Vorarlberg ist diesbezüglich schon einen Schritt weiter. Dort hat eine unabhängige ExpertInnengruppe ihre Schlussfolgerungen aus der bislang umfassendsten Befragung von LehrerInnen, Eltern und SchülerInnen zur Gemeinsamen Schule präsentiert und die Empfehlung ausgesprochen, das Schulsystem im gesamte Bundesland zu einer Modellregion Gemeinsame Schule umzuwandeln: „Für das Bundesland Vorarlberg wird mittelfristig landesweit die Einrichtung einer gemeinsamen Schule von der 5. bis zur 8. Schulstufe auf Basis von Individualisierung bzw. Personalisierung und innerer Differenzierung empfohlen. Unabdingbare Voraussetzung für das Gelingen sind Lehrpersonen, die bereit sind, pädagogische Konzepte umzusetzen, die alle Schüler/innen entsprechend ihren Fähigkeiten und Interessen gleichermaßen fördern und auch fordern.“ (http://haraldwalser.at/wp-content/uploads/Schule-10-bis-14-Kurzfassung-mit-Empfehlungen.pdf)
Gleichzeitig wird aber auch darauf hingewiesen, dass es massiver legistischer und inhaltlicher Vorbereitungen sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene bedarf. Dazu gehören bundesgesetzliche Änderungen genauso wie die Umsetzung einer Pädagogik in den Schulen der Sekundarstufe I, die die individuellen Talente und Fähigkeiten der Schüler/innen berücksichtigt und unterstützt sowie die gemeinsame Qualifizierung der Lehrpersonen in der neuen Pädagog/innenbildung sowie in Fort- und Weiterbildung insbesondere in den Bereichen diagnostische Kompetenz und Individualisierung bzw. Personalisierung auf Basis innerer Differenzierung. Auch die Ausgestaltung der Schulautonomie, gleichzeitig Zielvereinbarungen mit den Schulen und der Aufbau eines Rückmeldesystems zum Stand der Zielerreichung, die Vorbereitung geleiteter Übergänge, die Intensivierung der Elternzusammenarbeit und die Neudefinition der Schulsprengel werden genannt.
Die Reformkommission hat sich „inhaltliche
Verbesserungen und in weiterer Folge eine Strukturreform“
zum Ziel gesetzt, so die Bundesministerin für Bildung und Frauen Gabriele
Heinisch-Hosek: „Wichtig ist, dass wir das Schulsystem effizienter und
effektiver machen, damit die Schülerinnen und Schüler die
beste Bildung erhalten.“ Die Ergebnisse der
Kommission sollen nun am 17. November präsentiert werden. Aus den
Verhandlungen der ExpertInnengruppe zur Schulverwaltungsreform
sickert durch, dass es zu keiner
Vereinheitlichung und Zusammenführung der Schulverwaltung kommen wird.
Enttäuschend für die Landeshauptleute könnte eine
Berechnung sein, wonach die Verwaltung der
LehrerInnen durch die Länder deutlich teurer wäre als eine zentrale
Verwaltung durch den Bund. Untermauert wird dies durch einen aktuellen
Bericht des Rechnungshofes (http://www.rechnungshof.gv.at/aktuelles/ansicht/detail/
berichtsvorlage-lehrerpersonalverwaltung-landesschulraete-insolvenz-entgelt-fonds-und-truppenuebu.html),
der bei der Verwaltung von Lehrpersonal besondere Ineffizienz ortet. Es zeigt
sich wieder einmal, dass die Partikularinteressen von Bund und Ländern,
Gewerkschaften und Gemeinden, Parteipolitik und jenen, denen es nur um Besitzstandswahrung
geht, zu weit auseinanderliegen. Die völlig unterschiedlichen Vorstellungen
wurden auch am Austritt der beiden Landeshauptmänner Erwin Pröll und
Hans Niessel ersichtlich. Offensichtlich war die eingangs gefeierte
Harmonie in der Reformgruppe nach nur wenigen Sitzungen bereits
wieder am Ende. Es ist daher zu befürchten, dass die als großer
Wurf angekündigte Reform wieder zu einem Reförmchen verkommt und so
auch weiterhin alles beim (teuren) Alten bleibt.
Inzwischen steuert das österreichische Bildungssystem aber auf ein dramatisches Finanzierungsproblem zu. Schon für das laufende Jahr ist das Budget 2015 massiv zu niedrig dotiert. Der „Kurier“ berichtet: „Seit Längerem ist bekannt, dass ihr Ressort deutlich zu wenig Geld hat – in diesem Jahr rund 340 Millionen, im kommenden Jahr schon über eine halbe Milliarde Euro.“ (http://kurier.at/politik/inland/heinisch-hosek-und-das-bildungsbudget-ministerin-in-der-zwickmuehle/124.892.344)
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