Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll104. Sitzung / Seite 325

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dass die österreichischen Klimaziele nur unter Beibehaltung der bestehenden Maßnah­men erreicht werden können, andererseits die Maßnahmen jetzt gestrichen werden, wie geht sich das aus? – Gar nicht, denn Ihr Budget bedeutet 2,5 Millionen Tonnen mehr CO2-Ausstoß, 200 Gigawattstunden weniger Energieeinsparung, fast eine halbe Millionen we­niger Investitionen in die Ökowirtschaft, fast 8 000 Arbeitsplätze weniger. (Abg. Lichten­ecker: Na unglaublich!)

Also ich bin der Überzeugung, wir können uns das nicht leisten, weder aus Klima­schutzsicht noch aus Wirtschaftssicht. (Beifall bei den Grünen.)

Die Wirtschaftssicht wurde uns auch im letzten Wirtschaftsausschuss bestätigt. Prof. Ai­ginger vom WIFO hat ganz deutlich gesagt: Wenn Österreich wirtschaftlich weiterhin unter den Top-5-Nationen in Europa bleiben möchte, dann müssen wir unsere Umwelt­vorreiterrolle zurückerobern – zurückerobern, denn wir haben sie längst nicht mehr. Es ist unser Ansatz, diese Umweltvorreiterrolle wieder zurückzuerobern, als Signal in Rich­tung Ökowirtschaft für eine ambitionierte Umweltpolitik, als Signal auch in Richtung Kli­makonferenz in Paris, die am Montag beginnt.

Das, was hier vorliegt, ist leider ein ganz, ganz schlechtes Signal für die Klimakonfe­renz, davon bin ich überzeugt, und deswegen werden wir nach Paris ganz sicher wei­terkämpfen. Mir ist bei Weitem nicht egal, was in Paris herauskommen wird. Aber was immer dort herauskommt, wir müssen die österreichische Klimaschutzpolitik auf völlig neue Beine stellen. Und darum wird es nach der Konferenz in Paris hier im Haus ge­hen. (Beifall bei den Grünen.)

Eine sehr wichtige Frage, die eigentlich im Gesamtbudget völlig verkehrt ist, ist die Fra­ge der Klimafinanzierung. Die Klimafinanzierung ist die entscheidende Frage für die Klimakonferenz in Paris. Da geht es darum, dass die Industrienationen, die Nationen, die den Klimawandel verursacht haben, die Ärmsten der Armen, die Entwicklungslän­der, die am meisten vom Klimawandel betroffen sind, dabei unterstützen, sich vor den Fol­gen des Klimawandels zu schützen, aber auch selbst Klimaschutzmaßnahmen zu setzen.

Denn auch wenn viele von ihnen ein global verbindliches Abkommen einfordern, hört man ja oft: Nein, wir dürfen nichts machen, es braucht ein global verbindliches Abkom­men. Ja, aber das heißt natürlich auch, dass sich auch Entwicklungsländer zur Treib­hausgasreduktion verpflichten müssen. Und die sagen natürlich: Warum sollen wir das tun, wenn ihr uns nicht dabei unterstützt? Ihr habt das verursacht.

Deswegen ist diese Frage so wichtig. Der französische Präsident Hollande hat schon im September darauf hingewiesen: Ohne die versprochenen Gelder wird es in Paris kein Abkommen geben. Und Nicholas Stern, ein Ökonom, hat erst heute dazu aufge­rufen, einen Appell an die Industrienationen gerichtet, diese Gelder in Paris auch wirk­lich zu liefern.

Herr Minister, was ich daran eigentlich verkehrt finde, ist, dass wir zwei uns über diese Frage unterhalten müssen. Ich gestehe Ihnen ja zu, dass man mit Ihnen wenigstens darüber reden kann. Zuständig wäre eigentlich der Finanzminister, der hier völlig blo­ckiert, denn das sind auch keine Umweltschutzgelder. Das sind Mittel, die wir aus un­serer Verantwortung heraus bezahlen müssen, und dazu braucht es einen eigenen Bud­getpfad, einen langfristigen Budgetpfad, damit Österreich seinen Beitrag auch langfris­tig sichern kann. Diesen Pfad finden wir im Budget allerdings nicht. (Beifall bei den Grü­nen.)

Ich finde, das ist ein Armutszeugnis. Wir haben auch mehrere Versuche unternommen, in diesem Haus einen Beschluss dazu zu fassen. Das ist leider nicht gelungen. Öster­reich wird in dieser Frage international unter Druck stehen. Ich habe gehört, Bundes­kanzler Faymann wird am Montag nach Paris reisen. Bundeskanzler Faymann hat das Versprechen Österreichs 2009 in Kopenhagen abgegeben. Ich erwarte mir von einem


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