Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll94. Sitzung / Seite 76

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dass man auch an die Spitze der Wissenschaft kommen kann. Auf dieser Grundlage sollten wir das System behutsam und sorgfältig entwickeln. Es zusammenzuschlagen und völlig zu verändern hat keinen Sinn. (Beifall bei der FPÖ.)

14.51


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Mag. Loacker zu Wort. – Bitte.

 


14.51.50

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Herr Präsident! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Geschätzte Zuschauerinnen und Zuschauer auf der Galerie! Zur Frage der Stigmatisierung möchte ich Professor Töchterle noch nach­reichen: Es geht darum, wie sich Peers untereinander verhalten und wie unter den Peers Stigmatisierungen entstehen. Es war in keinem Moment auf die Lehrer bezogen, und ich glaube, mit etwas gutem Willen hätte man diese Botschaft auch heraushören können.

Ich möchte noch einen Bezug zwischen der Bildung und dem Arbeitsmarkt herstellen. Wir wissen, dass es für die jungen Menschen in Österreich immer schwieriger wird, nach Ende der Ausbildung einen geeigneten Arbeitsplatz zu finden; aber das ist auch kein Wunder, wenn wir auf der anderen Seite feststellen, welch große Lern- und Lese­schwächen Fünfzehnjährige oft haben. Das Bildungssystem legt mit diesem Nichterfolg in der Bildung den Grundstein für eine spätere Karriere als Hilfs- und Gelegenheitsar­beiter, wenn es gutgeht, wenn wir nicht überhaupt diese Menschen zu Dauerkunden beim AMS machen, da wir sie nicht von vornherein gut ausgebildet haben.

6,5 Prozent der Arbeitslosen haben überhaupt keinen Schulabschluss, 40 Prozent der Arbeitslosen haben einen Pflichtschulabschluss und 30 Prozent der Arbeitslosen ha­ben einen Lehrabschluss. Man sieht, dass weiterführende Ausbildung eine gute Pro­phylaxe gegen spätere Arbeitslosigkeit ist. Wir setzen das Geld oft falsch ein, nämlich reparativ beim AMS, während das Bildungssystem über die Talente der jungen Men­schen oft im Dunklen ist.

Da komme ich zu einem Punkt, wo wir das Geld noch effizienter einsetzen können, wenn wir einen Blick auf das Lehrerdienstrecht werfen.

Wir haben in der jüngeren Vergangenheit einige Rechnungshofberichte gehabt, die sich damit auseinandergesetzt haben, wie viele Lehrer bis zum gesetzlichen Pensions­antrittsalter im Dienst bleiben und wie viele irgendeine Form von vorzeitigem Ruhe­standsantritt in Anspruch nehmen. Laut dem Rechnungshofbericht waren es bei den Landeslehrern drei Viertel, bei den Bundeslehrern die Hälfte, die eine Form von Hacklerpension in Anspruch genommen haben, und es gibt eine ungeklärte Anzahl von Dienstunfähigkeitspensionen. Das darf man aber nicht nur darauf zurückführen, dass es unter Umständen finanziell attraktiv war, früher zu gehen; da gibt es ganz andere Faktoren, die eine Rolle spielen.

Parallel sind nämlich im Zeitraum 2008 bis 2014 die Krankenstandstage bei den Leh­rern gestiegen, während sie bei der Arbeitnehmerschaft insgesamt zurückgegangen sind. Da gilt es vielleicht auch darauf hinzuweisen, dass unser System den Lehrern im­mer mehr und mehr Aufgaben zumutet, ohne auf der anderen Seite für Entlastung zu sorgen.

Es bräuchte in Schulen oft mehr und zusätzliches Sonderpersonal für besondere, für soziale Aufgaben. Wenn wir den Lehrern immer mehr Aufgaben zumuten, dann ist das eben auch gesundheitsschädlich, und das äußert sich in weiterer Folge auch.

Was es nämlich zusätzlich für Schulen braucht – das Wort Schulautonomie führen ja mittlerweile alle Parteien im Mund –, ist, dass es eine personelle Autonomie für die


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