Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll94. Sitzung / Seite 62

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rentiert, unserem Entschließungsantrag zustimmen, der vorsieht, dass es auch ausrei­chend Plätze geben muss. Wir werden ja dann Ihr Abstimmungsverhalten sehen.

Frau Kollegin Kuntzl! Ihnen möchte ich schon auch sagen, weil Sie sich gar so aufge­regt haben, dass wir jetzt Gettoklassen fordern mit dem Antrag, den mein Kollege Ro­senkranz hier eingebracht hat: Das ist eine Forderung des Außenministers bezie­hungsweise Integrationsministers Kurz, also Ihres Koalitionspartners! Haben Sie ihm auch schon gesagt, er will Gettoklassen? Haben Sie sich da auch schon so aufge­regt? – Also ganz kann ich das nicht nachvollziehen. Für mich war das ein bisschen eine Justament-Kritik. (Beifall bei der FPÖ.)

Es wird heute wieder einmal über das Bildungswesen in Österreich diskutiert. In letzter Zeit ist es permanent in der Debatte. Man kann aber auch etwas zerreden. Ich habe manchmal das Gefühl, es wird hier ein bisschen viel zerredet. Die gesamte Bildungs­debatte ist seit Jahren eine ideologische Spielwiese. Da wird versucht, mit Schulver­suchen einerseits und mit Reformen andererseits immer irgendetwas zu verändern, um dort hinzukommen, wo man eigentlich hin will. Die Frau Bundesminister hat es heute gesagt, ihr Traum ist die ganztägige gemeinsame Schule.

Frau Bundesminister! Dieser Ihr Traum ist für mich ehrlich gesagt ein Albtraum. Das möchte ich nicht. Ich möchte nicht eine Zwangsverpflichtung haben, dass alle Kinder den ganzen Tag in der Schule sitzen müssen. Das ist der falsche Weg! Das sage ich Ihnen ganz offen. (Beifall bei der FPÖ.)

Und ja, es ist richtig, es hat sich natürlich die Gesellschaft verändert. Es gibt viele allein erziehende Mütter. Es gibt berufstätige Frauen, die brauchen oftmals eine Betreuung in der Früh. Zu meiner Zeit hat die Schule um 8 Uhr begonnen, heute gibt es Schulen, die sperren bereits um 6.30 Uhr auf, wo es eine Art Sammelgruppen für Kinder gibt, die eben früher in die Schule gehen müssen. Dem kann das System Rechnung tragen, ja dem muss das System Rechnung tragen.

Und ja, es gibt Nachmittagsbetreuung, und das ist gut, wichtig und richtig für jene Kinder, die es brauchen. Aber auf freiwilliger Basis! Denn eines sage ich Ihnen auch: Ich halte es für eine Pauschalverurteilung, sich hier herzustellen und zu sagen, alle Kinder spielen am Nachmittag mit dem Gameboy oder schauen fern. Das ist mit Si­cherheit nicht richtig. Kinder haben Freizeitbeschäftigungen, lernen Musikinstrumente, gehen in Sportvereine. (Beifall bei der FPÖ.) Da gibt es ganz, ganz viele Betätigungs­felder, und das soll auch so sein, denn ich glaube, das ist der richtige Weg. Und ganz ehrlich, es haben auch die Eltern noch ein bisschen ein Recht, mit zu entscheiden, wie Kinder ihre Freizeit gestalten. Und es muss auch so etwas wie ein Recht auf Familie geben. (Beifall bei der FPÖ.)

Mein Vorredner hat jetzt das Recht auf einen Kindergartenplatz ab dem ersten Lebens­jahr kritisiert. In meiner Heimatstadt Wien gibt es eine Stadtschulratspräsidentin, die fordert einen verpflichtenden Kindergartenbesuch ab dem ersten Lebensjahr. Das ist abzulehnen, meine Damen und Herren, denn das ist reine Ideologie! (Beifall bei der FPÖ.)

Frau Bundesminister! Sie haben heute in Ihrer Rede gesagt, es gehe hier gar nicht um Ideologie. Na selbstverständlich, es geht hier rein um ideologische Spielereien, die Sie hier machen. Es wird hier herumgetrickst, und man sieht das vor allem am Beispiel Wien. Wenn die Kollegin Grossmann sagt, Wien ist Bildungsvorbild, weil es so tolle Bil­dungseinrichtungen gibt, dann muss ich Ihnen die Gegenfrage stellen: Warum hat Wien den höchsten Anteil an Jugendlichen, die keinen Arbeitsplatz finden? Warum hat Wien den höchsten Anteil an Jugendlichen, die nicht sinnerfassend lesen können? – Ihre Rechnung kann also nicht ganz stimmen. Das stimmt so nicht! (Beifall bei der FPÖ.)

 


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