Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll94. Sitzung / Seite 27

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ben gerade dieser Tage ein Instrument, den sogenannten Lese-PHILIPP, an über 7 000 Kinder in diesen Netzwerk-Projekten übergeben, mit dem Ziel, dass das Lesen schon im Kindergarten durch Vorlesen, durch spielerisches Lernen trainiert wird, damit die Kinder es in der Volksschule dann leichter haben. Genau an diesen Themen in die­sen Bereichen arbeiten wir.

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, wir haben ein Bildungssystem – das gestehe ich durchaus zu –, in dem 2 100 Gemeinden quasi als Schulerhalter fungieren, in dem neun Bundesländer ihre Durchführungsgesetze auslegen, in dem der Bund nicht nur allein durch das Bildungsministerium, sondern durch fast alle Ressorts in irgendeiner Weise mit Bildung zu tun hat – sei es das BMF mit dem Finanzausgleich und den Bil­dungsausgaben direkt, seien es die Ressorts, die etwa für Jugendliche zuständig sind, wenn sie Arbeit suchen, wenn sie aus der Pflichtschulzeit heraußen sind, sei es das Ressort, das für die Kindergartenzeit zuständig ist, denn die ist wieder woanders ge­parkt –, und all das wollen wir jetzt nicht nur unter den sprichwörtlichen großen Hut bringen, sondern auch in eine Form bringen, durch die Schulverwaltung, Bildungsver­waltung einfacher, vielleicht kostengünstiger und vor allem auch durchsichtiger für die Kinder und die Eltern wird und weniger Stress verursacht.

Das, was ich mir wünsche und was sich wahrscheinlich viele von Ihnen auch wün­schen, ist, dass Kinder einfach in einem System groß werden und aufwachsen, in dem sie den Tag in einer sinnvollen Abfolge verbringen. Wir alle haben einen Biorhythmus, auch die Kinder, und dieser lässt sich nicht allein so auslegen, dass man von acht bis eins Unterricht konsumiert und danach vielleicht ein bisschen Hausübungen macht und Zeit in der Nachmittagsbetreuung verbringt. Nein, die Schule der Zukunft, meine Vi­sion der Schule von morgen beinhaltet selbstverständlich eine sinnvolle Abfolge von Unterricht und Freizeit in verschränkter Form, und natürlich gehört es da dazu, dass die Schule offen ist, dass das Schulgebäude in der Früh öffnet, eine gewisse Zeit offen hat, dass vielleicht in den Ferien auch jemand da ist, damit sich jene, die wollen oder die benachteiligt sind und es brauchen, nicht sündteure Nachhilfe leisten müssen, was sie oft gar nicht können, sondern im System ihren Platz finden. (Beifall bei der SPÖ.)

Es ist nicht egal – ich habe es schon gesagt –, in welche Familie ein Kind geboren wird. Es ist Tatsache, dass die Chancen von Kindern unterschiedlich sind, und auch wenn die einen immer sagen, die Familie möge dieses und jenes: Die Familie ist ganz wertvoll, ganz wichtig, aber alles kann Familie nicht leisten, das wissen wir. Und daher kann das Bildungssystem diese Bereiche auffangen.

Für diese Schule der Zukunft arbeiten wir in der Bundesregierung, arbeiten wir mit den Bundesländern. Auch wenn Sie anderer Auffassung sind: Wenn zwischen zwei Termi­nen offiziell zwei, drei Monate vergehen, so wird dazwischen – glauben Sie mir das! – auf Ebene unserer Kabinette, der Bundesländer, der Beamtinnen und Beamten wö­chentlich akribisch zum Beispiel daran gearbeitet, dass wir am 17. November so fit sind, dass wir Ihnen von der Frühpädagogik bis zur Erwachsenenbildung eine Bil­dungsreform aus einem Guss vorlegen können.

Ich glaube auch, dass es die wichtigen Fragen sind, die uns zu beschäftigen haben, nämlich: Wer arbeitet mit den Kindern im System? – Das sind hervorragend motivierte Lehrerinnen und Lehrer. Mit der neuen Ausbildung werden wir da noch weitere Schritte setzen betreffend Dinge, die jetzt vielleicht noch mehr oder weniger vernachlässigt sind. Es sollten die sein, die wirklich erkennen können: Bin ich geeignet für den Beruf, mag ich in diesem Beruf bleiben? Und wenn sie nicht geeignet sind, dann sollten sie auch wieder aussteigen können.

Im Moment ist das System ein bisschen schwierig, Einsteigen, Aussteigen ist nicht so leicht. Aber wir müssen uns auch die Frage stellen, was wir mit PädagogInnen ma­chen, die sich im System nicht wohlfühlen. Welche Möglichkeiten haben wir für sie?


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