Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll148. Sitzung / Seite 186

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Der globale Meeresspiegel ist bereits um 17 Zentimeter gestiegen, bei uns schrumpfen die alpinen Gletscher zu Schneefeldern zusammen. Die Weltklimakonferenz in Paris war ein Startschuss und ein Zeichen dafür, dass sich die Welt der immensen Bedrohung durch die Klimaerwärmung bewusst ist – nicht weniger, aber auch nicht mehr. Der Klimaschutz selbst und die notwendigen Maßnahmen liegen aber bei den einzelnen Staaten, also bei uns selbst. Es wird uns nichts nützen, mit dem Finger auf die anderen zu zeigen. Wir sind verpflichtet, mit gutem Beispiel voranzugehen. Das ist ja auch das, was du, Herr Minister Rupprechter, immer wieder anführst.

Für mich als Touristiker gibt es in diesem Zusammenhang einige interessante, aber auch kontroversielle Entwicklungen. Der Klimawandel betrifft uns in Österreich schon seit Jahren, die warmen Winter haben die Schneesicherheit in vielen Skigebieten immens gefährdet. Diese Woche erst wurde das Skigebiet am Arlberg zusammen­geschlossen, es werden dafür 40 bis 50 Millionen € investiert. Gleichzeitig sagt aber die Vorarlberger Landesregierung in einer Presseaussendung, dass sie sich darauf vorbereit, sich mit einer Erderwärmung von über 4,5 Grad zu beschäftigen.

Man sieht ganz klar, die Interessen und die Ansichten driften ganz weit auseinander. Wenn etwa die Wirtschaftskammer meint, dass die Ziele des Klimavertrages für den Standort schädigend sind, dann muss ich dem ein ganz entschiedenes Nein entgeg­nen. Das ist ein Denkfehler!

Lassen Sie mich da an Präsident Obama anknüpfen: Die nächsten Generationen werden uns daran messen, was wir jetzt umsetzen. Die Einschränkung fossiler Brenn­stoffe ist kein Hindernis für das Wirtschaftswachstum, Wirtschaftswachstum und die Einschränkung fossiler Brennstoffe stehen erwiesenermaßen nicht in Widerspruch. Dazu möchte ich aber auch noch sagen, dass der Klimawandel die größte Heraus­forderung unserer Zeit ist.

Diesbezüglich möchte ich gern den österreichischen Nationalökonomen und Politiker Joseph Schumpeter, einen der größten und herausragendsten Ökonomen des 20. Jahr­hunderts, zitieren: „Die Schöpferische Zerstörung (auch kreative Zerstörung, engl. creative destruction) ist ein Begriff aus der Makroökonomie, dessen Kernaussage lautet: Jede ökonomische Entwicklung (im Sinne von nicht bloß quantitativer Entwick­lung) baut auf dem Prozess der schöpferischen bzw. kreativen Zerstörung auf. Durch eine Neukombination von Produktionsfaktoren, die sich erfolgreich durchsetzt, werden alte Strukturen verdrängt und schließlich zerstört. Die Zerstörung ist also notwendig – und nicht etwa ein Systemfehler –, damit Neuordnung stattfinden kann.“

Volkswirtschaftlich gesehen heißt das: Es dreht sich primär um Boden und Umwelt, um Arbeit und Kapital, Verteilungsgerechtigkeit und vor allen Dingen auch um Wissen und technologische Erneuerung. Das sind nämlich die volkswirtschaftlichen Produktionsfak­toren, die Schumpeter meint. Das Wissen ist der Brennstoff der Zukunft, allen Punkten ist aber gemeinsam, dass sie im Einklang zueinander stehen müssen. Wenn sich 1 Prozent der Bevölkerung am Reichtum labt und die Umwelt zerstört, kann etwas nicht stimmen und nicht im Sinne des Gemeinsamen sein.

Um globale Veränderung zu bewirken, müssen wir lokal aktiv werden. Eines muss uns nämlich klar sein: Europa ist noch weit davon entfernt, Klimaziele umzusetzen, sowohl im Ausbauvolumen als auch bei der politischen Zielsetzung und im technischen Bereich. Ich möchte – und das ist wirklich ein Ziel von mir , dass das kleine Österreich wieder mit gutem Beispiel vorangeht. Das heißt aber auch: Wir brauchen eine klare Analyse mit entsprechendem Umsetzungsplan. Anschließend gilt es, die Ärmel hochzukrempeln.

Meine Damen und Herren, die nächsten Generationen werden auf uns blicken und uns entweder danken oder verdammen, denn die Realität der Gegenwart ist die Summe


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