Gleichzeitig kommen neue Herausforderungen auf unser Bildungssystem zu. Die demografischen Veränderungen und SchülerInnenströme machen die Finanzierung des Bildungswesens über den Weg des Finanzausgleichs immer schwieriger. Zu starr und schwerfällig reagiert das System auf Herausforderungen wie z.B. durch die Kinder und Jugendlichen unter den Flüchtlingen, die jetzt eingeschult werden müssen und in Kindergärten und Kollegs Zugang zu Bildung bekommen sollen. Aber allein schon die Dynamik der wachsenden Ballungsräume führt zu einem chronischen Lehrkräftemangel in Städten, während in ländlichen Gemeinden Schulen nur durch Überschreitung der Stellenpläne erhalten werden können.
Während sich also Bund und Länder gegenseitig die Schuld am Stillstand zuschieben, statt endlich eine Entscheidung zu fällen und eine neue, gerechte und flexible Schulverwaltung zu gestalten, leiden die Schülerinnen und Schüler, deren Unterrichtsbedingungen sich stetig verschlechtern. Aber auch für Eltern und Lehrkräfte ist die Situation nur schwer erträglich. Wenn die Schule weiterhin nach dem Gießkannenprinzip des Finanzausgleichs finanziert wird, wird es weder die dringend benötigte sozialindexbasierte Mittelzuteilung für alle Bildungseinrichtungen geben noch die gewünschte personelle Autonomie oder die dringend notwendige Flexibilitätsreserve für besondere Herausforderungen. Stattdessen bleibt es bei parteipolitischem Proporz, verkrusteten Strukturen, Parteibuchwirtschaft und Intransparenz.
Während Österreich also noch an den
„Basics“ einer Schulreform bastelt, geht das vielzitierte
Finnland bereits an den nächsten weitreichenden Umbau seines Schulsystems
und plant eine völlige Neustrukturierung der Unterrichtsgestaltung.
Bemerkenswert ist dabei, dass die Reformschritte in einem für
Österreich undenkbar schnellen Tempo umgesetzt werden, obwohl die
Veränderungen mit der Auflösung des bisherigen Fächerunterrichts
einen tiefen Einschnitt in den Unterrichtsalltag nach sich ziehen werden.
Zudem wurden jene befragt, die von der Reform betroffen sein werden,
nämlich auch die SchülerInnen: „Ihren Satz, dass die
Schüler im Mittelpunkt der Schule stehen soll, nehmen die Bildungsplaner
in Helsinki sehr ernst. Auch die aktuelle Schulreform ist nicht an den
Schreibtischen eines Ministeriums entstanden, sondern in intensiven
Gesprächen mit den Beteiligten. 60.000 Schüler wurden befragt. Sie
waren zwar zufrieden mit dem System, wollten aber mehr aktive
Teilnahme.“ (http://www.spiegel.de/
schulspiegel/wissen/schule-in-finnland-reform-fuer-weniger-faecher-a-1027561.html)
Diese demokratische Einbindung von den am Schulleben Beteiligten ist in Österreich unmöglich bzw. unerwünscht. Schon alleine daran ist ein fundamentales Defizit an den derzeitigen Diskussionen zur Bildungsreform erkennbar: Partei- und partikuläre Machtinteressen scheinen gegenüber den Interessen und Bedürfnissen von SchülerInnen, Eltern und Lehrenden Vorrang zu haben. Das Josefinische Prinzip der Reformen von oben ist aber schon im 18. Jahrhundert gescheitert. Dennoch wird nun über ein Bildungssystem entschieden, das für unsere Zukunft von fundamentaler Bedeutung sein wird. Wenn die Bundesregierung heute nicht konsequente Schritte zu einer Gesamtreform einleitet, werden die kommenden Generationen dafür die Rechnung zu bezahlen haben.
Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende
Dringliche Anfrage
Schulreform:
1. Welche konkreten Maßnahmen wurden in der Bildungsreform-Gruppe bereits vereinbart?
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