Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll104. Sitzung / Seite 417

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uns im Ausschuss übrigens nicht erklären, auf welcher Grundlage das erfolgt, welche Ausbildung, welche Kriterien das erfordert. Das wird alles erst gemacht. – Es geht da aber um Kleinkinder. Also ich wäre da, ehrlich gesagt, nicht so salopp.

Zum Zweiten: Wenn ein Kind entwicklungsbedingt noch nicht diese Gruppenreife hat – und es sind hier ja viele Väter, Mütter und auch Großväter und Großmütter –, und das kann mit vier Jahren durchaus der Fall sein, und wenn man sagt, dieses Korsett eines verpflichtenden regelmäßigen Kindergartenaufenthalts tut dem Kind jedenfalls jetzt nicht gut, dann muss es dennoch erst einmal drei Monate dorthin. Und genau das ist die ganz sensible Phase. Wir wissen übrigens auch, dass die Kinder, die sich quasi ein­gewöhnen, die Kinder sind, die aufgegeben haben. Das können Sie aus allen Untersu­chungen sehen. Also auch wenn ein Kind nicht reif ist, muss es zuerst einmal drei Mo­nate im Kindergarten sein, dann darf es wieder fernbleiben, wenn die Kindergartenpä­dagogin festgestellt hat, dass es keinen Entwicklungsrückstand gibt. Also das ist doch eine ganz unglaublich seltsame und vor allem für Kinder schädliche Regelung. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich muss es einfach noch einmal betonen: Abgesehen davon, dass wir Verpflichtun­gen, die in die Familie eingreifen, immer für schlecht halten – Freiwilligkeit ist auf jeden Fall besser –, muss ich sagen, wer dieses Opt-out verhandelt hat, versteht nichts von Kin­dern! (Beifall bei der FPÖ.)

18.41


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mayer. – Bitte.

 


18.41.22

Abgeordneter Elmar Mayer (SPÖ): Frau Ministerin! Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Wo soll man anfangen nach diesen Ausführungen der Kollegin Rosen­kranz, die sich so weit weg begibt vom Sinn einer Maßnahme? Frau Kollegin Rosen­kranz, es ist nicht so sehr entscheidend, wie wir die Kinder im Frühkindbereich fördern. Ich bin bei Ihnen, wenn ein Elternhaus da ist, das die Möglichkeit hat, wenn ein El­ternteil das Kind sogar selbst betreuen und erziehen kann, dann soll es so sein. Aber Sie wissen ganz genau, dass der überwiegende Teil der Eltern diese Möglichkeit nicht hat.

Sie wissen auch ganz genau um die Defizite, die im Entwicklungsbereich bei den Kin­dern möglich sein können. Sie haben ja viele Kinder, Sie wissen das sicherlich bes­tens. Es gibt unterschiedliche Entwicklungsabschnitte, und wenn ein Kind nicht die ent­sprechende Förderung, nicht die entsprechende Anregung bekommt, dann hat es ein Defizit, wenn es dann tatsächlich in die Schule eintritt. Das ist so. Einen Rucksack, der mit schweren Steinen beladen ist, würden diese Kinder, die die Förderung nicht be­kommen, die nicht die Möglichkeit haben, zu entdecken, wo ihre Talente, ihre Bega­bungen sind – das findet nämlich genau in der Zeit der Hirnreifung statt, dass man das feststellt –, die nicht die Möglichkeit haben, ihren Schwächen, ihrer Fehlentwicklung spie­lerisch beizukommen, die später lange therapeutische Maßnahmen brauchen, um sie auszugleichen, zu tragen haben.

Es ist ganz entscheidend und wichtig, dass man bei dem Thema Kleinkinder, bei der pädagogischen Frühbetreuung den Hebel ansetzt, und alle, die sich ein bisserl intensi­ver damit befassen und nicht nur durch die eigene, vielleicht auch etwas verblendete Brille schauen, stimmen dem zu. Es gibt kaum jemanden, der das nicht tut. Das ist eine der wichtigen Maßnahmen, und daher ist es auch für mich so wichtig, dass es bei die­sem ganzen Reformpaket nicht nur ums Geld geht – es geht schon auch ums Geld, aber nicht nur –, sondern dass es endlich darum geht, zu erkennen, was wir tun kön­nen, damit unsere Kinder die bestmöglichen, die besten Chancen haben, sich indivi­duell optimal zu entwickeln, zu lernen, ihre Begabungen und Talente bestmöglich aus­zubauen und zu nutzen.

 


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