Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll128. Sitzung / Seite 308

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Ich möchte mich ganz gezielt an den Abgeordneten und Präsidenten Eßl – ich nenne dich nicht beim Kosenamen – richten: Wenn du noch einmal versuchst, mir zu unter­stellen, ich hätte im Entferntesten etwas mit der „Freien Milch“ zu tun, dann lerne Agrar­politik. Wolfgang Pirklhuber hat das richtige Packerl mitgehabt, nämlich A faire Milch. (Abg. Eßl: Wie viel kostet jetzt die faire Milch?) Hör endlich auf, mit Unterstellungen bewusst zu verwechseln! Das ist doch deiner nicht würdig, was du da machst. Das musst du einmal deinen Salzburger Milchbauern und Milchbäuerinnen sagen. Mich wun­dert es nicht, dass die Salzburger immer öfter bei mir anrufen. Darüber musst du nach­denken, nicht ich. (Beifall beim Team Stronach. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Ich darf Folgendes sagen: Wenn sich hier herinnen jemand erlaubt, vom Überschuss, vom Butterberg und vom Milchsee zu sprechen, dann fordere ich ihn auf, er möge mir die Beweise herbringen, wie es in den Milchregalen ausschaut. (Abg. Eßl: Was kostet sie? 20 Cent oder weniger?) – Da kannst du noch so laut dazwischenschreien. Melde dich bitte zu Wort! (Abg. Eßl: Zahlt ihr mehr als 20 Cent oder weniger?)

Herr Präsident Auer, ich erinnere an das Thema Fleisch: Da kann man in aller Deut­lichkeit den Unterausschuss zitieren, in dem bäuerliche Geschäftsführer bei Rindfleisch von 145 bis 150 Prozent Eigenproduktion in Österreich reden. Fragt man Experten des Marktes, wieviel österreichisches Rindfleisch in den Regalen ist, reden die von 38 Pro­zent. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich glaube, ich brauche nicht zu erwähnen, dass das stinkt. Das gilt es aufzuklären, und da braucht man nicht irgendjemandem – den bösen Konzernen, den bösen Supermärkten und den billigsten Eigenmarken – die Schuld zuzuweisen.

Wenn morgen einer sagt, er will „Morgengold“, wird es produziert, produziert von bäu­erlichen Genossenschaften. Wen wollen wir beschuldigen? Warum werden die belie­fert? Warum kommt zu denen ein Kühlauto der Molkerei? Warum kommt zu denen ein Kühlwagen mit Fleisch, mit Schweinehälften, mit Rinderhälften aus dem Schlachthof mit bäuerlicher Vermittlung, mit Kammervermittlung, mit Börsenvermittlung? Also alle Ansprechpartner, alle Verantwortlichkeiten sind in einem Haus, und gehen hierher und sagen, die Situation ist kritisch, beispielsweise wegen dem Export nach Russland.

Herr Minister, bitte schau dir deine Exportpreise an. Du selber hast mir in einer schrift­lichen Anfragebeantwortung mitgeteilt, dass wir beim Weltmeisterkäse Exportpreise von 1,73 € bis 3,80 € pro Kilogramm haben. (Abg. Eßl: Und wie viel zahlt ihr für die Milch? – Zwischenrufe bei SPÖ und ÖVP.) – Lauter, Herr Präsident Eßl, du hast ge­sagt, ich weiß es. Ich glaube, du weißt viel mehr, aber du bringst es hier vorne nie he­raus. (Beifall beim Team Stronach.)

Der Unterschied ist – das muss ich in aller Deutlichkeit sagen –, dass ich nicht will, dass man den Schwarzen Peter jemandem zuschiebt, der nichts dafür kann. So billig kann man es sich nicht machen. Man stellt sich ständig hin und sagt: Wir sind die Verantwortlichen, wir sind der Anwalt des ländlichen Raums! – Dann spielt einen An­walt! Jeder Anwalt, der zur Gerichtsverhandlung geht und dann umfällt, hat die Ver­handlung verspielt.

Ich bitte darum, dass ihr die Verantwortung wahrnehmt – Herr Minister, ganz beson­ders du! Beschäftigt euch mit dem Markt! So (eine Packung Butter sowie eine Packung Margarine in die Höhe haltend) schaut Palmölbutter aus, so schaut Palmölmargarine aus. Egal, ob Schweinezucht, Schweinemast, egal, ob Ackerbau, egal, ob Milchviehhal­tung: Alle sind wir von diesem Betrug betroffen.

Egal, ob Flüchtlingsdiskussion, ganz egal, ob Klimawandel, wir verursachen das täglich mit. Hören wir auf, den Schwarzen Peter herumzuschieben! Nehmen wir klare Verant­wortungskompetenzen, nehmen wir Lösungsansätze – Kollege Unterrainer, danke, dass du auf den Unterausschuss verwiesen hast –, nehmen wir die Möglichkeit beim Schopf, aber dann auch bitte mit Lösungen!

 


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