Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 100

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

setzen, um in dieser wichtigen Frage tatsächlich etwas weiterzubringen. (Beifall bei den Grünen sowie der Abgeordneten Königsberger-Ludwig und Rasinger.)

Krankenhauskeime sind ein großes und anwachsendes Problem. Die Prävalenz liegt immerhin bei 6 Prozent. Zwei Millionen Menschen nehmen Krankenhausaufenthalte bei uns in Österreich in Anspruch, und davon sind 120 000 Personen betroffen. Für 5 Prozent der Betroffenen entsteht dadurch auch eine todbringende Krankheit, an der sie dann letztlich versterben. 20 Prozent bis 30 Prozent dieser Infektionen könnten durch geeignete Maßnahmen verhindert werden.

Das, was wir jetzt gemeinsam machen wollen, ist, das System zur Erfassung und in Bezug auf die Meldepflicht zu verbessern und weiterzuentwickeln und verpflichtende Meldungen anzustreben. Das ist sehr wichtig, einerseits zur Qualitätssicherung für die Patienten selbst, auf der anderen Seite aber auch für die Transparenz, damit man überhaupt geeignete Maßnahmen setzen kann.

Was uns auch noch wichtig gewesen wäre, wäre die Etablierung von bundesweit einheitlichen Hygienestandards, da auch mit bestimmten Hygienevorschriften viel ver­hin­dert werden könnte.

Zum Antibiotikagebrauch ist vielleicht auch noch wichtig zu sagen, es geht jetzt hier in erster Linie um die Humanmedizin. Wir haben das Problem aber auch in der Landwirt­schaft und in der Tierzucht. Herr Kollege Rasinger wird mir jetzt auch gleich sagen, dass es aus seiner Erfahrung anders ist als die Wissenschaft sagt: es wird nämlich ein Drittel der Antibiotika aus nicht wichtigen oder nicht nachvollziehbaren Gründen – vor allem bei Allgemeinmedizinern – verschrieben.

Da gibt es wirklich ein erhebliches Problem, das auch entsprechende Maßnahmen nach sich ziehen sollte. Über den gemeinsamen Antrag hinausgehend hätten wir uns auch noch gewünscht, dass in Bezug auf die Schulung von Ärzten und auch schon in der Ausbildung ein Augenmerk und ein Fokus darauf gelegt wird. Auch, dass der CRP-Schnelltest – wir haben uns bereits im Gesundheitsausschuss darüber unterhalten –, der die Differenzierung zwischen bakteriellen und Infektionserkrankungen erleichtern könnte, von den Krankenkassen nicht bezahlt wird oder nicht überall bezahlt wird, ist ein großes Problem, denn letztlich wäre damit eine Fehlbehandlung auszuschließen.

Dann wollte ich noch etwas zur Meldepflicht in Bezug auf Tuberkulosefälle sagen. Frau Kollegin Belakowitsch, Sie fragen: In welcher Welt leben wir denn, dass Kinder ausgegrenzt oder diskriminiert werden? (Abg. Darmann: Das gibt es ja nicht! Abg. Belakowitsch-Jenewein: Das frag’ ich mich schon lang!) Ich denke, in der Welt der FPÖ ist es leider oft so, dass Kinder ausgegrenzt und diskriminiert werden. Ich finde, wir sollten gemeinsam dafür sorgen, dass das nicht passiert. Und es sollte eine selbstverständliche ethische Verpflichtung sein, Kindern, die erkranken, das Leben nicht noch zusätzlich durch Ausgrenzung schwerzumachen. (Beifall bei Grünen und SPÖ.)

Im Zusammenhang mit dem Antrag des Herrn Kollegen Loacker möchte ich noch sagen: Grundsätzlich ist diese Idee ja nicht schlecht – vielleicht verfolgen wir sie in differenzierter oder angemessener Weise auch noch weiter –, aber wir werden jetzt nicht zustimmen, weil wir ein anderes Konzept verfolgen, nämlich die Zusammen­legung der Krankenkassen, sodass für jede Sparte eine eigene Sozialversicherung entsteht: für Krankenversicherung, Unfall- und Pensionsversicherung.

Wir wollen grundsätzlich eher die Bundeskompetenzen stärken, um das Kompetenzen-Wirrwarr aufzulösen. Und es ist uns sehr wichtig, dass nicht nur die Finanzierung, sondern auch die Planung und Versorgungsverantwortung in eine Hand kommen, um


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite