Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll146. Sitzung / Seite 101

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Jetzt kommt es aber: Die Kanadier – selbst damals unter konservativer Regierung – wollten das ja ursprünglich gar nicht. Die europäischen Regierungen, leider auch unse­re, haben mitten in der Verhandlung der Unionskommission noch mitmandatiert, diese Schiedssysteme hineinzubringen. Das wollte zuerst gar keiner, als aber die TTIP-Ge­schichte aufgekommen ist, hat man das noch gemacht.

Das wollen mehrere Länder nicht. Im aktuellen Entwurf zur heutigen Sitzung auf Uni­onsebene sind noch die Vorbehalte von Belgien, Polen, Slowenien und einigen ande­ren angemerkt. Die haben die noch nicht weggeräumt, also geht es darum – an Sie ap­pelliere ich gar nicht, ich diskutiere jetzt quasi fiktiv mit Kanzler Kern –, dass man diese Allianzen sucht. Er muss sich gar nicht so hinstellen lassen, aber das gehört ja offen­sichtlich zur Inszenierung, dass er – wir haben es ja gehört – der einzige Kämpfer ist. Das bringt doch nichts. Man muss Allianzen in der Union suchen und nicht mit der Ve­tokeule drohen. Das wäre doch ein viel vernünftigerer Vorgang! Und die Verbündeten gibt es, zumindest in dieser Frage. (Beifall bei den Grünen.)

Es reicht ja vorläufig einmal, nicht zu unterzeichnen, denn die Unterzeichnung steht jetzt an, und dazu ist ein Bundesregierungsbeschluss notwendig. Jetzt ist das alles ein­mal zu bewerten, ob dieses Mandat von der Bundesregierung dann über den Präsi­denten, jetzt über das hiesige Präsidium, kommt oder nicht. Da bin ich schon gespannt. Wir würden empfehlen, nicht zu unterzeichnen. Warum? – Weil man mit diesem Stopp CETA nicht auf ewig „kübeln“ muss. Man kann entweder eine Neumandatierung ma­chen oder zumindest die zwei, drei, vier wichtigsten Giftzähne ziehen. Dann sagen wir, das sind genau die von der Kern-Agenda, aber dann gehört dort das Werkzeug ange­setzt, wo zu hobeln ist.

Wir können nicht hier das Holz haben und drüben ein Freilufthobelwettrennen veran­stalten, das zum Schluss kein Schwein interessiert, weil dort nichts zu hobeln ist. Da ist zu hobeln, aber dann muss man wirklich hingehen und das tun, und die Möglichkeit gibt es. Jetzt sage ich, das ist mit diesen Allianzen realpolitisch drinnen, wir sind ja selbst nicht naiv.

Ein Allerletztes – wir werden ja am Freitag im Unterausschuss noch Gelegenheit ha­ben, aber richten Sie das bitte aus –: Diese Regierung ist dabei, einen Verfassungs­bruch zu begehen. Die Bundesländer haben in einer einheitlichen Stellungnahme nach Artikel 23d eine bindende Stellungnahme abgegeben, nämlich an die Bundesregie­rung. Da steht wortwörtlich drinnen: Schiedsgerichte sind nicht vorzusehen, ansonsten ist nicht zuzustimmen. Das ist zwar etwas anderes als unterzeichnen, aber: ist nicht zu­zustimmen. – Im Übrigen gibt es immer mehr Gutachten, dass auch im Rat Einstimmig­keit verlangt wird.

Also: Dem ist nicht zuzustimmen, keine vorläufige Anwendung, all das. Und der Natio­nalrat, Sie hier – also im entsprechenden EU-Ausschuss –, hat dieses zur Beschluss­grundlage genommen, auf Antrag der Sozialdemokraten und der ÖVP, dass wir das noch bestärken. Es gibt also eine Bindung für die Bundesregierung. Und jetzt möchte ich einmal wissen, wie Sie das auflösen. Wir werden uns schon verfassungsrechtliche Schritte überlegen, wenn Sie den Willen des Nationalrates brechen. Wir binden die Bun­desregierung, nicht zu unterzeichnen, Kern soll die Chance nutzen und die wichtigsten Teile hinausbringen, und dann kann man über den Rest von CETA ja vielleicht noch ver­handeln, denn wir sind ja nicht naiv. (Beifall bei den Grünen.)

14.47


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme hat sich Herr Vizekanzler Dr. Mit­terlehner zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Vizekanzler.

 


14.47.23

Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft Vizekanzler Dr. Rein­hold Mitterlehner: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Prinzipiell


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