Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll148. Sitzung / Seite 182

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18.51.29

Abgeordnete Mag. Ruth Becher (SPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vor wenigen Monaten hat hier, in diesem Haus der Generalsekretär der Vereinten Nationen Ban Ki-moon als internationaler Gast zu uns gesprochen, und auch er hat auf die Dringlichkeit des Klimaschutzes aufmerksam gemacht und das vehement unterstrichen.

Nun frage ich: Welche Rolle kommt dem Wohnbau auf dem Weg zur Netto-Null-Emis­sion zu? Es wurde natürlich bereits eine Reihe von Maßnahmen gesetzt, und der Anteil erneuerbarer Energie am Gesamtenergieverbrauch ist gewachsen. Es ist aber selbst­verständlich auch eine Reihe von Maßnahmen notwendig, um das gesteckte Ziel zu erreichen, und das muss in den nächsten Jahren sehr, sehr rasch gehen.

Ich möchte auch erwähnen, dass Österreich bei der Entwicklung umweltschonender Technologien ein globaler Player ist, zum Beispiel bei den Heizsystemen, von Fotovoltaik bis hin zu den Bau- und Dämmstoffen. Es wurden in den letzten zehn Jahren insgesamt über 3 000 neue Patente im Bereich der erneuerbaren Energie in Österreich vergeben.

In meinem Wahlkreis, in der Donaustadt, im 22. Bezirk, hat die Zukunft des Wohnens bereits begonnen, nämlich in der Seestadt. Das ist ein Stadtteil, in dem insgesamt 20 000 Menschen wohnen werden, wenn er fertig ausgebaut ist. Das ist die Stadt der kurzen Wege, wo wohnen, arbeiten und Freizeit sehr eng beisammen liegen, wo man das alles in einem genießen kann, die Menschen Zeit sparen und der Umwelt vermeidbare Belastungen erspart werden.

Es gibt dort eine Reihe von Forschungseinrichtungen zum Energieverbrauch, für neue Baustoffe bis hin zu einem Haus, einem Gebäude, das aspern IQ, das ein Plusener­giehaus ist und mehr Energie erzeugt, als es verbraucht. Ich glaube, das ist ein Beispiel für die Zukunft und dafür, wie es gehen kann.

Bei der Enquete hat Dr. Prutsch vom Grazer Umweltamt eines auf den Punkt gebracht; er hat gesagt: „Nicht alles rechnet sich, was hier gemacht wird. Da spielt eben der […] niedrige Energiepreis […] hinein“. – Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Es sind zwei Faktoren, die zurzeit mehr Klimafreundlichkeit im privaten Wohnbau entgegenstehen: Das ist einerseits die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank – dadurch wird frei finanzierter Wohnbau für viele attraktiver, und natürlich werden dadurch viel weni­ger Maßnahmen und Auflagen eingehalten –, und es sind andererseits die historisch niedrigen Energiepreise, bei denen viele auf Investitionen für energiesparende Maßnahmen verzichten. Da, denke ich, gibt es nur eine Antwort, und diese heißt: Kurs halten!, denn niedrige Zinsen und niedrige Energiepreise haben auch ein Ablaufdatum. Wer heute unter dem Eindruck dieser günstigen Preise frei finanziert, billiger baut, tut das mit wesentlich weniger Nachhaltigkeit.

Ganz zum Schluss noch eine Bemerkung: Wenn es stimmt, dass alle Landeswohn­baureferenten eine Lockerung der Auflagen bei den Verhandlungen zu Artikel 15a verlangen – das wären alle energiesparenden Maßnahmen in diesem Bereich, im Wohnbaubereich, die im Rahmen der Wohnbauförderung dann von den Ländern geför­dert werden –, so beschränkt sich meine Antwort auf ein klares Nein, das ist aus meiner Sicht nicht möglich. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)

18.55


Präsident Karlheinz Kopf: Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Pirklhuber gelangt als Nächster zu Wort. – Bitte.

 


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