Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll125. Sitzung / Seite 17

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nationalen Parlamenten, in internationalen Organisationen, in den Vereinten Nationen ma­chen können und machen sollen.

Ich stehe am Abend gerne am Balkon, schaue in den Himmel (Heiterkeit bei der ÖVP Abg. Fekter: Umarme Bäume!) und denke dann oft: Wir sind ja wirklich nur ein Tropfen Zeit. Da oben sind Millionen von Galaxien mit jeweils Milliarden von Planeten – und wir können diesen unseren nicht verlassen. Wir haben nur diesen einen Planeten, und wir sind hier zur Gemeinsamkeit verpflichtet. Das ist unsere Pflicht, das ist unsere Chance. Da kommt mir dann immer die Rocky Horror Picture Show in den Sinn. – Ich weiß nicht (in Richtung von Generalsekretär Ban Ki-moon), kennen Sie die Rocky Horror Picture Show? (Allgemeine Heiterkeit.) Das ist ein Musical, eigentlich eines der Generation mei­ner Eltern, nicht meiner Generation. Da gibt es den Criminologist, das ist der Erzähler, und der analysiert: „And crawling on the planet’s face, some insects called the human race. Lost in time, and lost in space … and meaning.“

Ich denke, wenn ich mich dann hochbeame auf einen dieser Planeten und auf die Erde runterschaue (allgemeine Heiterkeit – Abg. Schieder: „There’s a light“!), dann ist es tat­sächlich so, dass diese Analyse von außen betrachtet wahrscheinlich stimmt: Wir be­wegen uns hier als menschliche Rasse auf dem Planeten, lost in time, lost in space, lost in meaning. Wir hauen uns, wir schlagen uns, wir ermorden uns gegenseitig. Im letz­ten Jahrhundert: 120 Millionen Ermordete, von Menschenhand getötet. – 120 Millionen Menschen im letzten Jahrhundert von Menschenhand getötet!

Natürlich ist die UNO, sind die Vereinten Nationen ein Erbe dieses schrecklichen Jahr­hunderts. Die Ideen gab es vorher schon. Ein Vordenker des liberalen Staates, der li­beralen Demokratie ist Immanuel Kant, er formulierte dies schon im 18. Jahrhundert in seiner Schrift „Zum ewigen Frieden“. Er hat vom ewigen Frieden geträumt, er hat von völ­kerrechtlicher Verständigung geträumt. Das war ja auch eine der Grundlagen für die Charta der Vereinten Nationen.

Die Frage ist: Können wir etwas tun, wenn sich die Menschen schlagen, hauen, ermor­den? Ab und zu verzweifelt man auch in diesen Tagen, in diesen Jahren, und ab und zu schöpft man Hoffnung, so wie in Paris.

Ich glaube, lost in meaning ist der Ausgangspunkt. Wenn wir meaning herstellen kön­nen, wenn wir gemeinsamen Sinn herstellen können, dann können wir auch handeln. Ge­meinsamer Sinn heißt: die Menschenwürde. Wir sind frei und gleich an Menschenwür­de geboren. Wenn wir das alle teilen als Menschen, dann haben wir gewonnen.

Ich war 1998 bei den indonesischen Studenten. Wir haben gemeinsam gegen den Dik­tator demonstriert. An diesem Tag sind Studenten verschwunden. Sie wurden Haifi­schen gefüttert, haben wir im Nachhinein erfahren. Ich habe damals verstanden, dass eben nicht überall auf dem Planeten gemeinsames meaning ist. Wir müssen die Men­schenwürde schützen, und dann können wir auch gute Lösungen finden.

Ich war 1997 in Sarajevo beim U2-Konzert, gemeinsam mit 20 000 Soldaten, mit der Friedenstruppe im Stadion. Bono Vox hat „Miss Sarajevo“ gesungen. Ja: Etwas geht im­mer! Und das ist mein Wunsch: Dass auch in Syrien etwas geht.

Mister Secretary-General, ich verstehe nicht, dass wir da nicht mehr zusammenbrin­gen, gemeinsam mit der UNO, mit der Europäischen Union, mit anderen Institutionen. Wir brauchen eine Flugverbotszone. Es sind sieben Millionen Flüchtlinge im Land, es sind fünf Millionen Flüchtlinge außerhalb des Landes. Wir brauchen einen Rückzugs­ort, wir brauchen Zuversicht, einen Marshallplan, Wiederaufbau für den Nahen Osten. (Präsidentin Bures gibt das Glockenzeichen.) – Ich komme zum Schluss, Frau Präsi­dentin.

Wir müssen meaning herstellen für diese Menschen, damit sie vor Ort auch eine Per­spektive haben. Das ist mein dringender Wunsch, und Ihnen als meinem Bürgermeis-


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