Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll100. Sitzung / Seite 209

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einen Wirtschaftsfaktor offensichtlich negativ. Das kann ich jetzt nicht ganz nachvoll­ziehen. Das werden Sie selber wissen, wie Sie das gemeint haben. Aber jetzt sage ich Ihnen eines: Wissen Sie, der Druck auf dem Arbeitsmarkt ist einer, der immer stärker wird, der wird wirklich immer stärker. Die Krankheitsbilder haben sich seit den fünfziger und sechziger Jahren vielleicht verändert – nicht vielleicht, sondern ganz sicher haben sie sich verändert –, das heißt aber nicht, dass es nicht notwendig ist, die Gesundheit der Menschen zu erhalten.

Wir wollen, und auch Sie wollen – viel, viel mehr als alle anderen –, dass die Men­schen immer länger arbeiten. Sie wollen das Pensionsalter hinaufsetzen, das verlan­gen Sie in Ihren Anträgen. Sie möchten, dass 67-, 68-jährige Menschen arbeiten. Ich verstehe – bis zu einem gewissen Grad –, dass Sie sagen: Wir können es uns anders nicht leisten!, aber wenn Sie wollen, dass die Leute länger in Arbeit sind – wobei ich der Meinung bin, mit 65 muss auch irgendwann Schluss sein –, dann müssen Sie auch wollen, dass die Menschen gesund sind. Dazu gehört es nun einmal auch, dass im Lau­fe der Lebensjahre Abnützungserscheinungen, Burn-out, psychische Erkrankungen und sonstige körperliche Leiden kommen. Das ist einfach so, das kommt bei jedem in einer anderen Art und Weise.

Wenn Sie wollen, dass diese Leute wieder fit sind, dann werden Sie nicht umhinkom­men, diese Leute sozusagen auch zu heilen, und da bringt halt eine Kur weit mehr, als wenn Sie es nur ambulant machen. Das sage ich Ihnen auch. Glauben Sie mir, viele Patienten sind auf einer Kur quasi gezwungen mitzumachen. Die kommen in ihren nie­dergelassenen Zentren drei, vier Mal, dann haben sie keine Lust mehr hinzugehen. Da­mit ist der Effekt wieder weg. Und das ist auch ein Problem.

Sie stellen sich hier her und sagen: Ja, und die Leute im öffentlichen Dienst! – Im öf­fentlichen Dienst – die Frau Bundesminister hat schon ein paar Sachen gesagt, mir sind beispielsweise auch die Feuerwehrleute in Wien eingefallen – machen Leute schwers­te körperliche Arbeit. Denen wollen Sie keine Kur gönnen?! Also das verstehe ich nicht ganz. (Abg. Scherak: Das hat er so nicht gesagt!) – Na net, Sie tun dann immer so! Wissen Sie, was Sie damit machen? – Sie versuchen hier, ein Bild zu zeichnen, dass Leute, die auf Kur gehen, Leute sind, die ohnehin nichts arbeiten, die nur einen Zu­satzurlaub machen wollen!

Das ist aber nicht so. Wenn es solche Leute gibt, bin ich bei Ihnen, dann gehört das abgestellt, kein Thema. Aber das Bild, das Sie zu zeichnen versuchen, kann ich nicht ganz nachvollziehen, weil es eben nicht so ist.

Ich kenne viele Menschen, die auf Kur gewesen sind. Eine Kur ist ein erster Schritt. Und so wie die Vorrednerin gesagt hat, die ersten drei Wochen sind eine Intensivpha­se, und danach – es ist ja nicht so, dass die Patienten nachher heimfahren und so tun, als wäre nichts gewesen – macht ein ganz großer Teil eben mit diversen Übungen wei­ter, die sie mitbekommen haben, mit weiteren Untersuchungen, ergreifen auch dann zu Hause weiter verschiedene Maßnahmen.

In Österreich ist es – da gebe ich Ihnen absolut recht, und das kommt bei der Anfrage­beantwortung heraus – davon abhängig, bei welcher Krankenversicherung man versi­chert ist. Das ist, Frau Bundesminister, für uns wieder ein Argument mehr, dass man die Sozialversicherungen in Österreich zusammenlegen muss. Es darf nicht davon ab­hängen, wo ich jetzt versichert bin, ob ich zufällig in Niederösterreich, in Wien, im Bur­genland, wo auch immer, oder bei einer Sonderkrankenanstalt versichert bin. Das darf nicht sein. Es sollen alle Menschen den gleichen Zugang haben, den gleichen Zugang und die gleichen Leistungen.

Dieses System, das wir haben, ist wirklich ein Mehr-Klassen-System, das ist es ein­fach. Der Herr Kollege Spindelberger sagt: Mit uns wird es das nicht geben! Dazu kann


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