Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll123. Sitzung / Seite 278

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Was Sie auch verkennen, aber das liegt wahrscheinlich an der Altersstruktur der Wählerschaft der beiden Parteien, ist das, was junge Mediziner heute von ihrem Beruf erwarten. Die gehen ja nicht deshalb nicht aufs Land, weil sie dort keine Hausapotheke bekommen, es hat ja keiner wegen der Hausapotheke Medizin studiert, sondern die gehen deswegen nicht aufs Land, weil ein Landarzt in einer kleinen Gemeinde damit rechnen muss, dass es bei ihm immer läutet. Jeder kennt ihn, jeder weiß, wo er wohnt, und jeder erwartet, dass er zur Verfügung steht, und somit ist er sieben Tage pro Woche, 24 Stunden täglich Hausarzt. Das ist sehr verantwortungsvoll, entspricht aber heute nicht mehr der Erwartung, die junge Menschen an ihren Beruf haben. Sie wollen eine Work-Life-Balance haben, sie wollen eine geregelte Vertretung haben, und deswegen müssen Sie Möglichkeiten der Zusammenarbeit von Gesundheitsberufen schaffen. (Zwischenruf der Abg. Pfurtscheller.)

Die Lösungen? – Ärztinnen und Ärzte bei Ärzten anstellen lassen, Primärver­sor­gungszentren ein bisschen schneller einführen, als Ihre Träumerregierung das zu­stande bringt! Kollegin Pfurtscheller, Sie und Ihre Blockiererpartie, und Dr. Rasinger ist da leider am Gängelband der Ärztekammer, da geht überhaupt nichts weiter, sind im Wesentlichen dafür verantwortlich. Man könnte mit der Frau Minister viel größere Schritte machen, wenn Sie sie zulassen würden. Kommen Sie einmal im 21. Jahr­hundert an! (Beifall bei den NEOS.)

Zu den Apotheken: Es verträgt natürlich schon noch mehr Wind des Marktes bei den Apotheken, aber dann reden wir über die Öffnungszeiten; Apotheken sollten großzügi­gere Öffnungszeiten haben. Wir sollten eine liberalere Zulassung für die Öffnung von Filialapotheken haben. Wir sollten großzügigere Regelungen für den Versandhandel haben, wir sollten über das Zustellen von Medikamenten reden. Es gibt auch Apothe­ken, die das machen und das erfolgreich betreiben. Das wäre einmal eine Lösung für Ihre ländlichen Regionen. Ich komme ja auch nicht aus einer Großstadt, aber da kommt der provinzielle Bürgermeistergeist natürlich nicht darüber hinweg. (Beifall bei den NEOS sowie der Abg. Mückstein.)

20.29


Präsident Karlheinz Kopf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Rasinger. – Bitte. (Abg. Wöginger: Dass man sich da auch noch aufregen kann, das verstehe ich überhaupt nicht!)

 


20.29.38

Abgeordneter Dr. Erwin Rasinger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Hohes Haus! Ich versuche einmal, die Gemüter ein bisschen runterzukühlen, ich bin da ja immer ärztlich tätig! (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.) Herr Abgeordneter Loacker hat sich so aufgeregt, dass ich Angst habe. Bitte, Herr Abgeordneter Loacker, ich bin nicht am Gängelband; ich weiß nicht, wo das Band ist, (den Boden rund um das Rednerpult absuchend:) ich suche es. Also ich sage Ihnen jetzt ein paar Sachargumente, denn ich schätze Sie dafür, dass Sie Sachargumenten oft zugänglich sind.

Wir haben in Österreich 850 Hausapotheken. Die Hausapotheken sind international gesehen ein österreichisches Spezifikum. In der Schweiz darf jeder Medikamente verkaufen, laut Volksabstimmung. Das Argument vom IHS stimmt nicht, dass das teurer ist; das haben Sie so im Ausschuss gebracht. Der Hauptverband sagt, es ist sogar ein bisschen billiger, also etwa gleich. – Das Argument stimmt nicht, sollte man zunächst einmal richtigstellen.

In den letzten zehn Jahren – und seit zehn Jahren deklariere ich mich – sind 150 Haus­apotheken geschlossen worden. Wenn Sie das auf eine Arzt-Stelle umlegen, so sind das 300 000 Leute, die eine andere Form der Versorgung hatten. Jetzt wird befürchtet,


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