Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll154. Sitzung / Seite 287

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Danke zu sagen, die diese tollen Ergebnisse zustande bringen – Ärzte, Schwestern, Psychotherapeuten, Psychologen et cetera.

Ich möchte Sie alle beruhigen. Der damalige deutsche Gesundheitsminister Seehofer hat einmal gesagt: Nach der Reform ist vor der Reform. (Abg. Pirklhuber: Nicht schon wieder!) Wenn wir jetzt immer von Reformrhetorik reden: Ein Bereich, in den circa 11 Prozent des Bruttoinlandsprodukts hineingehen und in dem es um Lebensentschei­dun­gen geht, wird immer ein Diskussionsbereich sein. Ich hoffe nur, dass Reformen nicht Reformrhetorik sind, denn Reformen müssen natürlich irgendwie den real life check schaffen.

Ich höre immer wieder, unser Gesundheitswesen sei nicht effizient. Ich muss ehrlich sagen, ich habe mich damit ausgiebig befasst. Natürlich bin ich als Hausarzt und immer im Gesundheitswesen Tätiger blauäugig. Bei den Kosten liegen wir immer rund um Platz 8 in der westlichen Welt, hinsichtlich Performance, das traue ich mich zu sagen, pendeln wir so zwischen zweitem und viertem Platz.

Wenn man die OECD-Daten genau aufdröselt, kommt man drauf, dass wir bei Knie­prothesen deutlich vorne sind, bei Kataraktoperationen deutlich vorne sind, bei Hüftpro­thesen deutlich vorne sind, bei Transplantationen deutlich vorne sind, bei der Perfor­mance, beim Zugang zu Krebsmedikamenten, beim Zugang zu Krebstherapien, Mamma-Ca, Colon-Ca, aber auch bei Aufnahmen bei COPD deutlich vorne sind. Da liegen wir oft vor Deutschland und der Schweiz.

Wenn dann aber immer wieder eine Studie zitiert wird, dass im Schnitt in Österreich 59 gute Jahre erlebt werden und wir unter dem OECD-Schnitt liegen, dann würde ich mich am liebsten verkriechen, denn so einen Unsinn kann man nur weinend – oder ich weiß nicht, was ich als Arzt tun muss – zur Kenntnis nehmen. Ich versuche es einmal sachlich: Diese Studie von der OECD basiert auf self-assessment. Griechen, Bulgaren, die alle vor uns sind, San Marino, Rumänien, alle haben gesagt: Eigentlich geht es uns nicht so schlecht. Deutschland, Schweiz, Schweden und Österreich liegen im EU-Schnitt. Das ist die tolle Studie, die Österreich ineffizient macht? – Jeder, der so etwas zitiert, meint entweder Böses oder Herabsetzendes, oder er kennt sich nicht aus, denn man muss Studien auch lesen können.

Ich persönlich finde auch, man sollte im Gesundheitswesen mehr miteinander reden als aneinander vorbeireden. Ich finde auch, dass das Ganze jetzt sehr knapp ist. Das hat verschiedene Gründe. Ich bin auch kein Blockierer von Zentren und von neuen Sachen, ich war sogar für das Zentrum in Mariahilf, aber es sind die Bedingungen, wenn 400 000 Leute plus einem – nämlich mit, Rad fahrend – in der Mariahilfer Straße verkehren, natürlich anders als auf dem Land. Ich sage, den Hausärztemangel, der dahintersteht, werden wir mit Zentren nicht beseitigen.

Wo ist Spindelberger? – Er ist leider wieder weg. Gut, dann muss ich es ihm privat sagen.

Erstens brauchen wir eine bessere Ausbildung im Spital und zweitens gleiche Bezahlung. Wenn ein Hausarzt bis zu 110 000 € weniger bekommt oder einem Haus­arzt im Spital 40 Prozent weniger bezahlt wird – und man braucht sich nur die Stellen­angebote anzuschauen –, müsste ein 25-Jähriger, der heute die Wahl hat, verrückt sein, wenn er den Hausarztberuf wählt, da es dann keine Lehrpraxis gibt, Mystery Shopping und alle diese Bürokratien, die wirklich lästig sind. Diese Trias – keine Ausbildung, schlechte Bezahlung plus Bürokratie – ist es, die zum Hausärzte­mangel führt, nicht die Frage der Zentren.

Ich komme zum Ende meiner Rede: Ich glaube, trotz aller Querelen, trotz aller Unken­rufe, trotz allem, was schlecht ist, reden wir über ein System, das Weltklasse ist, hohes


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