Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll152. Sitzung / Seite 164

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In der Begründung des ursprünglichen Antrags ist zum Beispiel davon die Rede, dass es zu wenig Produktionsfirmen gäbe, die von Frauen geführt werden, und dass die Ent­scheidungsgremien keine festgeschriebene, paritätische Besetzung hätten. Da stelle ich mir teilweise schon die Frage, ob das auch wirklich so ist. Bei den Förderentschei­dungen in der Filmabteilung im Bundeskanzleramt wird die Entscheidung von einer Ju­ry getroffen, da sind von 15 Mitgliedern zehn Frauen. Im Österreichischen Filminstitut ist das Auswahlgremium paritätisch besetzt, im fünfköpfigen Fachbeirat des Fernseh­fonds Austria sind zwei Frauen und drei Männer, beim Filmfonds Wien zum Beispiel ist das Hauptgremium ebenfalls geschlechterparitätisch besetzt.

Es gibt aber schon auch Probleme, zum Beispiel, dass 2015 nur 26 Prozent der An­träge im Bereich der Filmherstellung von Regisseurinnen gestellt wurden. Auf der an­deren Seite ist bei Anträgen, die von Frauen gestellt werden, die Wahrscheinlichkeit ei­ne viel höhere, dass die Förderung genehmigt wird.

In der Begründung des Antrags wurde dann auch festgehalten, dass es sehr wenig Da­ten gibt, um eine echte Ursachenforschung zu betreiben. Das fehlt mir in diesem Ent­schließungsantrag jetzt noch, dass wir uns wirklich anschauen, was die Gründe dafür sind. Wie hoch ist der Anteil jener, die nach der Ausbildung nicht diesen Berufsweg ein­schlagen, und was ist die Motivation dahinter? Das wäre interessant zu wissen, da es ja auch für andere Bereiche wichtig ist.

Was zum Beispiel auch nicht ganz schlüssig ist, finde ich, sind diese Stipendien im Bereich Drehbuch, wo eh schon viele Frauen tätig sind. Wie ich gehört habe, ist im Aus­schuss auch von der ÖVP so argumentiert worden, dass man gegen ein Marktversa­gen ankämpfen müsste. – Das müsste man dann meiner Meinung nach auch in Berei­chen tun, wo weniger Frauen drinnen sind.

Ich finde es grundsätzlich (Abg. Fekter: … Strategie!) – Sie müssen nicht reinschrei­en – auch wieder beispielhaft (Abg. Fekter: Das müssen Sie aushalten!) für die Symp­tombekämpfung in der Frauenpolitik, auch von SPÖ und Grünen, die ich auch oft kri­tisiere. Ihr wisst auch, dass meine Einstellung da eine andere ist, denn ich glaube, dass wir das ganzheitlich angehen müssen. Wir nehmen uns einen Bereich heraus, mit Maßnahmen, die meiner Meinung nach nicht passend sind. Da frage ich mich schon: Machen wir das jetzt immer, wenn es irgendwo einen Bereich gibt, in dem Frauen Pro­bleme haben? – Und das sind viele.

Ich schätze das sehr, das war gute Lobbyingarbeit vom FC Gloria, das kann man auch so bezeichnen. Wenn jetzt aber eine Gruppe von Frauen in der Finanz- und Versiche­rungswirtschaft kommt – es gibt nämlich mehr weibliche Studienanfängerinnen an der WU, es gibt aber sehr wenig weibliche Professorinnen, und für Frauen ist es sehr schwierig, in Vorstände und Aufsichtsräte in der Finanz- und Versicherungswirtschaft zu kommen –, ist euch das dann auch so ein Anliegen, dass wir uns für ein spezielles Förderungsprogramm für Frauen in der Finanz- und Versicherungswirtschaft einset­zen? (Zwischenruf der Abg. Fekter.) Oder haben die ein Problem, weil die vielleicht ei­nen schlechteren Zugang zum grünen und roten Parlamentsklub haben? Das ist etwas, was ich sehr kritisch hinterfragen würde, wie das zustande gekommen ist.

Ich halte das für legitim, aber ich glaube, dass man die Herangehensweise als Ganzes kritisieren kann und auch die Herangehensweise an die Frauenpolitik als Ganzes kri­tisieren kann. Wenn wir keinen ganzheitlichen Zugang schaffen, der das Problem grund­sätzlich an der Wurzel packt – und da geht es darum, wie man Frauen Möglichkeiten gibt, beruflich weiterzukommen, auch unabhängig von der Branche –, dann müssen wir, glaube ich, mit solchen Einzelaktionen aufhören und ernsthaft in der Frauenpolitik et­was ändern. (Beifall bei den NEOS.)

17.57

 


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