Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll136. Sitzung / Seite 114

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mich aber nur, wenn ich von diesen Super-Clubs der Upper Class höre, Oxford, Cam­brigde: Cameron und Johnson sind mit allen unmöglichen Besonderheiten in Wirtshäu­sern herumgezogen, haben Scheiben zertrümmert. Das scheinen dort so Kulturformen zu sein.

Was hat Cameron aber wirklich in Oxford gelernt? – Wenn ich mir anschaue, was er in seinen Aktionen gesetzt hat, die letztlich zum Brexit geführt haben, so erinnert mich das an „Heinrich VI.“, Shakespeare. Da steht ein wichtiger Satz, den David Cameron nicht ge­lesen hat: „Leicht wird ein kleines Feuer ausgetreten, das – erst geduldet – Flüsse nicht mehr löschen.“

Genau so war es, als er gemeinsam mit der Murdoch-Presse begonnen hat, eine Kam­pagne zu entwickeln, wo man nie gewusst hat, was das wahre Verhältnis von ihm, sei­ner Partei und letztlich der Briten gegenüber der Europäischen Union ist. Bin ich jetzt drinnen oder bin ich draußen, welche Form will ich? Die wollten eigentlich nur eine markt­wirtschaftliche Liberalisierung und nicht mehr. Daher haben sie die Brexit-Abstimmung auch in Nordostengland verloren, dort, wo die ärmeren Leute sind, wo Deindustrialisie­rung ist, weil es auch eine soziale Frage war, die dazu geführt hat, dass man bei dieser Abstimmung so entschieden hat. (Abg. Lopatka: Aber dort ist die Labour Party stark!) – Sind Sie jetzt gerne in der EU oder nicht, Herr Klubobmann Lopatka? Ihre Rede heute hat mich sehr verunsichert. Ich bin mir nicht mehr so sicher, wo Sie heute in Ihrer Rede geistig wirklich waren.

Wenn ich mir das anschaue, dann hat das letztlich dazu geführt, dass es zu dieser Ab­stimmung gekommen ist. Dann gehen alle reihenweise, Osborne wird wahrscheinlich auch gehen. Wenn ich mir das „Handelsblatt“ anschaue, dann steht da zu Michael Gove der Titel „Königsmörder aus Prinzip“. Leider lebt Shakespeare nicht mehr, der könnte das ohne Ende verarbeiten. Messer hinten, Messer vorne, auch du, Michael, da spielt es sich ab. Und umgekehrt macht es Boris Johnson genauso.

In Wirklichkeit besteht natürlich schon auch ein anderer, ein wirtschaftlicher Hinter­grund. Jetzt wollen sie – und im „Guardian“ können Sie das nachlesen – Großbritannien umbauen, die Körperschaftsteuer auf 15 Prozent senken, das soll auf Kosten der So­zialsysteme gehen. Die wollen einfach radikal eine zweite konservative Revolution nach Thatcher durchführen und im Zuge des Brexit diese Gelegenheit gleich nützen.

Die anderen dulden das dort, die nehmen das selbstverständlich hin, dass einer, der aus Oxford und Cambridge kommt, dort automatisch den Führungsanspruch hat. In den Clubs sind automatisch immer die Gleichen, die Söhne, die Großväter und noch einmal die Söhne. Das wird dort hingenommen. Ehrlich gesagt muss ich sagen, es ist Zeit, dass sich dort etwas ändert. Wir reden nämlich immer nur davon, dass sich in der EU etwas ändern muss. Dieser Meinung, dass sich in der EU vieles ändern muss, bin ich auch, denn die Botschaft des Küsser-Königs lautete, wir sollen mit diesem Klamauk aufhö­ren. Vor lauter Küssen kommt er nicht dazu, dass er endlich seinen Job gescheit macht. Da bin ich auch bei den Kritikern, aber wir sollten auch diese Shakespeare-Darsteller nicht vergessen.

Mein absoluter Liebling ist Nigel Farage. Da kann man nur Hamlet zitieren: „dass einer lächeln kann und immer lächeln und doch ein Schurke sein“. Das trifft auf ihn zu. Ich würde am liebsten die Rede im britischen Unterhaus halten, denn dort gehört sie in Wahrheit hin, dass man mit denen endlich einmal abrechnet, für die 64 Millionen Briten Spieljetons in ihrem Spiel um die Macht, in ihrem Spiel um den persönlichen Aufstieg sind. Das ist wirklich verwerflich, das hat Auswirkungen auf Europa und natürlich Aus­wirkungen auf diejenigen, die dort letztlich leben.

Daher, finde ich, ist das auch keine Lösung, wenn am Schluss dann das Schlachtfeld des Brexit verlassen wird, der Herr Nigel Farage, der Herr Cameron und alle schreien: Ein Pferd, ein Pferd, ein Pferd! – Wir kennen ja alle den Ausspruch aus „Richard III.“.


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