Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll94. Sitzung / Seite 58

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Kollege Rosenkranz, da komme ich zum Thema Wohlfühlen in der Schule – ich weiß nicht, wo Sie da das Problem sehen. (Abg. Walter Rosenkranz: Wenn man sich nur mehr wohlfühlt!)

Wir alle – fast alle – wissen, dass Kinder dann mehr lernen, wenn sie sich wohlfühlen. (Abg. Walter Rosenkranz: Sie lernen nicht! Sie lernen eben nicht!) Ich sehe da über­haupt keinen Widerspruch zwischen Lernen und Wohlfühlen in der Klasse – ganz im Gegenteil! In einer Situation des Drills und des Widerwillens werden die Kinder weniger lernen. (Abg. Walter Rosenkranz: Ja, darum haben wir diese gut gelaunten Analpha­beten!)

Der zweite wichtige Grundsatz aus meiner Sicht ist, dass die Stärken der Kinder ge­stärkt werden müssen und die Schwächen geschwächt werden müssen. Das klingt so selbstverständlich und einfach. Es wären manchmal auch nur einfache Maßnahmen und Unterstützungen notwendig, geringfügige innere Differenzierungen innerhalb einer gemeinsamen Schule, um den einzelnen Kindern auch entsprechend unter die Arme zu greifen und sie individuell, nach ihren Bedürfnissen, zu fördern. (Beifall bei der SPÖ.)

Und was aus Sicht der sozialdemokratischen Fraktion besonders wichtig ist: Wir wollen kein Kind zurücklassen. Es kann nicht angehen, dass ein Kind, das aus einem Eltern­haus kommt, wo die Brieftasche dicker ist, die besseren Bildungschancen hat.

Wenn man sich diese Grundsätze vor Augen hält, dann zeichnet sich auch ab, in wel­che Richtung sich eine Bildungsreform entwickeln muss.

Aus unserer Sicht ist es deshalb auch besonders wichtig gewesen, dass der Wiener Bürgermeister sich gleich dazu entschlossen hat, in die Bildungsreformkommission zu gehen, nachdem die Frau Unterrichtsministerin ihn dazu eingeladen hat – und zwar mit großer Freude in diese Reformkommission zu gehen, weil er einer jener Spitzenpoli­tiker in unserem Land ist, denen die Bildungspolitik, die Chancen unserer Kinder und Jugendlichen, ganz besonders am Herzen liegt. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Walser: Aber das mit der gemeinsamen Schule ... erklären, wie die funktioniert!)

Natürlich müssen wir uns die Frage stellen, was unsere Kinder brauchen, und dann die Strukturen dementsprechend entwickeln. Es wurde vorhin schon in einer Rede dar­gestellt, wie elend – das ist so gesagt worden, und ich kann dem zustimmen – das ist, bei Kindern mit neuneinhalb Jahren Schicksal zu spielen und zu entscheiden: Du darfst in die eine Schule und du in die andere Schule!, und wenn dann in der vierten Klasse oder bei Kinderfesten oder bei Familienfesten und so weiter gefragt wird, wer ins Gym­nasium darf, und einige aufzeigen und andere nicht.

Also ich bin ganz bei Ihnen: Auch ich glaube, dass diese Entscheidung für die Kinder viel zu früh gefällt wird und dass wir hier die gemeinsame Schule der 9- bis 14-Jähri­gen entwickeln und diesem wichtigen Projekt für unsere Kinder endlich zum Durch­bruch verhelfen sollten. (Beifall bei der SPÖ.)

Von den Freiheitlichen wurde hier gemeint, man will mit dieser Schule den Eltern die Kinder wegnehmen. – Ich glaube, „Blödsinn“ darf ich hier im Haus nicht sagen (Abg. Glawischnig-Piesczek: Doch, doch, doch! Kann man schon! „Schwachsinn“ kann man nicht sagen! – Ruf bei der SPÖ: Schon geschehen!), aber es wäre naheliegend nach so einer Behauptung. – Ich sage es nicht, aber ganz das Gegenteil ist der Fall! (Präsident Kopf übernimmt den Vorsitz.)

Es geht ja darum, die Eltern zu unterstützen, die ja das Beste für ihre Kinder wollen, die aber nicht permanent Nachhilfelehrer oder Nachhilfelehrerin für ihre Kinder sein können. Und die, die es sich nicht leisten können, Nachhilfe zu zahlen, die bleiben dann auf der Strecke. – Darum geht es, und deshalb wäre diese Reform so notwendig.

 


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