Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll94. Sitzung / Seite 41

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Aber eines, Kollege Walser, aber auch Frau Kollegin Glawischnig, muss man Ihnen wirklich attestieren: Mut haben Sie! Wenn ich als Vorarlberger beziehungsweise hier in Wien sehe, dass zum Beispiel Bundesländer nach Erreichung der Bildungs… (Anhal­tende Zwischenrufe des Abg. Walser.) – Kollege Walser, hören Sie doch einmal zu! Wir sind jetzt nicht in Ihrer Schulklasse, wo Sie irgendetwas anschaffen können. Jetzt hören Sie einmal zu, dann kann ich Ihnen nämlich aus den Bildungsstandards etwas vorlesen, was Ihren Horizont erweitert, das ist ja wesentlich:

Vorarlberg und Wien verzeichnen deutlich weniger Schüler und Schülerinnen, die die Standards erreichen oder übertreffen. Und: Die höchsten Anteile an den leistungs­schwächsten Schülerinnen und Schülern finden sich in Wien, 17 Prozent, und Vorarl­berg.

Wien kann man sich also wirklich als rot-grünes Musterbeispiel, als „Erfolgsmodell“ an­schauen. Wenn in Mathematik die leistungsschwächsten Schüler in einer rot-grünen Bildungsverantwortung entstehen, dann lässt das auf einiges schließen.

Aber jetzt einiges Grundsätzliches. Ich bin gespannt, ob die Grünen nach dieser An­fragebeantwortung überhaupt gescheiter geworden sind. Die einzigen Begriffe, die ich nämlich jetzt während der Ausführungen der Frau Bundesminister mitbekommen habe, waren: jetzt nicht, austauschen, diskutieren, entwickeln, berechnen, beschäftigen, noch nicht im Detail, schwierig, kreieren, ein bisschen Geduld, zusammenführen, und so weiter. (Abg. Höbart: Wie schon seit Jahren!) Das sind die Auskünfte, die wir ganz kurz, relativ kurz vor dem 17. November, dem großen Tag der Bildungsreform in Öster­reich, von der Frau Bundesministerin heute bekommen haben. Frau Kollegin Gross­mann hat ja gesagt, man kann über Bildung sehr viel und nie genug reden. – Ja, das stimmt wirklich. Was hier herinnen bereits über Bildungspolitik geredet, geredet, gere­det und nicht getan wurde – worauf es nämlich letztlich ankommt –, das füllt wirklich schon Bände der Stenographischen Parlamentsprotokolle. (Beifall bei der FPÖ.)

Aber ich möchte auf ein paar ganz grundsätzliche Dinge, wie wir uns ein Bildungssys­tem vorstellen, eingehen, und das weicht von dem ab, was hier von grüner und von SPÖ-Seite gekommen ist.

Die Frau Bundesministerin hat gesagt, es wird jetzt alles getan werden, dass sich die Schüler in der Schule einfach wohlfühlen. Dazu sagt der große österreichische Bil­dungswissenschaftler: Früher hat man die Kinder gefragt, wenn sie aus der Schule nach Hause gekommen sind: Habt ihr heute etwas gelernt? Heute muss man die Kin­der fragen: Habt ihr euch wohlgefühlt? – Das trifft es auf den Punkt. Es geht nicht nur darum – nicht nur darum –, dass man sich in der Schule wohlfühlt, sondern auch da­rum, dass man in der Schule etwas lernt. Das Augenmerk ist jetzt leider Gottes zu sehr auf das Wohlfühlen gerichtet worden und nicht darauf, dass man tatsächlich Bildung erwirbt. (Abg. Glawischnig-Piesczek: Dass da ein Zusammenhang besteht zwischen Freude und Lernen …!) Da können Sie jetzt Ihre Sachen deuten, wie Sie wollen.

Etwas anderes: Was wollen Sie denn sagen, wenn die Lehrkräfte in den Schulen auf­zeigen, dass 70 Prozent der Unterrichtszeit darauf verwendet werden, zunächst einmal für Disziplin in der Schulklasse zu sorgen, bevor es überhaupt zu einer Wissensver­mittlung kommt? Welche Antworten liefern Sie denn da? – Überhaupt keine! (Abg. Glawischnig-Piesczek: Welche Schulen kennen Sie? Von welchen Schulen reden Sie eigentlich?)

Frau Kollegin Glawischnig, jetzt zitiere ich aus Ihrer Rede zur Begründung der Anfrage. Sie haben gesagt, man müsse die Eltern aus diesen Erziehungsaufgaben – Hausübun­gen und so weiter – entlassen. Das ist der Punkt! – Und ich sage Ihnen, unser Punkt ist: Die Macht im positiven Sinn – die Macht im positiven Sinn – für ihre Kinder sollen noch immer die verantwortungsvollen und vor allem liebevollen Eltern haben. (Beifall


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