dass weitere 150 schließen – also dass am Ende rund 700 übrig bleiben –, das sind weitere 300 000 Leute. Was sind das für 300 000 Leute?, müssen wir uns einmal fragen.
Neben den finanziellen Aspekten, die ich ihnen durchaus konzediere, Apothekern, Ärzten und so weiter, jedem geht es ums Geld, reden wir auch einmal darüber, dass Apotheken Abgrenzungsprobleme zu den Drogerien haben und so weiter. Aber lassen wir den Geldfaktor einmal weg! In der Gesundheitspolitik sollten Sie eigentlich eine Richtschnur haben, und meine Richtschnur – ob Sie es mir glauben oder nicht – ist die ältere Patientin ohne Auto. (Beifall bei der ÖVP, bei Abgeordneten der SPÖ sowie des Abg. Franz.)
Was bedeutet es für die ältere Patientin ohne Auto, wenn sie, statt in den Nachbarraum zu gehen, um das Medikament ausgehändigt zu bekommen, dann vielleicht vier oder sechs Kilometer fahren muss, so es überhaupt einen Bus gibt? Sie geht in die Apotheke, viele Medikamente sind aber gar nicht lagernd, also wird sie auf Nachmittag vertröstet. Sie muss hin- und herfahren, vielleicht hat sie auch Fieber. – Ich sage, und dazu stehe ich auch, ich finde, das ist für ältere Menschen im ländlichen Raum eine Tortur! (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP sowie des Abg. Franz.) Da das nicht wenige betrifft, sondern insgesamt 300 000 Leute, ist das nicht zu vernachlässigen.
Ich glaube, wir müssen schon einmal den Fokus darauf legen: Wem nützt es? Was haben Patienten davon, wenn es dann keinen Arzt mehr gibt, wenn sie, wie Sie sagen, sieben Tage rund um die Uhr offenhalten müssen? Ich werde seit zehn Jahren mit einer derartigen Menge von Interventionen von Bürgermeistern im Petitionsausschuss zugenagelt, kein Ausschuss vergeht ohne Interventionen von Bürgermeistern. Sie betreiben keine Hausapotheke, aber sie haben Angst, dass der ländliche Raum noch mehr an Attraktivität verliert.
Ich bekenne mich zur freiberuflichen Apotheke, ich bin nicht für die Ketten wie in Amerika, wo der Apotheker hinten im Kammerl sitzt. Ich bin nicht dafür, dass jeder Arzt eine Apotheke aufsperrt wie in der Schweiz. Ich bin für die Freiberuflichkeit. Ich bin aber auch dafür, dass der Wunsch des Patienten ernst genommen wird.
Die Apotheker selbst sagen, dass 31 Prozent ihrer Apotheken defizitär sind. Ja wo sind denn die defizitären Apotheken? – Sicher nicht in der Mariahilfer Straße, wo Kosmetika et cetera verkauft werden, sondern wahrscheinlich auch im dünner besiedelten Gebiet. Das heißt, da treffen sich mehrere Interessen, aber das Hauptinteresse muss der Patient sein, und zwar die ältere Patientin ohne Auto! (Beifall des Abg. Franz.)
Ich war jetzt erst in Niederösterreich, in Mank, so heißt der Ort, bei einer Notariatseröffnung. Da fährt man durch Ortschaften, dann ein paar Kilometer weiter wieder eine Ortschaft, dann wieder eine Ortschaft, und wenn ich mir dort eine ältere Bürgerin vorstelle, ohne Auto, bei dem Busverkehr, den wir in Österreich haben, dann denke ich, eigentlich ist es sinnvoll, dass wir das Gesetz so machen, denn wir nehmen niemandem etwas weg. Es wird keiner einzigen Apotheke ein Härchen gekrümmt, sondern wir verkürzen nur den Abstand von sechs auf vier Kilometer bei Übergabe – bei Übergabe! Und ich glaube, das ist ein mehr als legitimer Wunsch.
Das ist nicht die große Öffnung, aber ich glaube, viele österreichische PatientInnen werden uns dafür Danke sagen. So gesehen bin ich am Gängelband der österreichischen PatientInnen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ sowie Bravoruf des Abg. Wöginger.)
20.34
Präsident Karlheinz Kopf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dr. Belakowitsch-Jenewein. – Bitte.
HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite