Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll94. Sitzung / Seite 14

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Vorarlberg ist diesbezüglich schon einen Schritt weiter. Dort hat eine unabhängige Ex­pertInnengruppe ihre Schlussfolgerungen aus der bislang umfassendsten Befragung von LehrerInnen, Eltern und SchülerInnen zur Gemeinsamen Schule präsentiert und die Empfehlung ausgesprochen, das Schulsystem im gesamte Bundesland zu einer Modellregion Gemeinsame Schule umzuwandeln: „Für das Bundesland Vorarlberg wird mittelfristig landesweit die Einrichtung einer gemeinsamen Schule von der 5. bis zur 8. Schulstufe auf Basis von Individualisierung bzw. Personalisierung und innerer Dif­ferenzierung empfohlen. Unabdingbare Voraussetzung für das Gelingen sind Lehrper­sonen, die bereit sind, pädagogische Konzepte umzusetzen, die alle Schüler/innen ent­sprechend ihren Fähigkeiten und Interessen gleichermaßen fördern und auch fordern.“ (http://haraldwalser.at/wp-content/uploads/Schule-10-bis-14-Kurzfassung-mit-Empfehlungen.pdf)

Gleichzeitig wird aber auch darauf hingewiesen, dass es massiver legistischer und in­haltlicher Vorbereitungen sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene bedarf. Dazu gehören bundesgesetzliche Änderungen genauso wie die Umsetzung einer Pädagogik in den Schulen der Sekundarstufe I, die die individuellen Talente und Fähigkeiten der Schüler/innen berücksichtigt und unterstützt sowie die gemeinsame Qualifizierung der Lehrpersonen in der neuen Pädagog/innenbildung sowie in Fort- und Weiterbildung insbesondere in den Bereichen diagnostische Kompetenz und Individualisierung bzw. Personalisierung auf Basis innerer Differenzierung. Auch die Ausgestaltung der Schul­autonomie, gleichzeitig Zielvereinbarungen mit den Schulen und der Aufbau eines Rück­meldesystems zum Stand der Zielerreichung, die Vorbereitung geleiteter Übergänge, die Intensivierung der Elternzusammenarbeit und die Neudefinition der Schulsprengel werden genannt.

Die Reformkommission hat sich „inhaltliche Verbesserungen und in weiterer Folge eine Strukturreform“ zum Ziel gesetzt, so die Bundesministerin für Bildung und Frauen Gabri­ele Heinisch-Hosek: „Wichtig ist, dass wir das Schulsystem effizienter und effektiver ma­chen, damit die Schülerinnen und Schüler die beste Bildung erhalten.“ Die Ergebnisse der Kommission sollen nun am 17. November präsentiert werden. Aus den Verhandlun­gen der ExpertInnengruppe zur Schulverwaltungsreform sickert durch, dass es zu kei­ner Vereinheitlichung und Zusammenführung der Schulverwaltung kommen wird. Enttäu­schend für die Landeshauptleute könnte eine Berechnung sein, wonach die Verwaltung der LehrerInnen durch die Länder deutlich teurer wäre als eine zentrale Verwaltung durch den Bund. Untermauert wird dies durch einen aktuellen Bericht des Rechnungshofes (http://www.rechnungshof.gv.at/aktuelles/ansicht/detail/
berichtsvorlage-lehrerpersonalverwaltung-landesschulraete-insolvenz-entgelt-fonds-und-truppenuebu.html),
der bei der Verwaltung von Lehrpersonal besondere Ineffizienz ortet. Es zeigt sich wie­der einmal, dass die Partikularinteressen von Bund und Län­dern, Gewerkschaften und Gemeinden, Parteipolitik und jenen, denen es nur um Be­sitzstandswahrung geht, zu weit auseinanderliegen. Die völlig unterschiedlichen Vor­stellungen wurden auch am Austritt der beiden Landeshauptmänner Erwin Pröll und Hans Niessel ersichtlich. Of­fensichtlich war die eingangs gefeierte Harmonie in der Re­formgruppe nach nur weni­gen Sitzungen bereits wieder am Ende. Es ist daher zu be­fürchten, dass die als großer Wurf angekündigte Reform wieder zu einem Reförmchen verkommt und so auch wei­terhin alles beim (teuren) Alten bleibt.

Inzwischen steuert das österreichische Bildungssystem aber auf ein dramatisches Fi­nanzierungsproblem zu. Schon für das laufende Jahr ist das Budget 2015 massiv zu niedrig dotiert. Der „Kurier“ berichtet: „Seit Längerem ist bekannt, dass ihr Ressort deut­lich zu wenig Geld hat – in diesem Jahr rund 340 Millionen, im kommenden Jahr schon über eine halbe Milliarde Euro.“ (http://kurier.at/politik/inland/heinisch-hosek-und-das-bildungsbudget-ministerin-in-der-zwickmuehle/124.892.344)

 


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