkommission erarbeitete Grundlagenpapier „Freiraum für Österreichs Schulen“ empfiehlt eine wesentliche Ausweitung der Schulautonomie, weniger bürokratischen Aufwand, eine bessere Ressourcensteuerung und ein besseres Controlling. Bemerkenswert ist die Formulierung: „Ein generelles Andenken einer Reduzierung der ‚Schnittstellen“ (Übergangszeiten) im gesamten Schulsystem. Denkbar wäre es, eine Schnittstelle bei 14 anzusetzen.“ Dies kommt einer – wenn auch vorsichtig formulierten – Forderung nach Einführung der gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen gleich. (ebda, 27)
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